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Politik

Türkei: Corona-Abenteuer-Urlaub

2. Juli 2020

Wie wäre es mit einem Türkei-Urlaub? In Corona-Zeiten ist das eine heikle Sache, denn das Land gilt als Risikogebiet. Die Regierung wirbt dennoch um Touristen.

Türkei Tourismus l Urlaub - Resort
Eine Hotelanlage bei Marmaris - bestens vorbereitet, aber fast leer Bild: picture alliance/ImageBROKER

Weder die Verhaftungswelle der vergangenen Jahre noch die verbalen Attacken des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben viele Deutsche davon abgehalten, in der Türkei ihre "schönsten Wochen des Jahres" zu verbringen. Doch nun, angesichts der Corona-Pandemie, liegen die Dinge anders. Strände und Hotels sind leer, und die Bundesbürger halten sich an die Empfehlung des Auswärtigen Amtes, das "vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Türkei" weiterhin warnt. 

Türkische Minister in Berlin

Den Tourismus in der Türkei trifft diese Reisewarnung der Bundesregierung hart. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu und Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy sind deswegen nach Berlin geflogen, um unter anderem über dieses Thema zu sprechen. Cavusoglu traf sich mit Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), Ersoy mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Außenminister Heiko Maas (r.) und sein türkischer Kollege Mevlut Cavusoglu in Berlin Bild: picture-alliance/AA/C. Ozdel

Deutschland lässt seine Reisewarnung vorerst bestehen, Maas sagte aber eine Prüfung zu. Gleichwohl betonte er, Deutschland werde im Einklang mit der EU entscheiden. Zugleich wies der SPD-Minister darauf hin, Reisen zum Besuch von Familienangehörigen in der Türkei fielen nicht unter die Warnung. Es gehe aber darum, einen sicheren Tourismus in Zeiten der Pandemie zu gewährleisten. Maßgeblich für die Entscheidung der Bundesregierung sei entsprechend auch die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts.

Quarantäne – oder auch nicht 

Menschen, die aus einem Risikogebiet in Deutschland einreisen, müssen mit einer 14-tägigen Quarantäne rechnen. Allerdings können Urlauber aus der Türkei von der Quarantäneregelung befreit werden, wenn sie bei der Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist. Soweit die Regelungen.

Ein Blick auf den Strand von Izmir Ende August 2019 Bild: picture-alliance/AA/E. Menguarslan

Die Bundesregierung hat die im März wegen der Corona-Pandemie verhängte weltweite Reisewarnung inzwischen für 32 europäische Länder aufgehoben. Für die Türkei und etwa 160 weitere Länder gilt sie aber nach jetzigem Stand bis zum 31. August weiter. Außerdem hat die Bundesregierung die Türkei zusammen mit rund 130 anderen Ländern als Corona-Risikogebiet eingestuft.

Abgepackte Handtücher

Die Türkei steht bei den beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen nach Spanien und Italien an dritter Stelle. Ankara wirbt schon seit einiger Zeit für deutsche Touristen, bei denen vor allem der Urlaubsort Antalya hoch im Kurs steht. Flughäfen und Hotels müssen sich an zahlreiche Richtlinien halten, an Stränden etwa gilt ein Sicherheitsabstand, am Pool gibt es nur abgepackte Handtücher, und in vielen Bereichen werden Wärmebildkameras eingesetzt. Die Regierung hat ein Zertifikationsprogramm entwickelt, an dem sich Gastronomen und Hotels freiwillig beteiligen können. Auch deutsche Firmen wie der Tüv Süd stellen Inspektoren.

Insgesamt sind durch die Corona-Pandemie die Tourismuszahlen in der Türkei stark eingebrochen. Im Mai kamen rund 30.000 Besucher in das Land und damit 99,26 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, wie das Tourismusministerium mitteilte. In den ersten fünf Monaten des Jahres gingen die Besucherzahlen demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 66,35 Prozent zurück. Vergangenes Jahr machten nach offiziellen Angaben mehr als fünf Millionen Deutsche dort Urlaub. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige für die Türkei.

Özdemir warnt vor einem Deal 

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir warnte die Bundesregierung, dem Drängen der Türkei auf eine Aufhebung der Reisewarnung nachzugeben. "Corona-Reisewarnungen sind in Deutschland keine Verhandlungsmasse für politische Deals - sie dienen dem Gesundheitsschutz, und das muss auch Präsident Erdogan begreifen", sagte Özdemir dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Reisewarnung für die Türkei müsse so lange aufrechterhalten werden, wie die Türkei vom Robert Koch-Institut als Risikogebiet ausgewiesen werde.

ml/se (dpa, afp)

 

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