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KonflikteSyrien

Syrische Rebellen erobern Aleppo

1. Dezember 2024

Der Vorstoß der Rebellen kam für das syrische Regime überraschend. Nun haben Dschihadisten offenbar die komplette und symbolträchtige Millionenstadt Aleppo eingenommen. Bröckelt Assads Machtbasis?

Syrien Aleppo Region | Dschihadisten posieren vor einem Kampfjet auf dem Kuweires-Militärflughafen im Osten Aleppos ( 01.12.2024)
Dschihadisten auf dem Militärflughafen in Ost-AleppoBild: AREF TAMMAWI/AFP

Im Bürgerkriegsland Syrien sind die Kämpfe nach mehreren Jahren wieder heftig aufgeflammt. Eine Rebellen-Allianz aus dem Norden ist seit Mittwoch auf dem Vormarsch. Nun haben diese größtenteils dschihadistischen Gruppierungen einen symbolträchtigen Erfolg in ihrem Kampf gegen die Regierung in Damaskus errungen: Innerhalb weniger Stunden überrannten sie Aleppo und entrissen in Nordsyrien die zweitgrößte Stadt des Landes dem Regime von Machthaber Bashar al-Assad.

"Aleppo ist nicht mehr unter der Kontrolle der syrischen Regimekräfte", sagte der Chef der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. Experten sprechen von einem einschneidenden Ereignis in dem Bürgerkrieg, der seit fast 14 Jahren in dem Land im Nahen Osten wütet. Insbesondere in Aleppo kam es im Zuge dessen zu schweren Gefechten - bis zur brutalen Rückeroberung der Millionenstadt durch die Regierungstruppen vor acht Jahren.

Überraschende Großoffensive

Die Dschihadistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), der syrische Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, und ihre Verbündeten hatten vor vier Tagen eine überraschende Großoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet. Bei den heftigsten Kämpfen seit 2020 wurden laut der Beobachtungsstelle bislang mehr als 320 Menschen getötet, darunter 44 Zivilisten.

Umkämpfte Metropole Aleppo (am Samstag)Bild: Rami Alsayed/NurPhoto/Imago

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OSDH) verfügt über ein Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Nichtregierungsorganisation sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen, haben sich in der Vergangenheit aber oftmals als zutreffend erwiesen.

Auch kurdische Milizen rücken vor

Neben den Dschihadisten spielt noch eine weitere Gruppe bei der Rückeroberung von Aleppo ein wichtige Rolle: kurdische Milizen aus dem Nordosten des Landes. Nach Erkenntnissen der OSDH rückten kurdische Kämpfer nach Abzug regierungstreuer Truppen in mehrere Dörfer und Vororte im Norden und Osten der Stadt ein und besetzten den Flughafen.

Betende Rebellen während der Einnahme von Aleppo (Am Samstag)Bild: Rami Alsayed/NurPhoto/IMAGO

Die syrische Armee hatte am Samstag bestätigt, dass die Dschihadisten in "große Teile" von Aleppo einmarschiert seien. Syriens enger Verbündeter Iran teilte mit, "bewaffnete terroristische Gruppen" hätten das iranische Konsulat in Aleppo angegriffen.

Abgelenkte Unterstützer

Nach Einschätzung der USA ist ein Grund für den aktuellen militärischen Erfolg der Rebellen, die Abhängigkeit des Assad-Regimes von den Mächten, die es unterstützen. Dazu gehört neben dem Iran auch Russland. Beide Länder sind derzeit stark mit anderen Konflikten beschäftigt: Der Iran mit dem Konflikt mit Israel und seiner bröckelnden Machtbasis im Libanon und Russland mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine.

Der syrische Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, nachdem Baschar al-Assad Proteste gegen die Regierung mit Gewalt niederschlagen ließ. Eine halbe Million Menschen kamen in dem Konflikt bislang ums Leben, Millionen weitere wurden vertrieben.

Aleppo war von 2012 bis 2016 Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Regierungstruppen, oppositionellen Gruppen, darunter auch Islamisten, und der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Mit Unterstützung ihrer russischen und iranischen Verbündeten erlangte die syrische Regierung 2015 die Kontrolle über weite Teile des Landes zurück. Auch die erneute Kontrolle über die Großstadt Aleppo erlangte Assad mit Hilfe von außen: Massive russische Bombenangriffe machten die Rückeroberung möglich.

Im Norden Syriens gilt seit 2020 ein von der Türkei und Russland vermittelter Waffenstillstand. Dieser war zwar immer wieder gebrochen worden, hatte die Region in den vergangenen Jahren aber weitgehend beruhigt.

AR/haz (afp, dpa)

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