Tödliches Methanol: So giftig ist gepanschter Alkohol
19. November 2024
Immer wieder vergiften sich Menschen durch den Konsum von illegal gebranntem Schnaps. Das Problem heißt Methanol. In geringerer Dosis macht es blind, zu viel Methanol wirkt tödlich.
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Kumi Kumi, Lotoko oder Waragi - all diese Namen stehen für illegale alkoholische Getränke, die in Kenia, der Demokratischen Republik Kongo und Uganda hergestellt werden. Und sie haben noch etwas gemeinsam: Sie alle enthalten Methanol und ihr Verzehr kann tödlich sein.
Methanol gehört zur Stoffgruppe der Alkohole und ist eine klare, farblose Flüssigkeit, die in der chemischen Industrie verwendet und beispielsweise für die Herstellung von Brennstoffzellen eingesetzt wird.
Obwohl sich Ethanol und Methanol in ihrer chemischen Struktur sehr ähnlich sind, unterscheiden sie sich in ihrer toxikologischen Wirkung enorm: Trinken sollte man Methanol auf keinen Fall.
Was ist gepanschter Alkohol?
Trotzdem kommt es immer wieder zu oft tödlichen Zwischenfällen mit gepanschtem - also mit Methanol versetztem - Alkohol. Der Stoff kann auf verschiedene Wege in den Trinkalkohol gelangen. Die Trinkenden selbst merken davon nichts, weil Methanol und Ethanol geschmacklich nicht zu unterscheiden sind.
Methanol entsteht als Nebenprodukt bei der Herstellung von Trinkalkohol. Während des Destillierungsprozesses verdampft und kondensiert Methanol vor Ethanol. Deshalb sollte dieses erste Destillat unbedingt ausgesondert werden, um zu verhindern, dass das spätere Endprodukt mit Methanol verunreinigt ist. Darauf ist in der privaten Hinterhof-Brennerei allerdings nicht unbedingt Verlass.
Eine andere Form des Panschens ist die illegale Beimischung von im Vergleich zu Ethanol billigerem Methanol, um den Alkoholgehalt und die berauschende Wirkung des Getränks zu steigern. 2009 starben drei Jugendliche aus Deutschland während einer Klassenfahrt in der Türkei, weil sie Wodka getrunken hatten, der mit Methanol versetzt war.
Das Enzym Alkoholdehydrogenase ist für den Abbau von Ethanol zuständig, baut aber auch Methanol ab, wenn es sich im Körper befindet. So wird aus dem Methanol erst Formaldehyd und dann Ameisensäure. "Die Ameisensäure greift den Sehnerv an und kann zu Erblindung führen. Sehstörungen gehören zu den ersten gravierenden Symptomen einer Methanolvergiftung", erklärt Schleh.
Was macht die Leber?
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Ob es beim Verlust der Sehkraft bleibt oder die Ameisensäure bis zum Organversagen und schließlich zum Tod führt, sei hauptsächlich eine Frage der Dosis, so Schleh.
Allerdings sind die Stoffwechselprozesse bei allen Menschen unterschiedlich, sodass genaue Angaben von Grenzwerten schwierig sind. Forschende nehmen an, dass der Konsum von 5 bis 10 ml reinen Methanols zu Erblindung führt. Ab 20 bis 30 ml kann das Trinken tödlich sein.
Was tun bei einer Methanolvergiftung?
"Wenn ich in einer vergilbten Plastikflasche eine klare Flüssigkeit angeboten bekomme, die stark alkoholisch riecht, würde ich Abstand nehmen", sagt der Toxikologe Schleh auf die Frage, wie sich eine Methanolvergiftung verhindern lässt.
Für den Fall, dass das Glas bereits geleert wurde und erste Vergiftungserscheinungen offensichtlich werden, sollte sofort ein Krankenwagen gerufen werden. "Im Krankenhaus wird der Magen ausgepumpt und man bekommt das Medikament Fomezipol, das die Alkoholdehydrogenase hemmt und somit den Abbau in Ameisensäure blockiert", sagt Schleh.
Eine weitere Maßnahme ist die Gabe von Ethanol. Das klingt seltsam, hat aber einen ähnlichen Effekt wie das Medikament: der Abbau von Methanol in die hochgiftige Ameisensäure wird gestoppt. "Die Alkoholdehydrogenase hat eine höhere Affinität zu Ethanol und baut deshalb bevorzugt diesen Alkohol ab", erklärt Schleh.
Von einer derartigen Eigentherapie rät Carsten Schleh allerdings trotzdem ab - eine Ethanolvergiftung könne ebenfalls fatale Folgen haben.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 30.07.2022 veröffentlicht und am 19.11.2024 aktualisiert.
Krebs vermeiden statt heilen
Krebs muss kein unumgängliches Schicksal sein. Forscher wissen sehr gut, was Tumoren auslöst. Und gegen die größten Gefahren kann jeder selbst etwas unternehmen.
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Das Schicksal in der Hand
Eine Krebsdiagnose trifft immer hart und unerwartet. Dabei ließen sich fast die Hälfte aller Krebsfälle vermeiden. Allein an etwa jedem fünften Tumor ist das Rauchen schuld. Der giftige Tabakrauch verursacht nicht nur Lungenkrebs, sondern auch viele andere Tumorarten. Rauchen ist der häufigste eigenverschuldete Grund für Krebs - aber nicht der einzige.
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Dick sein kann tödlich sein
Auf Platz zwei der Krebsauslöser: Übergewicht. Schuld sind erhöhte Insulinspiegel. Sie erhöhen das Risiko für fast alle Krebsarten, vor allem für Nieren-, Gallenblasen- und Speiseröhrenkrebs. Übergewichtige Frauen bilden zudem vermehrt weibliche Geschlechtshormone im Fettgewebe und erkranken dadurch leichter an Gebärmutter- und Brustkrebs.
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Runter vom Sofa!
Menschen, die sich kaum bewegen, bekommen besonders häufig Krebs. Langzeitstudien zeigen: Sport beugt Tumoren vor. Denn körperliche Aktivität senkt den Insulinspiegel und verhindert nebenbei das Dickwerden. Und es muss kein Hochleistungssport sein: Schon etwas Spazierengehen oder Fahrradfahren machen einen großen Unterschied.
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Krebs zum Wohle!
Alkohol ist krebserregend. Er fördert vor allem Tumoren der Mundhöhle, des Rachenbereichs und der Speiseröhre. Besonders gefährlich ist die Kombination von Rauchen und Alkohol: Dadurch steigert man sein Krebsrisiko auf das Hundertfache. Allerdings ist ein Glas Wein pro Tag gesund, denn es unterstützt das Herz-Kreislauf-System. Alles, was darüber hinaus geht, sollte man meiden.
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Ungesundes vom Tier
Rotes Fleisch kann Darmkrebs auslösen. Der genaue Grund ist bisher noch nicht geklärt, Langzeitstudien zeigen aber einen deutlichen Zusammenhang. Besonders gefährlich ist Rindfleisch, in geringerem Maße auch Schweinefleisch. Das Krebsrisiko steigt durch den Verzehr etwa auf das Anderthalbfache. Fisch dagegen beugt Krebs vor.
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Gefahr vom Holzkohlegrill?
Beim Grillen von Fleisch entstehen krebserregende Substanzen, etwa polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Im Tierversuch lösen diese chemischen Verbindungen Tumoren aus. In Langzeitstudien am Menschen ist das bisher noch nicht eindeutig bewiesen worden. Möglicherweise ist einfach der Verzehr von Fleisch an sich das Übel, nicht die Zubereitungsart.
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Fastfood meiden
Eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen beugt Krebs vor. In Langzeitstudien haben Forscher allerdings gesehen, dass eine gesunde Ernährung weniger Einfluss auf die Krebsgefahr hat als ursprünglich angenommen: Sie senkt das Risiko nur leicht, um höchstens zehn Prozent.
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Viel Sonne schadet viel
UV-Strahlung im Sonnenlicht dringt ins Erbgut vor und verändert es. Die Folge: schwarzer oder weißer Hautkrebs. Sonnencreme schützt zwar vor Sonnenbrand - aber sobald die Haut bräunt, hat sie bereits zu viel Strahlung abbekommen.
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Krebs durch moderne Medizin
Röntgenstrahlung schädigt das Erbgut. Bei einer gewöhnlichen Röntgenaufnahme ist die Belastung aber gering. Ganz anders bei einer Computertomographie: Ihr sollte man sich nur unterziehen, wenn gute Gründe vorliegen. Eine Kernspintomographie hingegen ist harmlos. Übrigens: Auch bei einer Flugreise ist man krebserregender Strahlung ausgesetzt.
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Krebs durch Infektionen
Humane Papillomviren können Gebärmutterhalskrebs auslösen. Hepatitis-B- und -C-Viren können Leberzellen zum Entarten bringen. Das Bakterium Helicobacter pylori (Foto) nistet sich im Magen ein und kann die Ursache für Magenkrebs sein. Gegen viele der Erreger kann man sich impfen lassen, gegen Helicobacter pylori helfen Antibiotika.
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Besser als ihr Ruf
Die Anti-Baby-Pille erhöht zwar die Gefahr leicht, an Brustkrebs zu erkranken, aber sie senkt gleichzeitig das Risiko für Eierstockkrebs stark. Insgesamt schützt die Pille demnach mehr als sie schadet - zumindest was Krebs angeht.
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Ein wahrer Schicksalsschlag
Aber auch, wenn man alles richtig macht - ganz gegen Krebs gefeit ist man nie. An der Hälfte aller Krebsfälle sind allein die falschen Gene schuld - oder einfach das Alter. Vor allem Hirntumoren entwickeln sich oft ohne Zutun von außen.