Tödliche Sturzflut in Texas: Trump will Konsequenzen ziehen
6. Juli 2025
Der Guadalupe River schlängelt sich normalerweise malerisch durch das texanische Hill Country und ist ein beliebtes Ausflugsziel im Süden der USA. Am Freitag verwandelte sich der Fluss in einen tosenden Strom. Wegen starker Regenfälle stieg sein Pegelstand innerhalb kürzester Zeit um acht Meter.
Die Wassermassen wälzten sich durch das Tal, rissen insbesondere im stark betroffenen Landkreis Kerr Autos, Häuser, Strommasten und ein ganzes Zeltlager mit sich. Wer konnte, rettete sich auf Bäume. Doch für viele wurde das "gefährlichste Flusstal der USA" - wie es Kerr Countys Verwaltungschef Rob Kelly nennt - zur tödlichen Falle. Erinnerungen an eine ähnliche Sturzflut in den 1980er-Jahren wurden wach.
Die Zahl der Toten lag am Sonntag bei 59, wie die Behörden der betroffenen Landkreise mitteilten. Unter den im Hochwasser Ertrunkenen sind 21 Kinder. Die Suche nach Vermissten wird fortgesetzt. Und es droht laut Wetterprognosen neue Gefahr.
Finanzhilfen und mögliche Reformen
Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, rief den Katastrophenfall aus, um mehr Geld für die betroffenen Landkreise bereitstellen zu können. US-Präsident Donald Trump kündigte Bundeshilfen an. Heimatschutzministerin Kristi Noem kam nach Texas und teilte mit, der Präsident werde für eine Verbesserung der Technologien beim Nationalen Wetterdienst NWS und der Klimabehörde NOAA sorgen.
"Wir müssen dieses alte System erneuern", fügte Noem hinzu. Über die von Anwohnern geäußerte Kritik, sie seien nicht ausreichend über die Fluten informiert worden, werde sie die Regierung informieren. Auch ein Beamter der Kreisverwaltung sagte, diese habe nicht von den Fluten gewusst.
Die Trump-Regierung war nach Mittel- und Personalkürzungen beim NWS und der NOAA von Wissenschaftlern und Katastrophenschutzbehörden kritisiert worden. Die NOAA ist in den USA für Wettervorhersagen und Unwetterschutz verantwortlich. Trump hatte zudem in der Vergangenheit wissenschaftliche Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel geleugnet.
Gesamtzahl der Vermissten weiter unklar
Die Überschwemmungen vom Freitag waren durch heftige Regenfälle von bis zu 300 Litern pro Quadratmeter ausgelöst worden - ein Drittel der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge im Landkreis Kerr. Wie viele Menschen insgesamt vermisst werden, ist noch unklar. Denn das lange Wochenende, das mit dem Unabhängigkeitstag am 4. Juli schon am Freitag begann, hatte viele Ausflügler für einen Kurztrip ins Hill Country gelockt.
Gebangt wird auch weiter um das Leben von 27 Mädchen, die an einem christlichen Sommerlager im Camp Mystic am Ufer des Guadalupe teilgenommen hatten. US-Medien berichten unter Berufung auf deren Familien, dass vier der Mädchen tot sein. Die Behörden bestätigten dies bisher nicht. Verzweifelte Eltern suchen in Aufnahmezentren für Flutopfer oder in Onlinemedien nach ihren Kindern.
Die meisten der rund 750 Mädchen, die an dem Camp teilnahmen, konnten gerettet werden. Auch weitere Camper an dem Flussufer wurden in Sicherheit gebracht. Insgesamt 850 Menschen seien erfolgreich aus dem Katastrophengebiet geholt worden, sagte Kerr Countys Sheriff Larry Leitha am Samstag. Acht von ihnen seien verletzt.
Prognosen und Appelle
Der Nationale Wetterdienst sagte weiteren Starkregen und "örtlich katastrophale" Überschwemmungen in der Region voraus. Erste neue Sturzfluten gebe es bereits, teilte der NWS mit und rief Anwohner in Flussnähe auf, höher gelegene Gebiete aufzusuchen. "Handeln Sie rasch, um Ihr Leben zu schützen", heißt es in einer NWS-Warnung. Die Behörden appellieren, das Unglücksgebiet nicht zu betreten. Anwohner sollten nicht auf eigene Faust nach Vermissten suchen.
Sturzfluten entstehen, wenn der Boden die heftigen Regenfälle nicht aufnehmen kann. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel zu häufigeren und extremen Wetterereignissen wie Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen.
AR/wa (afp, dpa, rtr)
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