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Politik

Tödlicher Wahltag in Pakistan

25. Juli 2018

Bei einem Anschlag kurz nach Öffnung der Wahllokale hat es in der Stadt Quetta viele Tote gegeben. Es ist ein schwerer Rückschlag für die Regierung, die mit 800.000 Sicherheitskräften die Wahlen schützen wollte.

Pakistan Quetta Anschlag bei Parlamentswahl
Bild: Reuters/N. Ahmed

Die Explosion in der Provinzhauptstadt Quetta im Südwesten des Landes ereignete sich nach Polizeiangaben in der Nähe eines Wahllokals. Behörden sprechen von mindestens 30 Toten. Unter den Opfern befänden sich auch Kinder und Polizisten, sagte Mohamed Jafar vom Civil Hospital in Quetta. Mindestens 35 weitere Menschen seien verletzt worden. 

Der Selbstmordattentäter habe seine Bombe nach ersten Erkenntnissen inmitten einer Schlange von Wählern neben einem Polizeiauto gezündet, sagte der Sprecher der Polizei in Quetta, Mohamed Ramzan. Der Anschlag habe einem hochrangigen Polizisten gegolten, der die Sicherheitsvorkehrungen des Wahllokals habe prüfen wollen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag über ihren Propagandakanal Amaq für sich.

Bereits am Vortag hatten sich die Sicherheitskräfte rund um die Wahllokale postiert. Erstmals bewachen Soldaten diese nicht nur außen, sondern sind an ausgesuchten Orten auch in den Stimmabgabezentren postiert. Damit soll das Sicherheitsgefühl der rund 100 Millionen Wahlberechtigten gestärkt werden.Diese Strategie kann nach dem Anschlag von Quetta als gescheitert angesehen werden. Etwa ein Viertel aller 85.000 Wahllokale wurden als "heikel" deklariert.

Der Wahlkampf wurde von Gewalt überschattet - aber auch von Vorwürfen gegen das Militär, dass es sich zu sehr in die Politik eingemischt habe. In den vergangenen Wochen wurden mehr als 180 Menschen bei Angriffen auf Wahlveranstaltungen getötet, drei von ihnen waren Kandidaten, die sich um einen der 342 Parlamentssitze bewarben.

Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss

Hauptthema des Wahlkampfs war die schlechte Wirtschaftslage Pakistans. Das Rennen um den Posten des Regierungschefs läuft auf einen Zweikampf zwischen der Partei des ehemaligen Premierministers Nawaz Sharif und der des einstigen Cricket-Stars Imran Khan hinaus.

Herausforderer Imran KhanBild: DW/R. Saeed

Der Geschäftsmann Sharif wurde vor knapp zwei Wochen bei seiner Rückkehr ins Land unter Korruptionsverdacht festgenommen. Er ist Spitzenkandidat der regierenden Pakistanischen Muslimliga-Nawaz (PML-N). Der ehemalige Cricket-Star und Playboy Imran Khan fährt mit seiner Tehreek-e Insaf (PTI) einen religiösen Kurs und gilt als Liebling der Militärs. Zuletzt hatte er sich beim Versuch, Stimmen  zu sammeln, verstärkt radikalislamischen Gruppen angenähert. 

Nach letzten Umfragen wird vermutlich keine der beiden Parteien auf eine regierungsfähige Mehrheit kommen. Wahlforscher rechnen deshalb damit, dass der südasiatischen Atommacht eine Hängepartie bevorsteht.

Wahlkampf aus dem Gefängnis: Nawaz SharifBild: picture alliance/dpaEPA/PMLN

Die Wahllokale sind mittlerweile geschlossen. Erste inoffizielle Resultate werden in Kürze später erwartet. Es war die elfte Wahl in dem 207-Millionen-Einwohner-Land, aber erst das zweite Mal, dass eine zivile Regierung die Macht nach einer vollen Legislaturperiode an demokratisch gewählte Nachfolger übergibt. Fast die Hälfte seiner Geschichte seit der Staatsgründung 1947 wurde Pakistan vom Militär geführt.

Militär unter Beobachtung

Während des Wahlkamps waren Vorwürfe weit verbreitet, das Militär mische sich in die Urnengänge ein. Insofern stand die Rolle der
Soldaten unter besonderer Beobachtung. "Es gibt einen Verhaltenskodex und wir als Beobachter sehen uns an, wie sich das Militär verhält", sagte der Chef der EU-Wahlbeobachtermission, der deutsche EU-Abgeordnete Michael Gahler (CDU), beim Besuch eines
Stimmabgabezentrums in Islamabad.

mak/ww (dpa, afp)

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