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Politik

Türkei-Anleihen: Ramsch und noch mehr Ramsch

18. August 2018

Die großen Ratingagenturen sehen angesichts des Verfalls der Lira die Stabilität türkischer Staatsanleihen kritisch. Die Kreditwürdigkeit wurde von S&P und Moody's noch tiefer in die Ramschzone herabgestuft.

Türkei, Wahlen
Lira, Dollar, Euro ... in einer Istanbuler WechselstubeBild: picture-alliance/E.Gurel

Türkische Staatsanleihen lagen zuvor schon im sogenannten Ramsch- oder Junkbereich, mit dem Ratingagenturen riskante Anlagen kennzeichnen. Moody's hat seine Bewertung für die langfristigen Schulden des Landes von Ba2 auf Ba3 und den Ausblick auf "negativ" gesenkt. Zur Begründung hieß es, die staatlichen Institutionen der Türkei würden geschwächt, wodurch die Vorhersagbarkeit der türkischen Politik schwieriger werde.

Standard & Poor's (S&P) hat seine Bewertung von BB- auf B+ gesenkt und den Ausblick auf "stabil" belassen. Bei seiner Entscheidung berief sich S&P auf die extreme Volatilität der türkischen Währung. Für das kommende Jahr sagte die Agentur eine Rezession voraus. Die Inflation wird nach S&P-Schätzungen in den kommenden vier Monaten auf über 22 Prozent steigen, ehe sie dann bis Mitte 2019 auf rund 20 Prozent sinken dürfte. 

Sorge um die Unabhängigkeit der Notenbank

Fitch, die dritte große Agentur im Bunde, traf zwar keine Rating-Entscheidung, teilte aber mit, man betrachte die Maßnahmen der Türkei zur Krisen-Bekämpfung als unbefriedigend. Es sei notwendig, die Glaubwürdigkeit und die Unabhängigkeit der Notenbank zu erhöhen und wirtschaftliche sowie finanzielle Ungleichgewichte zu reduzieren.

Auch Moody´s verwies auf die erhöhten Sorgen, was die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank betrifft. Kritisiert wird daneben das Fehlen eines klaren und glaubhaften Plans, die Probleme des Landes anzugehen. Die 15 Milliarden Dollar schwere Investitionshilfe aus Katar habe zwar zur Stabilisierung der Lira beigetragen, hieß es weiter. Derartige Finanzspritzen reichten aber nicht aus, um den Bedarf der Türkei an ausländischen Geldern zu decken. Dieser liege für 2018 schätzungsweise bei 229 Milliarden Dollar und übersteige damit die türkischen Devisenreserven bei weitem.

Mit ihren Bewertungen wollen die Ratingagenturen Anlegern signalisieren, dass sie bei einer Verschlechterung der Lage mit Ausfällen rechnen müssen. Für die Türkei bedeutet dies steigende Kosten für die Verschuldung, weil sie mögliche Investoren mit einer höheren Verzinsung locken muss.

Rasanter Währungsverfall

Die türkische Lira hat seit Jahresbeginn rund 40 Prozent zum US-Dollar verloren und fiel zuletzt auf ein Rekordtief. Die Krise ausgelöst hatten Sorgen von Investoren über den wachsenden Einfluss von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die Wirtschaft und die Geldpolitik.

Hohe Zinsen lehnt Erdogan ab, sie sind für ihn "Teufelszeug"Bild: Getty Images/AFP/B. Kilic

Der politische Streit zwischen den USA und der Türkei und die wechselseitig verhängten Strafzölle gelten als kurzfristiger Verstärker der aktuellen Lira-Krise. Zugespitzt hat sich der Streit zwischen den beiden NATO-Partnern wegen des Falles Andrew Brunson. Ankara lässt den seit zwei Jahren festgehaltenen US-Pastor nicht ausreisen. Türkische Ermittler werfen Brunson Verbindungen zu dem in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen vor, der nach Darstellung der Regierung in Ankara hinter dem Putschversuch gegen Erdogan vor zwei Jahren steckt. Gülen hat die Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen. Gülen hält sich seit fast 20 Jahren in den USA auf, dass Washington ihn im Tausch gegen Brunson ausliefert, gilt als extrem unwahrscheinlich.

Die langfristigen Gründe des türkischen Währungsverfalls liegen laut Experten jedoch tiefer. Sie reichen von der hohen Auslandsverschuldung türkischer Unternehmen über zweistellige Inflationsraten bis hin zu dem auf lange Zeit mit Staatskrediten finanzierten Wirtschaftsaufschwung. Im Juli erreichte die Inflation einen Spitzenwert von fast 16 Prozent.

qu/mak (rtr, dpa)

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