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Bilanz der Pressefreiheit

Heiner Kiesel
13. Dezember 2016

Die Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlicht ihre Jahresbilanz zur Pressefreiheit. Sie zeigt: Weltweit wird es immer härter für Journalisten.

Istanbul Redaktion Cumhuriyet
Nach dem Putschversuch hat die türkische Regierung massive Schritte gegen kritische Medien unternommenBild: picture-alliance/dpa/C. Turkel

Es ist eine traurige Rangliste, die von der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) jedes Jahr im Dezember veröffentlicht: Die Bilanz der Pressefreiheit über entführte, inhaftierte und verschwundene Journalisten. 2016 weist sie aus, dass es insbesondere für Journalisten und Blogger in der Türkei, China und Syrien, aber auch im Iran und Ägypten ein riskantes Jahr war. Insgesamt sind weltweit 348 Fälle von Medienschaffenden dokumentiert, die in Haft sitzen. Das sind 20 mehr als noch vor einem Jahr.

Aus für kritische Medien in der Türkei

Asli Erdogan ist seit Mitte August im Gefängnis - ihr wirft die türkische Regierung "terroristische Propaganda" vorBild: PEN International

Allein die  Säuberungsaktionen in der Türkei nach dem gescheiterten Putsch im vergangenen Juli haben zu einer Vervierfachung der dort in Haft sitzenden Journalisten geführt. Nach Angaben der ROG sind dort mehr als 100 Journalisten hinter Gittern. In 41 Fällen hinge dies eindeutig mit ihrer Arbeit zusammen – was die Türkei derzeit zum Land mit den meisten eingesperrten professionellen Journalisten macht.

Die Reporterorganisation vermutet, dass die tatsächliche Zahl weit höher liegt, aber eine Überprüfung durch die dortige Justiz erschwert sei. Die Regierung in Ankara  habe nach der Verhängung des Ausnahmezustands praktisch alle kritischen Publikationen unterbunden "und damit den Medienpluralismus weitgehend abgeschafft", schreiben die Reporter ohne Grenzen in ihrer Jahresbilanz.

EU-Außenminister beraten über Türkei

00:25

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China wenig interessiert an freiem Journalismus

Wie im Vorjahr ist aber China das Land mit den meisten Medienschaffenden im Gefängnis – dort sind nach Angaben von ROG 103 Journalisten und Blogger wegen ihrer Recherchen und Berichterstattung in Haft. China liegt ziemlich hinten in der Rangliste der Pressefreiheit, die ebenfalls von der Organsation herausgegeben wird, nämlich auf Platz 176. Dahinter sind nur noch Syrien, Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea.

Die Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi wurde im Iran zu zehn Jahren Haft verurteilt.Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Girardin

Syrien hat sich in der Negativ-Rangliste mit 28 inhaftierten hauptberuflichen Journalisten in diesem Jahr knapp vor Ägypten geschoben (27). Im Iran sind mit 24 Journalisten sogar sechs mehr als im Vorjahr im Gefängnis. Immerhin eine Kennzahl der Bilanz hat sich verbessert: Die Zahl verschwundener Journalisten ist von acht auf einen gesunken. Es handelt sich dabei um einen Zeitungsmitarbeiter im ostafrikanischen Burundi.

52 Journalisten, Bürgerjournalisten und Blogger meldet das Reporternetzwerk als entführt – 21 allein von den religiösen Eiferern des "Islamischen Staates" (IS). Alle 52 Entführte kamen in den Krisenländern des Nahen und Mittleren Ostens in die Hand ihrer Geiselnehmer: 26 in Syrien, 16 im Jemen und zehn im Irak.

Gruppe der Betroffenen für die Bilanz ausgeweitet

Der uigurische Blogger und Regimekritiker Ilham Tohti wurde in China zu lebenslanger Haft verurteiltBild: picture-alliance/Frederic J. Brown/afp/dpa

Die Bilanz zur Pressefreiheit 2016 über entführte, inhaftierte und verschwundene Journalisten führt Fälle auf, die bis zum vergangenen 1. Dezember dokumentiert wurden. Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen sind in der Bilanz ausschließlich solche Personen aufgeführt, die in Zusammenhang mit ihrer journalistischen Betätigung Repressalien ausgesetzt worden sind. Erstmals bezieht die Erhebung auch Bürgerjournalisten, Blogger und Medienmitarbeiter - wie zum Beispiel Tontechniker und Kameraleute - mit ein. Diese würden für die Berichterstattung immer wichtiger, besonders in Ländern mit autoritären Regimen und Krisenregionen, in denen professionelle Journalisten nur schwer arbeiten könnten.

 

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