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Politik

Türkei greift Ziele in Nordsyrien an

20. November 2022

Die türkische Luftwaffe hat mehrere Orte in Syrien bombardiert. Die Militäraktion ist offenbar eine Reaktion auf den jüngsten Anschlag in Istanbul, für den Ankara die PKK und die Kurdenmiliz YPG verantwortlich macht.

Türkei Turkish Air Force Kampfjet
Türkischer Kampfjet im Einsatz (Archivbild)Bild: Eren Bozkurt/AA/picture alliance

Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar twitterte, "die Stunde der Abrechnung" habe begonnen. In einer weiteren Twitter-Botschaft des Ministeriums heißt es martialisch: "Die Nester des Terrors werden durch Präzisionsschläge dem Erdboden gleichgemacht."

Am vergangenen Sonntag waren bei einem Anschlag in Istanbul sechs Menschen getötet und 31 weitere verletzt worden. Die Regierung in Ankara macht dafür die syrische Kurdenmiliz YPG verantwortlich, für die Türkei ein Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Beide werden von der Türkei als Terrororganisationen bekämpft. Sowohl die PKK als auch das von kurdischen YPG-Einheiten angeführte Militärbündnis SDF wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück.

Syrien spricht von "türkischer Aggression"

Experten hatten bereits gemutmaßt, dass Ankara den jüngsten Anschlag als Anlass für eine neuerliche Offensive in Nordsyrien nehmen könnte. Die YPG - als Teil der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) - ist unter anderem in den nun angegriffenen Gebieten präsent.

Nach Angaben syrisch-kurdischer Kämpfer wurden mehrere Orte im Norden Syriens bombardiert, darunter die Stadt Kobane. Der Sprecher des Bündnisses SDF berichtete von Angriffen auf zwei dicht besiedelte Ortschaften in den Provinzen Aleppo und Al-Hasaka. Im syrischen Staatsfernsehen wurde von türkischen Angriffen auf Stellungen der SDF berichtet. Syriens staatliche Nachrichtenagentur Sana sprach von einer "türkischen Aggression". Auch der türkische Nachrichtensender CNN Türk berichtete von Angriffen unter anderem auf Orte wie Kobane, die bislang fest in der Hand kurdischer Rebellen sind.

Laut Beobachtungsstelle gibt es zwölf Todesopfer

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London wurden bei den Luftangriffen mindestens 31 Menschen getötet, darunter Mitglieder der SDF und Soldaten der syrischen Armee. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

Die Türkei hat seit 2016 bereits vier Militäroffensiven in Nordsyrien initiiert, die sich unter anderem gegen die YPG richteten. Ankara versucht seit Jahren, an der Grenze zu Syrien im kurdischen Gebiet eine "Pufferzone" einzurichten und die kurdischen Einheiten von dort zu vertreiben.

Die YPG-Einheiten werden von den USA unterstützt und spielten bei der Vertreibung der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat"(IS) aus Syrien und auch aus Kobane eine entscheidende Rolle. Die PKK kämpft bereits seit Mitte der 1980er Jahre gegen den türkischen Staat. Sie wurde in der Vergangenheit immer wieder für blutige Anschläge verantwortlich gemacht. Auch von den meisten westlichen Staaten, darunter die USA und Deutschland, wird die PKK als Terrororganisation eingestuft. 

qu/ack (dpa, afp, rtr)

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