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Politik

Viele Tote bei türkischen Luftangriffen

25. April 2017

Die türkische Luftwaffe hat schwere Angriffe auf Kurdenmilizen in Syrien und im Irak geflogen, die mit der verbotenen PKK verbündet sein sollen. Die Zahl der Todesopfer stieg jetzt nach Angaben aus Ankara auf etwa 70.

Kriegsflugzeug der türkischen Luftwaffe
Ein F-16-Kampfflugzeug der türkischen LuftwaffeBild: picture-alliance/Eibner-Pressefoto

Türkische Kampfjets bombardierten die Kurden-Miliz YPG sowie die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK in Syrien und im Irak. Bei den Angriffen seien rund 70 Extremisten getötet worden, erklärte das türkische Militär. Die attackierten "Terrornester" in Nordostsyrien und im Nordirak seien präzise getroffen worden. Die beiden Zielgebiete hätten sich zu "Drehkreuzen des Terrors" entwickelt. Man wolle verhindern, dass die Untergrundorganisation PKK Waffen und Sprengstoff für Anschläge in der Türkei über die Grenze schicke.

Die PKK-nahen kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) sind einer der wichtigsten Verbündeten der USA im Kampf gegen die Extremistenmiliz IS. Jets der US-geführten internationalen Koalition unterstützen eine von der YPG angeführte Offensive auf die IS-Hochburg Al-Rakka. Die Miliz kontrolliert im Norden Syriens zudem große Teile der Grenze zur Türkei. Ankara sieht in der Kurdenmiliz einen Ableger der PKK und bekämpft sie deshalb. Die PKK selbst wird auch von den USA und der EU als Terrorgruppe eingestuft. Sie kämpft seit drei Jahrzehnten für eine Autonomie der Kurden. Mehr als 40.000 Menschen sind in dem Konflikt getötet worden.

Ein Sprecher der YPG sagte, in Nordsyrien seien mindestens 20 Kämpfer getötet und 18 weitere verletzt worden. Ihr Hauptquartier in der Nähe der Stadt Al-Malikijah nahe der türkischen Grenze sei getroffen worden. Zudem seien unter anderem ein Medienzentrum, ein Radiosender und Kommunikationsanlagen im Visier gewesen. Der Chef der syrischen Kurdenpartei PYD, Salih Muslim, warf der Türkei vor, Terroristen zu unterstützen. "Anstatt den IS anzugreifen, attackiert die Türkei diejenigen, die gegen die Terroristen kämpfen", sagte er der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung". Die internationale Koalition dürfe diese Angriffe nicht stillschweigend akzeptieren. Die YPG gilt als bewaffneter Arm der PYD.

Auch Sindschar im Irak getroffen

Die türkische Luftwaffe bombardierte zum ersten Mal auch eine andere PKK-nahe Kurdenmiliz in der nordirakischen Region Sindschar. Dort setzte sich die PKK fest, nachdem ihre Kämpfer der Minderheit der Jesiden geholfen hatten, die von der Terrormiliz "Islamischer Staat" verfolgten wurden. Zugleich sind in Sindschar Peschmerga-Einheiten der autonomen Kurdenregion im Irak stationiert. Fünf dieser Milizionäre wurden bei den türkischen Angriffen getötet, teilte ein Peschmerga-Kommandeur mit. Offensichtlich sei dies aus Versehen geschehen. Die türkische Luftwaffe habe eigentlich eine mit der PKK verbündete Jesiden-Miliz im Visier gehabt.

Die Peschmerga gehören zur kurdischen Autonomieregierung im Nordirak. Diese pflegt gute Beziehungen zur Türkei und steht in Konkurrenz zur PKK. Ein Sprecher des Peschmerga-Ministeriums in Erbil erklärte, die Angriffe seien inakzeptabel. Gleichzeitig forderte er die PKK auf, sich aus dem Nordirak zurückzuziehen.

Washington und Bagdad protestieren

Die USA haben inzwischen die türkischen Angriffe auf Stellungen kurdischer Kämpfer im Irak und in Syrien scharf verurteilt. Die Angriffe seien weder mit den USA noch mit der Anti-IS-Koalition in Syrien und im Irak abgesprochen gewesen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. Er rief Ankara auf, alle militärischen Schritte mit den Partnern zu koordinieren. Dies sei schon allein nötig, um die Sicherheit der Koalitionskräfte zu gewährleisten.

Auch die irakische Regierung verurteilte die türkischen Angriffe in scharfer Form. Ein Regierungssprecher sagte, die Militäraktionen seien "eine Verletzung des internationalen Rechts und der Souveränität des Iraks". Unkoordinierte Luftangriffe über die Grenze hinweg würden die Anstrengungen des Iraks und der internationalen Gemeinschaft bei der Bekämpfung des Terrors negativ beeinflussen.

Bei mutmaßlichen PKK-Anschlägen in der Südosttürkei wurden am Dienstag insgesamt mindestens fünf türkische Soldaten getötet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. In den Provinzen Sirnak, Bitlis und Kars seien Sprengfallen gezündet worden. Bei Gefechten in den südosttürkischen Provinzen Sirnak und Hakkari seien insgesamt 13 PKK-Kämpfer getötet worden.

kle/sti (rtr, dpa, afp)

 

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