Bjorg Lambrecht galt als aufstrebendes Talent im Radsport. Doch nun wurde dem erst 22 Jahre alten Belgier ein schwerer Sturz zum Verhängnis. Die Trauer ist groß.
Anzeige
"Die größte Tragödie, die der Familie, Freunden und Teamkollegen von Bjorg passieren könnte, ist passiert ... Ruhe in Frieden", schrieb Bjorg Lambrechts Rennstall "Lotto Soudal". "Es gibt keine Worte, um diese Tragödie zu beschreiben."
Der 22-jährige Radprofi war auf der dritten Etappe der 76. Polen-Rundfahrt von Chorzów nach Zabrze schwer gestürzt. Nach Angaben des Online-Portals "Onet" fuhr der Belgier in eine Betonkonstruktion, nachdem es plötzlich angefangen hatte zu regnen. Infolge der widrigen Witterungsbedingungen war es zu mehreren Stürzen auf der Etappe gekommen.
Lambrecht wurde reanimiert und mit einem Helikopter in ein Krankenhaus der Stadt Rybnik geflogen. Dort verstarb er kurze Zeit später.
Ein Radsport-Talent
Beim diesjährigen Tour-Härtetest Criterium du Dauphine in Frankreich hatte Lambrecht die Wertung der besten Jungprofis gewonnen, bei der U23-WM im Vorjahr belegte er im Straßenrennen den zweiten Rang. Der 1997 in Gent geborene Lambrecht startete erst in seinem zweiten Jahr auf der World Tour.
wa/as (sid, dpa)
Tragische Stürze: Diese Radprofis starben im Rennen
Der Belgier Bjorg Lambrecht galt als großes Rundfahrt-Talent - nun ist er tot. Sein tragischer Sturz bei der Polen-Rundfahrt erschüttert die Radsport-Welt. Dabei ist er nur der jüngste Todesfall in einem riskanten Sport.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gruchalski
Das Risiko fährt mit
Auf dem glitschigen Kopfsteinpflaster, aber längst nicht nur dort: Die Gefahr gehört zum Beruf des Radprofis dazu. Stürze sind auch bei Rennen der WorldTour an der Tagesordnung. Ursachen sind Fahrfehler, rutschige Straßen, Positionskämpfe oder Schlaglöcher - um nur einige Risiken zu nennen. Und manchmal enden solche Stürze tragisch. 139 Todesfälle während Radrennen listet Wikipedia seit 1894 auf.
Bild: picture-alliance/Augenklick/Roth
Stan Ockers
Im fortgeschrittenen Radsportalter von 35 Jahren erlebte Stan Ockers seine Blütezeit: Der Allrounder gewann 1955 die Ardennenklassiker La Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich sowie die Weltmeisterschaft. Im Jahr darauf stürzte der belgische Radheld bei einem Bahnrennen in Antwerpen und starb zwei Tage später im Krankenhaus.
Bild: picture-alliance/AP
Knud Enemark Jensen
Tod bei Olympia: Knud Enemark Jensen erlitt während des Olympischen Straßenrennens in Rom 1960 bei hohen Temperaturen einen Hitzschlag, fiel vom Rad und verletzte sich am Kopf. Einen Tag später starb er an den Folgen eines Schädelbruches. Sein Trainer räumte ein, dass Jensen gedopt gewesen war, ein toxikologischer Befund bestätigte dies. Später wurden Dopingkontrollen bei Olympia eingeführt.
Bild: picture-alliance/AP
Joaquim Agostinho
Radsport ist eine Sportart in der Natur, zu der unkalkulierbare Risiken gehören. Dies musste auch Joaquim Agostinho erfahren. Der portugiesische Volksheld (er gewann eine Tour-Etappe in Alpe d'Huez) kam bei seiner Heimatrundfahrt 1984 durch einen Hund zu Fall, beendete die Etappe und kam erst Stunden später in ärztliche Betreuung. Zehn Tage später starb er an seinen Kopfverletzungen.
Bild: picture-alliance/dpa
Fabio Casartelli
Das Blut floss über den Asphalt. Die Bilder des Sturzes von Fabio Casartelli erschütterten die Tour de France 1995. Der Italiener schlug auf der Abfahrt vom Col de Portet-d’Aspet mit dem Kopf auf eine Beton-Straßenbegrenzung. Tour-Arzt Gérard Porte konnte den Italiener zwar wiederbeleben, später erlag Casatelli aber seinen Verletzungen. An der Unfallstelle erinnert heute ein Denkmal an den Sturz.
Bild: picture-alliance/Augenklick/Roth
Andrei Kiwiljow
Heute unvorstellbar, aber damals völlig normal: Über viele Jahrzehnte fuhren Radprofis ohne Helm. Erst 2003 wurde er zur Pflicht und das hatte einen Grund: Der Kasache Andrei Kiwiljow (vorne) fiel bei Paris-Nizza auf den Kopf und verstarb kurz darauf. Bis dahin hatten sich die Fahrer immer gegen eine Helmpflicht gewehrt.
Bild: Getty Images/AFP/P. Kovarik
Wouter Weylandt
Einer der schwärztesten Tage in der Geschichte des Giro d'Italia: 2011 stürzte der Belgier Wouter Weylandt auf der Abfahrt vom Bocca-Pass und starb trotz sofortiger Wiederbelebungsversuche noch an der Unfallstelle. Der Belgier hatte sich nach hinten orientieren wollen, touchierte dabei mit einem Pedal eine Mauer, wurde auf die andere Straßenseite geschleudert und schlug mit dem Gesicht auf.
Bild: picture-alliance/Augenklick/Roth
Antoine Demoitié
Woran starb Antoine Demoitié? Sicher ist, dass der belgische Radprofi beim Klassiker Gent-Wevelgem 2016 nach rund 150 Kilometern mit vier weiteren Fahrern gestürzt war. Danach fuhr ein Begleitmotorrad in ihn. Der 25-Jährige verstarb später an einer Hirnblutung - ob durch den Sturz oder den Unfall mit dem Motorrad konnte auch die Autopsie nicht klären.
Bild: picture-alliance/dpa/D.Waem
David Cañada
Dieser Sturz endete für den Spanier David Cañada noch halbwegs erträglich: Bei der Tour de France 2006 musste er verletzt aufgeben, konnte seine Karriere aber bis 2009 fortsetzen. 2016 nahm er an einem Jedermannrennen in seiner Heimatregion Aragonien teil, kollidierte mit einem anderen Teilnehmer, stürzte und verstarb an seinen Kopfverletzungen.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Weiken
Bjorg Lambrecht
Der jüngste Todesfall im Radsport. Der 22-jährige Belgier galt als aufsteigender Stern am Radsporthimmel. Beim wichtigsten Nachwuchsrennen, der Tour de l'Avenir, schlug ihn 2017 nur ein gewisser Egan Bernal. Doch Lambrechts Leben endet vorzeitig. Bei der Polen-Rundfahrt 2019 fuhr er in einen Straßengraben und verstarb noch am Abend im Krankenhaus.