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Tödliche Unruhen in Afghanistan

29. Mai 2006

In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist es nach einem Verkehrsunfall, bei dem US-Truppen beteiligt waren, zu Ausschreitungen gekommen. Soldaten der US-Armee sollen schließlich das Feuer eröffnet haben.

Ausschreitungen nach dem Unfall in KabulBild: AP

Laut Agenturangaben haben am Montag (29.5.2006) Soldaten der US-Armee in der afghanischen Hauptstadt Kabul in eine Menge geschossen und mindestens vier Zivilisten getötet. Ein Militärkonvoi fuhr im Norden der Stadt auf mehrere Fahrzeuge auf, weil offenbar die Bremsen eines Lastwagens versagten. Als die etwa fünfzehn Fahrzeuge daraufhin angehalten hätten und die Soldaten ausgestiegen seien, hätten mehrere Einheimische sie mit Steinen beworfen. Die Soldaten sprangen demnach zurück in die Fahrzeuge und schossen auf die Menschen: "Sie sind schießend durch die Menge gefahren", berichtete ein Korrespondent der französischen Agentur AFP.

Er habe gesehen, wie zwei Menschen direkt neben ihm erschossen wurden. Die Soldaten hätten sich mit den Fahrzeugen in Bewegung gesetzt, in die Menge gefeuert und mindestens vier Menschen getötet. Andere Augenzeugen und örtliche Medien gaben höhere Zahlen an: Ein afghanischer Geheimdienstmitarbeiter sprach von bis zu sieben Toten und neun Verletzten, der Fernsehsender Ariana berichtete von bis zu 30 Toten.

Schießende Polizei

Den Agenturberichten zufolge kamen am Unfallort immer mehr Menschen zusammen. Die aufgebrachte Menge soll eine Polizeiwache, zwei Polizeifahrzeuge und ein Motorrad in Brand gesetzt haben. "Tod Amerika", hätten die wütenden Menschen geschrien. Die Polizei habe daraufhin auch geschossen.

"Wie Schafe getötet"

Demonstranten werfen Steine auf ein US-amerikanisches FahrzeugBild: AP

Ein Augenzeuge sagte: "Diese Feiglinge haben einfach in die Menge geschossen, sie haben sie wie Schafe getötet." Die Soldaten hätten das Feuer eröffnet, obwohl die Einheimischen nur mit Steinen nach ihnen geworfen hätten. "Wie kann man nur so feige sein, das sind keine tapferen Soldaten, das sind Schurken, und sie glauben, dass Afghanistan ein Spielplatz ist, auf dem sie Schießen üben können."

Unfall löste Kundgebung aus

Die US-geführte Koalition in Kabul erklärte, es habe einen Verkehrsunfall mit einem Toten und sechs Verletzten gegeben. Das afghanische Innenministerium teilte mit, es habe einen Verkehrsunfall gegeben, an dem Koalitionssoldaten beteiligt seien; der Unfall habe eine Kundgebung ausgelöst, die gewaltsam geworden sei. "Wir haben derzeit keine Angaben über die Zahl der Opfer."

Angriff auf Taliban

Unterdessen sind bei einem Luftangriff der US-geführten Streitkräfte im Süden Afghanistans bis zu 50 Anhänger der radikal-islamischen Taliban getötet worden. Das teilte ein örtlicher Regierungsvertreter mit. Die US-geführte Koalition in Afghanistan teilte mit, sie könne den Angriff in der Provinz Helmand zunächst nicht bestätigen. (chr)

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