Wie wäre es mit einem Türkei-Urlaub? In Corona-Zeiten ist das eine heikle Sache, denn das Land gilt als Risikogebiet. Die Regierung wirbt dennoch um Touristen.
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Weder die Verhaftungswelle der vergangenen Jahre noch die verbalen Attacken des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben viele Deutsche davon abgehalten, in der Türkei ihre "schönsten Wochen des Jahres" zu verbringen. Doch nun, angesichts der Corona-Pandemie, liegen die Dinge anders. Strände und Hotels sind leer, und die Bundesbürger halten sich an die Empfehlung des Auswärtigen Amtes, das "vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Türkei" weiterhin warnt.
Türkische Minister in Berlin
Den Tourismus in der Türkei trifft diese Reisewarnung der Bundesregierung hart. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy sind deswegen nach Berlin geflogen, um unter anderem über dieses Thema zu sprechen. Cavusoglu traf sich mit Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), Ersoy mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Deutschland lässt seine Reisewarnung vorerst bestehen, Maas sagte aber eine Prüfung zu. Gleichwohl betonte er, Deutschland werde im Einklang mit der EU entscheiden. Zugleich wies der SPD-Minister darauf hin, Reisen zum Besuch von Familienangehörigen in der Türkei fielen nicht unter die Warnung. Es gehe aber darum, einen sicheren Tourismus in Zeiten der Pandemie zu gewährleisten. Maßgeblich für die Entscheidung der Bundesregierung sei entsprechend auch die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts.
Quarantäne – oder auch nicht
Menschen, die aus einem Risikogebiet in Deutschland einreisen, müssen mit einer 14-tägigen Quarantäne rechnen. Allerdings können Urlauber aus der Türkei von der Quarantäneregelung befreit werden, wenn sie bei der Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist. Soweit die Regelungen.
Die Bundesregierung hat die im März wegen der Corona-Pandemie verhängte weltweite Reisewarnung inzwischen für 32 europäische Länder aufgehoben. Für die Türkei und etwa 160 weitere Länder gilt sie aber nach jetzigem Stand bis zum 31. August weiter. Außerdem hat die Bundesregierung die Türkei zusammen mit rund 130 anderen Ländern als Corona-Risikogebiet eingestuft.
Abgepackte Handtücher
Die Türkei steht bei den beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen nach Spanien und Italien an dritter Stelle. Ankara wirbt schon seit einiger Zeit für deutsche Touristen, bei denen vor allem der Urlaubsort Antalya hoch im Kurs steht. Flughäfen und Hotels müssen sich an zahlreiche Richtlinien halten, an Stränden etwa gilt ein Sicherheitsabstand, am Pool gibt es nur abgepackte Handtücher, und in vielen Bereichen werden Wärmebildkameras eingesetzt. Die Regierung hat ein Zertifikationsprogramm entwickelt, an dem sich Gastronomen und Hotels freiwillig beteiligen können. Auch deutsche Firmen wie der Tüv Süd stellen Inspektoren.
Insgesamt sind durch die Corona-Pandemie die Tourismuszahlen in der Türkei stark eingebrochen. Im Mai kamen rund 30.000 Besucher in das Land und damit 99,26 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie das Tourismusministerium mitteilte. In den ersten fünf Monaten des Jahres gingen die Besucherzahlen demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 66,35 Prozent zurück. Vergangenes Jahr machten nach offiziellen Angaben mehr als fünf Millionen Deutsche dort Urlaub. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige für die Türkei.
Özdemir warnt vor einem Deal
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir warnte die Bundesregierung, dem Drängen der Türkei auf eine Aufhebung der Reisewarnung nachzugeben. "Corona-Reisewarnungen sind in Deutschland keine Verhandlungsmasse für politische Deals - sie dienen dem Gesundheitsschutz, und das muss auch Präsident Erdogan begreifen", sagte Özdemir dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Reisewarnung für die Türkei müsse so lange aufrechterhalten werden, wie die Türkei vom Robert Koch-Institut als Risikogebiet ausgewiesen werde.
ml/se (dpa, afp)
Die 10 beliebtesten Reiseziele der Deutschen
Mittelmeer oder Alpen? Die Reisewarnung für viele europäische Länder ist aufgehoben. Der Sommerurlaub kann kommen. Das sind die Lieblingsdestinationen der Deutschen, ermittelt vom Deutschen Reiseverband (Stand 2019).
Bild: picture-alliance/dpa/K. Kreder
Spanien
Seit Jahren führt Spanien die Hitliste der Deutschen an. Am 21. Juni öffnen sich die Grenzen wieder für ausländische Touristen. Ob Mallorca (Foto), die Kanaren, die Costa del Sol oder die Costa Blanca - die spanischen Inseln und die Strände des Festlands passen zu den Vorlieben der Deutschen: Sonne, Strand und Badespaß.
Bild: picture-alliance/dpa/Zoonar
Italien
Auf Platz zwei der Beliebtheitsskala steht Italien. Mal eben schnell über den Brenner und schon ist man am Gardasee (Foto) oder in der Bergwelt Südtirols, in den pulsierenden Metropolen Mailand, Venedig oder Rom. Kultur und Landschaft, gutes Essen und Gastfreundschaft - die Deutschen haben Italien in ihr Herz geschlossen. Seit dem 3. Juni ist die Einreise für EU-Bürger wieder möglich.
Bild: picture-alliance/dpa/Zoonar
Türkei
Für das drittliebste Urlaubsland der Deutschen gibt es noch kein grünes Licht. Die Bundesregierung hält die Reisewarnung für die Türkei weiter aufrecht, da die Infektionszahlen noch zu hoch sind. Der Badeurlaub in Antalya (Foto) oder die Städtereise nach Istanbul muss also noch warten.
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS/PPI
Österreich
Urlaub zwischen Gipfeln und Bergseen, dazu eine perfekte Infrastruktur. Österreich ist die ideale Destination für Familienurlauber und Wanderer. Besonders der Wanderurlaub dürfte in diesem Sommer einiges an Attraktivität gewinnen. Gastronomie und Hotels haben geöffnet, EU-Urlauber können seit dem 15. Juni wieder einreisen.
Bild: picture-alliance/dpa/Zoonar
Griechenland
Weiß und Blau sind die Farben des Landes. Das Inselarchipel der Ägäis mit Kreta, Rhodos, Santorini (Foto) oder Mykonos lockt mit Traumstränden und Sonnengarantie. Daneben gibt es zahlreiche antike Stätten zu entdecken, von denen die Akropolis in Athen die bekannteste ist. Deutsche Urlauber schätzen die enorme Vielseitigkeit des Landes. Seit dem 15. Juni können sie wieder einreisen.
Bild: picture-alliance/dpa/VisualEyze
Frankreich
Deutschlands westlicher Nachbar landet auf Platz 6. Auch hier öffneten sich die Grenzen am 15. Juni. Am beliebtesten sind die Strände von der Atlantikküste bis ans Mittelmeer, von der Normandie bis an die Côte d’Azur. Besonders die Provence mit ihren Lavendelfeldern, Stränden und pittoresken Städten hat es den deutschen Urlaubern angetan.
Bild: picture-alliance/Global Travel Images
Kroatien
Die Küstenlinie der Adria mit ihren verträumten Buchten ist für Deutsche mit dem Auto zu erreichen. Was in diesem Sommer zu einem großen Vorteil werden kann. Die Angebote reichen vom klassischen Badeurlaub über Wanderungen, Tauchgänge oder Segeltörns bis zum Kulturtourismus. Kroatien hatte sich als eines der ersten Länder bereits im Mai für den Tourismus geöffnet.
Bild: picture-alliance/imageBROKER
Polen
Deutschlands östliches Nachbarland wartet mit unberührter Natur und Badespaß an der Ostsee auf. Die polnische Ostseeküste ist stolze 788 Kilometer lang. Besonders die Wellness- und Strandhotels - wie hier in Sopot - warten auf die Rückkehr der deutschen Touristen, die seit dem 15. Juni wieder einreisen können.
Bild: picture-alliance/dpa
Niederlande
Die Niederlande gelten als familienfreundliche Destination. Besonders beliebt bei deutschen Urlaubern sind die Ferienparks (Foto). Auch der Campingurlaub in den Niederlanden hat eine gewisse Tradition. Ein Einreiseverbot für Deutsche gab es nie, sie müssen sich nur an die geltenden Auflagen halten und Einschränkungen in Kauf nehmen. Erst ab 1. Juli öffnen alle Ferienparks und Campingplätze.
Bild: picture-alliance/ANP/R. V. Lonkhuijsen
Ägypten
Den zehnten Platz belegt Ägypten. Die Reisewarnung der Bundesregierung wurde noch nicht aufgehoben. Noch sind auch die Landesgrenzen für ausländische Urlauber geschlossen. Vor allem Pauschaltouristen machen in dem Land auf dem afrikanischen Kontinent preiswerten Urlaub. Wann an Ferienorten wie Hurghada und Scharm el Scheich wieder Normalität einkehrt, ist ungewiss.