1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Täuschend echt

Tobias Hemmersbach17. Mai 2003

Am Donnerstag (22.5.) läuft "The Matrix Reloaded" in den deutschen Kinos an. Nach dem überraschenden Erfolg des ersten Teils und dem Hype in den Medien um die Fortsetzung sind die Erwartungen enorm.

Das Leben der Zukunft: Eine Computersimulation?


Das Nachrichtenmagazin "Time" widmete "The Matrix Reloaded" eine Titelgeschichte, die Tageszeitungen berichteten ausführlich und die Schauspieler zogen vor dem Film-Start auf Promotour durch Amerikas populärste Fernsehmagazine. Nach Wochen der Kriegsberichterstattung sehnen sich die Medien und wohl auch die Öffentlichkeit nach leichteren Themen. Die Erwartungen an "The Matrix Reloaded" sind enorm. Ein Kassenschlager müsse es auf jeden Fall werden, "aber bitte auch ein filmisches Meisterwerk", wie "Time" fast schon flehte. Um zu beurteilen, ob es denn für einen Ruhmesplatz in der Filmgeschichte reicht, muss man aber vielleicht Geduld haben: "The Matrix Reloaded" ist erst der zweite Teil einer Trilogie. Die Auflösung, "The Matrix Revolutions", ist bereits gedreht und startet am 5. November in den amerikansichen Kinos.

Ein Erfolg an den Kassen ist aber jetzt schon sicher: Bereits die Preview-Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (15.5.) übertraf alle Rekorde. Am Premieren-Abend spielte der Film dann nach Angaben von AOL Time Warner in den US-Kinos die Rekordsumme von rund 42,5 Millionen Dollar ein. "In der Geschichte des Kinos ist das der ertragreichste Kinostart an einem Tag", sagte der Chef von AOL Time Warner, Dick Parsons, am Freitag (16.5.2003) auf der Hauptversammlung des Unternehmens.

Zur Erinnerung

Der erste Teil endete mit der Geburt des Helden Neos (Keanu Reeves), dem für Teil zwei und drei keine geringere Aufgabe als die Befreiung der Menschheit aus der Versklavung übermächtiger Maschinen zufällt. Die Maschinen halten die Menschen in Wannen gefangen, ernähren sich von deren "bioelektrischer" Energie. Dabei spielen die Maschinen den Menschen mittels der Matrix, einem Computerprogramm, die Illusion einer Realität vor. Das Leben, wie es die Menschen Ende des 22. Jahrhunderts erleben, ist nicht mehr als eine Computersimulation. Lediglich eine kleine Gruppe von Rebellen kann sich den Maschinen entziehen. Sie verschanzen sich in der Unterweltstadt Zion vor den Maschinen. In "The Matrix Reloaded" drohen die Maschinen Zion zu zerstören. Ein Teil der Rebellentruppe, angeführt von Morpheus (Lawrence Fishburn), versucht nun, einer Orakelprophezeiung folgend, die Matrix zu zerstören. Doch zunächst erteilt das Orakel Neo Orakel die Aufgabe, die Quelle der Matrix zu finden. Den Schlüssel hierfür hat der Key Maker (Randall Duk Kim), der vom Meorvingian (Lambert Wilson) Gefangen gehalten wird. Den Merovingian als den "bösen" in "The Matrix Reloaded" hätten die Macher der Trilogie, die Brüder Larry und Andy Wachowski (Drehbuch und Regie) nicht zeitgemäßer gestalten können: Er liebt Wein, geht fremd und liebt es, auf französisch zu fluchen.

Action und Philosophie

Die Wachoswki Brüder bauen in "The Matrix Reloaded" auf die Elemente, die den ersten Teil zu dem Überraschungserfolg von 1999 machten: Eine Mischung aus rasanter Action und einer flotten Handlung, die um eine intelligente Ausgangsidee aufgebaut ist, beeindruckende Special Effects und eine einzigartig Ästhetik; dazu reizen zahlreiche philosophische, religiöse und popkulturelle Verweise nicht nur Filmfreaks zu tiefschürfender Analyse.

Matrix im amerikanischen Gedächtnis

"The Matrix Reloaded" macht, was gutes, erfolgreiches Hollywoodkino immer schon gemacht hat und eben auch auszeichnet: Es greift auf Geschichten und Figuren zurück, die fest im kulturellen Gedächtnis Amerikas verankert sind und integriert dabei geschickt Elemente anderer Kulturen. Einer Vorhersehung folgend, kämpft die kleine Truppe der Rebellen gegen die Maschinen und für ihre Freiheit. In ihrem Kampf gegen die Unterdrückung durch einen übermächtig erscheinenden Gegner vereinigen die Rebellen die Mittel unterschiedlicher Kulturen. Das ist, was in den USA am liebsten als die eigene Geschichte wahrgenommen wird; eine Erzählung, die nicht unerheblich ist für das Handeln der USA. Vor allem nach außen.

Carrie Ann Moss als TrinityBild: Jasin Boland/Fox Studios
Tryptichon mit den drei Hauptdarstellern des Films "Matrix - Reloaded", Carrie-Anne Moss als Trinity (links), Laurence Fishburne als Morpheus (Mitte) und Keanu Reeves als Neo.Bild: Jasin Boland/Fox Studios
Trinity (Carrie-Anne Moss) vor dem in die Matrix eingeloggten Neo (Keanu Reeves). Filmszene aus "Matrix - Reloaded".Bild: Jasin Boland/Fox Studios

Sofortige Raubkopien

Zum Ärger der Filmverleiher von Warner Bros. tauchten unmittelbar nach den ersten Vorführungen am 14.5.2003 bereits Raubkopien von "Matrix Reloaded" im Internet auf. Die Datenfiles bei Web-Tauschbörsen seien allerdings von geringer Qualität, so dass die Kopien offensichtlich mit Videokameras von Kinoleinwänden abgefilmt worden seien, hieß es in Branchenkreisen. Ironischerweise werden die Raubkopien über eine Tauschbörse namens Morpheus weiter gegeben - so heißt auch eine der "Matrix"-Gestalten.