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Politik

Flüchtling Alaows zieht Kandidatur zurück

30. März 2021

Als erster syrischer Flüchtling wollte der Menschenrechtsaktivist Tareq Alaows für die Grünen ins Parlament. Doch dann gibt es Morddrohungen gegen seine Familie und ihn.

Berlin | Tareq Alaows vor dem Reichstagsgebäude
Tareq Alaows vor dem Reichstagsgebäude in Berlin Bild: Markus Schreiber/AP/picture alliance

Im Januar war der 31 Jahre alte Tareq Alaows als gemeinsamer Direktkandidat für die Grünen im nordrhein-westfälischen Oberhausen und in Dinslaken nominiert worden. "Ich kandidiere als erster aus Syrien Geflüchteter für den Bundestag, um mit meiner Stimme die Rechte von Geflüchteten und Migrantinnen und Migranten in Deutschland zu vertreten und für eine vielfältige und gerechte Gesellschaft für alle einzutreten", hatte er damals erklärt.

Doch nach anonymen Morddrohungen zieht der junge Mann seine Kandidatur für den Deutschen Bundestag zurück. "Die hohe Bedrohungslage für mich und vor allem für mir nahe stehende Menschen ist der wichtigste Grund für die Rücknahme meiner Kandidatur", begründet Alaows seine Entscheidung. Er weist in seiner Erklärung zudem darauf hin, die massiven Rassismuserfahrungen, die er während seiner Kandidatur habe erfahren müssen, seien "erschreckend" gewesen. "Meine Kandidatur hat gezeigt, dass wir in allen Parteien, der Politik und der Gesellschaft starke Strukturen brauchen, die strukturellem Rassismus entgegentreten und Betroffenen helfen." Alaows will sich nun "für einen gewissen Zeitraum" aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

Sein Kreisverband zeigte sich enttäuscht. "Wir hätten uns gewünscht, weiterhin mit Herrn Alaows als unserem Bundestagskandidaten für eine humane Asyl- und Migrationspolitik streiten zu können", hieß es.

Erbärmlich für unsere Demokratie

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nannte den Vorfall bei Twitter "erbärmlich für unsere Demokratie".

Auch die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, reagierte entsetzt. Sie forderte via Twitter, sich solchen rassistischen Anfeindungen noch wirksamer entgegenzustellen.

Im Jahr 2015 war Alaows nach einem Jurastudium aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Bereits wenige Monate später wurde er mit der selbstorganisierten Gruppe "Refugee Strike Bochum" politisch aktiv. Er engagiert sich auch im Koordinierungskreis der internationalen Bewegung Seebrücke, die sich für die Rettung und Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt.

se/kle (epd, dpa, afp, rtr)