Adil Öksüz sei in den Putsch vom Juli 2016 verwickelt und halte sich vermutlich in Deutschland auf. In einer offiziellen Note fordert Ankara von der Bundesregierung, ihn in die Türkei zurückzuschicken.
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Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bezog sich auf türkische Medienberichte, wonach Adil Öksüz in Baden-Württemberg Asyl beantragt haben soll. Die Bundesregierung solle diese Berichte prüfen. Sollten sie sich bestätigen, müsse er umgehend festgenommen und ausgeliefert werden, sagte Cavusoglu.
Das Auswärtige Amt bestätigte die Anfrage; man werde dem türkischen Wunsch "auf der Grundlage von Recht und Gesetz" nachgehen, sagte ein Sprecher. Zur Frage, ob sich Öksüz tatsächlich in Deutschland aufhalte, sagte er: "Ich weiß das nicht."
Nach Festnahme auf der Flucht
Öksüz soll in der Putschnacht auf dem Luftwaffenstützpunkt Akinci den Umsturzversuch koordiniert haben. Er wurde am 16. Juli in der Nähe des Stützpunkts festgenommen, jedoch kurz darauf auf Anweisung eines Staatsanwalts wieder freigelassen. Seitdem ist er flüchtig. In verschiedenen Prozessen ist er wegen des Putschversuchs angeklagt.
Die Türkei sieht in dem Theologiedozenten Öksüz den obersten Verantwortlichen der Gülen-Bewegung in der türkischen Luftwaffe. Die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen soll ihre Anhänger über Jahrzehnte in Militär, Polizei, Justiz und Verwaltung platziert haben. Sie wird von der türkischen Regierung für den gescheiterten Militärputsch verantwortlich gemacht, doch bestreitet Gülen jede Verwicklung.
Die Putschnacht in der Türkei und ihre Folgen
Vor einem Jahr wollten Putschisten den türkischen Präsidenten Erdogan stürzen. Das Vorhaben ging schief. Stattdessen ist Erdogan mächtig wie nie. Eindrücke aus der Putschnacht und der Zeit danach.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Suna
Der Beginn
Es sind die ersten Bilder, die am Abend des 15. Juli 2016 aus der Türkei kommen: Panzer des Militärs blockieren die Bosporus-Brücke in Istanbul. Nach und nach wird klar, dass Teile des Militärs einen Putsch starten. Schüsse fallen, es gibt Verletzte. Am Nachthimmel sind Kampfjets und Helikopter zu hören.
Bild: picture-alliance/abaca/F. Uludaglar
Panzer am Flughafen
Ein ähnliches Bild am Atatürk-Flughafen in Istanbul: Panzer sind vorgefahren. Zudem haben Umstürzler den Tower besetzt und den Flugverkehr gestoppt. Noch stellen sich nur vereinzelt Menschen den Putschisten entgegen.
Bild: Reuters/Ihlas
Parlament unter Beschuss
Auch das Parlament in Ankara wird zum Ziel. Um genau 02:32 Uhr Ortszeit wird die Große Nationalversammlung aus der Luft bombardiert. Die Putschisten haben mehrere F16-Kampfflugzeuge in ihre Gewalt gebracht.
Bild: Getty Images/AFP/A. Altan
Die Opfer
Bei Gefechten und Zusammenstößen werden nach offiziellen Angaben 249 Menschen getötet und mehr als 2000 verletzt. Sie werden mittlerweile als "Märtyrer" gefeiert.
Bild: Getty Images/B.Kilic
Der Widerstand
Noch in der Nacht deutet sich an, dass der Putsch erfolglos sein wird. Wie hier auf dem Taksim Platz in Istanbul werden Soldaten von Polizisten oder anderen Armeeangehörigen festgenommen.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Suna
Erdogan zeigt sich
Auf ungewöhnlichem Wege präsentiert sich Präsident Erdogan der Bevölkerung. Per Videoschalte auf ein Handy, das eine Fernsehmoderatorin in die Kamera hält, zeigt er sich den Türken und appelliert: "Ich rufe unser Volk auf, sich auf den Plätzen und am Flughafen zu versammeln." Spekulationen über eine Absetzung tritt Erdogan mit dem Auftritt entgegen.
Bild: Screenshot/CNN Turk/Reuters
Menschen auf den Straßen
Viele Türken folgen dem Aufruf ihres Präsidenten. Sie strömen auf die Straßen, stellen sich den Putschisten entgegen und sorgen somit dafür, dass der Umsturz ausbleibt. So wie hier in Ankara klettern die Menschen auf Panzer und schwenken türkische Fahnen.
Bild: picture-alliance/abaca/O. Gurdogan
Racheakte
Am Morgen danach sind die Putschisten fast überall zurückgedrängt. Nur vereinzelt kommt es noch zu Kämpfen. Jetzt wird gegen die Anhänger des Militärcoups vorgegangen.
Bild: Reuters
Suche nach Putschisten
Die Sicherheitskräfte machen Jagd auf die Anhänger der Putschisten. Es kommt zu Festnahmen.
Bild: picture-alliance/AA
Angeblicher Drahtzieher
Er soll hinter dem versuchten Umsturz stecken: der Prediger Fethullah Gülen. Die türkische Führung macht ihn als Verantwortlichen aus. Gülen selbst bestreitet das. Er lebt seit Jahren in den USA und wird nicht an die Türkei ausgeliefert.
Bild: Reuters/C. Mostoller
Siegesfeiern
24 Stunden nach der Revolte zeigt sich ein ganz anderes Bild: Tausende Menschen feiern auf der Bosporus-Brücke den Sieg über die Putschisten. Ihr Name wird später in "Brücke der Märtyrer des 15. Juli" geändert.
Bild: picture-alliance/abaca/E. Öztürk
Ausnahmezustand
Fünf Tage nach dem Putschversuch ruft Erdogan den Ausnahmezustand aus, der am nächsten Tag in Kraft tritt. Der Präsident hat dadurch erheblich mehr Befugnisse. Zudem wird über die Wiedereinführung der Todesstrafe debattiert. Auch ein Jahr später gilt weiterhin der Ausnahmezustand.
Bild: Reuters/K. Ozer
Säuberungen
Direkt nach dem Putschversuch spricht Erdogan von einem "Segen Gottes". Ziel sei es, "dass unsere Streitkräfte, die vollkommen rein sein müssen, gesäubert werden". Doch es trifft nicht nur Gülen-Anhänger in der Armee. Auch Journalisten, Wissenschaftler und andere Erdogan-Gegner geraten ins Visier. Insgesamt werden mehr als 100.000 Staatsbedienstete entlassen, mehr als 50.000 Menschen inhaftiert.
Bild: picture-alliance/AA/A. Mehmet
Erdogan baut seine Macht aus
Vor dem Putsch war es Erdogan nicht gelungen, sein favorisiertes Präsidialsystem in der Türkei einzuführen. Den Aufstand nutzt er als Steilvorlage für ein System mit einem starken Mann an der Spitze. Mitte April 2017 ist Erdogan am Ziel. Die Türken stimmen im Verfassungsreferendum mit knapper Mehrheit für das neue Staatskonstrukt.
Bild: Reuters/H. Aldemir
Die Opposition
Die türkische Opposition wird nach dem Putschversuch geschwächt - vor allem die pro-kurdische HDP. Die beiden Vorsitzenden und neun weitere Abgeordnete werden im November 2016 verhaftet. Um die größte Oppositionspartei CHP ist es lange Zeit still. Im Sommer 2017 hält sie aber wieder Massenkundgebungen ab.
Bild: Getty Images/AFP/Y. Akgul
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Deutschland soll Putschisten Zuflucht gewähren
Mehrere tausend Türken haben seit dem Putschversuch in Deutschland Asyl beantragt, darunter zahlreiche Militärangehörige und Diplomaten. Die Türkei wirft Deutschland vor, Putschisten Zuflucht zu gewähren, und fordert ihre Auslieferung. Berlin verweist jedoch darauf, dass allein die Asylbehörden über die Gesuche entscheiden. Dieser Streit belastet neben anderen Konfliktpunkten seit Monaten die Beziehungen zwischen beiden Ländern.