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Politik

Kämpfe in Aleppo gehen weiter

14. Dezember 2016

Die Feuerpause in Aleppo ist gescheitert. Syrische Regierungstruppen greifen Rebellen und Aufständische mit schweren Waffen an. Die Zivilisten werden nicht mehr in Sicherheit gebracht.

Syrien Regierungssoldat in Ost-Aleppo (Foto: Getty Images/AFP)
Bild: Getty Images/AFP

Die syrische Armee hat den Kampf im Osten der Großstadt Stadt Aleppo wieder aufgenommen. Die Truppen hätten einen Angriff der Rebellen abgewehrt und die "Befreiungseinsätze verlängert", meldete die russische Nachrichtenagentur Tass mit Verweis auf das russische Verteidigungsministerium. 

Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, nach der weitgehenden Einnahme von Ost-Aleppo habe die syrische Armee die Kampfhandlungen beendet, um den Aufständischen und ihren Familien die Flucht aus Aleppo zu ermöglichen. Doch diese Feuerpause hätten die Aufständischen "ausgenutzt", um ihre Kräfte zu bündeln und die Linien der syrischen Regierungseinheiten im Nordwesten Aleppos zu durchbrechen, erklärte die russische Armee.

Aktivisten berichteten ebenfalls von Angriffen regierungstreuer Truppen und mit ihr verbündeter schiitischer Milizen. Das meldete auch die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Mindestens 14 Granaten hätten die Einheiten des syrischen Machthabers Baschar al-Assad am Morgen in die noch von den Rebellen gehaltenen Straßenzüge abgeschossen, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Dies sei ein klarer Bruch der Feuerpause. 

Freie Fahrt für Assad-Gegner? Kaum ein Kämpfer steigt mit seiner Familie in die Busse einBild: Reuters/O. Sanadiki

Keine Evakuierung 

Bei einer vereinbarten Evakuierung der Rebellengebiete kam es am Morgen zu Verzögerungen. Wie die Beobachtungsstelle erklärte, gab es Differenzen zwischen dem Regime und seinem Verbündeten Russland über die Einigung mit den Rebellen. Syriens Führung sei unzufrieden gewesen, weil Russland die Einigung ohne Abstimmung mit ihr verkündet habe. Eine regierungsnahe Quelle sagte, die Regierung in Damaskus habe Einwände gegen die Zahl der Rebellen und Zivilisten, die die Rebellengebiete verlassen sollten. Zudem forderte die Regierung eine Namensliste.Busse, die Rebellen und ihre Familien aus den belagerten Stadtteilen bringen sollten, kehrten leer in ihre Depots zurück. Aus regierungstreuen Kreisen hieß es, dies signalisiere, dass die Abmachung zwischen Regierung und Rebellen zum Abzug gescheitert sein könnte. 

Die Türkei wirft wiederum der syrischen Regierung vor, die Waffenruhe in der umkämpften Stadt Aleppo nicht zu respektieren. "Wir sehen jetzt, dass das Regime und manche Gruppen versuchen, sie zu verhindern", sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu laut Anadolu in Ankara. Cavusoglu kündigte an, mit den Außenministern Russlands und des Irans zu sprechen.

Frankreich: UN-Beobachter in Aleppo

Frankreich forderte nun UN-Beobachter für die geplante Evakuierung Aleppos. Diese sollten überwachen, dass Zivilisten die Stadt verlassen könnten und dass Rebellenkämpfer nicht "massakriert" würden, sagte Außenminister Jean-Marc Ayrault im Sender France 2. Auch Organisationen wie das Rote Kreuz und das UN-Kinderhilfswerk UNICEF müssten eingreifen können. Ayrault warnte, vor Ort herrsche ein "totales Durcheinander".

Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax haben 6000 Zivilisten in den vergangenen 24 Stunden die Rebellenviertel verlassen. Darunter seien auch 2000 Kinder. 366 Rebellen hätten in diesem Zeitraum ihre Waffen niedergelegt und sich zurückgezogen, berichtete die Agentur unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Der russische Außenminister Sergej Lawrow rechnete damit, dass die syrischen Regierungstruppen bei der Einnahme der Stadt Aleppo nur noch "zwei bis drei Tage" auf "Widerstand" treffen werden. Er hoffte, dass die Lage im Ostteil Aleppos dann geklärt sein werde.

Nach Angaben der Hilfsorganisation Médecins du Monde (Ärzte der Welt) sind noch etwa 100.000 Menschen auf einem Gebiet von lediglich fünf Quadratkilometern im Osten der Stadt eingeschlossen. Bisher sind nach Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bereits mehr als 130.000 Zivilisten aus Ost-Aleppo geflohen. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Aktivisten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

pab/stu (afp, dpa, rtr)

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