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Politik

Syrische Regierungstruppen in Afrin eingerückt

20. Februar 2018

Regierungstruppen haben die von Kurden kontrollierte Region im Norden des Landes erreicht. Sie unterstützen dort die YPG-Kämpfer, die von der türkischen Armee bedrängt werden. Die bombardiert nun Afrin.

Syrien Afrin - Konflikt Türkei-Kurden
Afrin am 31. Januar 2018Bild: Getty Images/AFP/A. Shafie Bilal

Das Wichtigste in Kürze:

       - Kämpfer der syrischen Regierungstruppen haben offenbar die Kurdenstadt Afrin erreicht

       - Die Türkei soll daraufhin einen Bombenangriff gestartet haben

       - Der türkische Präsident Erdogan droht mit einer Belagerung Afrins

Milizionäre, die auf Seiten der Syrische Regierungstruppen stehen, sind in die Kurden-Region Afrin in Nordsyrien eingerückt, die seit Wochen einer Offensive der türkischen Armee ausgesetzt ist. Das meldet die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) bestätigten die Meldung.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien berichtet, ein Konvoi mit hunderten regierungstreuen Kämpfern habe am Nachmittag die von den YPG kontrollierte Region erreicht. Die Einheiten sollten sich an der Verteidigung der Einheit Syriens und der Grenzen des Landes beteiligen.

Die Kurden wollen so einen Angriff der Türkei stoppen. Türkische Truppen und ihre Verbündete der Freien Syrischen Armee hatten vor einem Monat eine Offensive auf Afrin begonnen. Das Gebiet wird von der YPG kontrolliert. Die Türkei sieht in der Miliz den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und bekämpft sie.

Damaskus: "Türkei bombardiert Afrin"

Bei den Regierungstruppen handelt es sich nach syrischen Angaben um "Volkskräfte". Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldet, es sei bislang nur eine Vorhut an syrischen Regierungskräften eingerückt.  Schwere Waffen waren demnach nicht dabei. Die Kurden hatten seit einer Woche mit der syrischen Regierung über eine Entsendung der Truppen verhandelt. Kurz vor dem Einrücken der regierungstreuen Soldaten in Afrin hatten sie Russland noch vorgeworfen, einem Abkommen Steine in den Weg zu legen und der Türkei grünes Licht für den Angriff auf Afrin gegeben zu haben.

Dieser Screenshot soll regierungsnahe syrische Kämpfer bei ihrem Einmarsch in Afrin zeigenBild: Twitter/michaelh992

Kurz nach dem Eintreffen der syrischen Regierungskräfte in Afrin bombardierte die Türkei das Gebiet laut syrischen Regierungsangaben. Im regierungsnahen TV-Sender Al-Mayadeen war eine Explosion zu sehen. Es habe sich um einen türkischen Angriff gehandelt, meldete der Sender.

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete Artilleriebeschuss in der Region. Warnschüsse seien auf mit dem syrischen Regime verbundene "terroristische Gruppen" abgefeuert worden, hieß es. Diese hätten versucht, in die Stadt Afrin zu gelangen, hätten sich aber aufgrund des Beschusses zurückgezogen. Von syrischer Seite gibt es dazu bislang kein Statement.

Drohungen und Warnungen aus der Türkei

Damit droht eine Eskalation des Konflikts im Norden Syriens. Die Türkei hatte angekündigt, ihre Soldaten auch gegen syrische Regierungstruppen einzusetzen, falls diese der YPG-Miliz zur Hilfe kommen sollten. So hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu Syrien gewarnt: "Wenn das Regime eindringt, um die YPG zu schützen oder ihren Schutz zu gewährleisten, dann kann niemand uns, die Türkei und die türkischen Soldaten stoppen", sagte er in Jordanien.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte außerdem eine Belagerung der Stadt Afrin an. Man werde das Stadtzentrum "in den nächsten Tagen" einschließen, sagte Erdogan vor seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in Ankara. Auf diese Weise wird die Hilfe von außen blockiert." Damit werde die "Terrororganisation" YPG nicht mehr die Möglichkeit haben, mit jemandem zu verhandeln, sagte Erdogan weiter.

Kämpfer der Freien Syrischen Armee unterstützen die türkischen Truppen in NordsyrienBild: picture-alliance/abaca/H. Al Homsi

Lawrow warnt vor Spaltung Syriens

Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte vor einer Spaltung des Bürgerkriegslandes durch die Kurdenfrage und forderte die Türkei dazu auf, mit der syrischen Regierung in Dialog zu treten. Es sei nicht hinnehmbar, wenn "das Kurden-Problem" dazu genutzt werde, Chaos in der Region zu säen und Staaten zu spalten, sagte er in Moskau der Agentur Interfax zufolge. Lawrow betonte, Moskau habe Verständnis sowohl für den Standpunkt der Türkei als auch für den der Kurden.

Die Kurdenmiliz YPG ist mit der US-geführten Koalition im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Nordsyrien verbündet. Die Türkei dagegen stuft die YPG wegen enger Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als terroristisch ein. Die PKK steht auch in der EU und den USA auf der Liste der Terrororganisationen.

cw/stu (afp, dpa, rtr)

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