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Türkei erwartet neue Fluchtwelle

21. Oktober 2015

Deutschland setzt in der Flüchtlingskrise auf die Hilfe der Türkei: Das Land wird aber selber vor neue große Herausforderungen gestellt. Auf dem Balkan herrscht Chaos. Für Sonntag wurde ein EU-Spitzentreffen einberufen.

In der Türkei Zeltreihen im Flüchtlingslager Suruc (foto: Getty images)
Bild: Getty Images/C. Court

Die neue Situation an den Fronten Syriens führt auch zu einer dramatischen Verschärfung der Flüchtlingskrise: Unter dem Feuerschutz der russischen Luftwaffe rücken die Truppen von Präsident Baschar al-Assad und mit ihm verbündete Milizen unter anderem auf die Metropole Aleppo vor. Und dort flüchten Zehntausende Menschen aus den Kampfgebieten. Rund 50.000 Menschen hätten sich bereits auf den Weg Richtung Türkei gemacht, berichtete ein Vertreter der turkmenischen Minderheit der türkischen Zeitung "Hürriyet".

Nach Presseberichten rechnet man in der Türkei schon in Kürze mit bis zu 350.000 weiteren Flüchtlingen aus dem Nachbarland. Aleppo liegt nur etwa 50 Kilometer südlich der türkischen Grenze. Die Regierung in Ankara befürchtet demnach, dass die Militärintervention Russlands die Lage an mehreren Frontabschnitten entscheidend verändern und sogar mehr als eine Million neuer Flüchtlinge in die Türkei treiben könnte.

Allein 35.000 Flüchtlinge in Suruc, dem größten Lager der TürkeiBild: Getty Images/C. Court

Die Angriffe auf Aleppo und die neue Fluchtwelle waren auch Themen eines Telefonats zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Kremlchef Wladimir Putin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier forderte Moskau indirekt auf, den Vorstoß auf die Großstadt zu stoppen. "Wenn Russland es tatsächlich Ernst meint mit dem Anspruch, zur Stabilisierung Syriens beizutragen, dann kann das jedenfalls nicht gelingen, wenn durch Militäroffensiven noch weitere Tausende Menschen zur Flucht gezwungen werden", klagte Steinmeier in Berlin.

Schon jetzt leben mehr als zwei Millionen Syrer in der Türkei, viele wollen weiter nach Europa. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Sonntag in Istanbul mit der türkischen Regierung über Möglichkeiten gesprochen, den Flüchtlingsandrang in die EU zu bremsen.

Zehntausende Asylsuchende drängen sich nach der Abriegelung Ungarns jetzt auf der neuen Balkanroute Serbien-Kroatien-Slowenien Richtung Norden. Angesichts des hereinbrechenden Winters wollen die meisten so schnell wie möglich noch Deutschland erreichen. Die slowenische Regierung setzt auch Soldaten ein, um an den Grenzen die Polizeikräfte zu unterstützen. An die EU und alle europäischen Institutionen erging ein dringender Hilferuf.

"Angesichts dieser Krisensituation brauchen wir eine engere Abstimmung und sofortiges Handeln", erklärte dazu die EU-Kommission. Kommissionschef Jean-Claude Juncker lud einige europäische Staats- und Regierungschefs für Sonntag zu einem Spitzentreffen nach Brüssel ein. Angesprochen seien dabei insbesondere die politischen Führungen der Staaten der Westbalkanroute, hieß es. Aber auch Kanzlerin Merkel wird erwartet.

SC/se (afp, rtre, APE, KNA)

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