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PolitikEuropa

Türkei setzt auf Vermittlung im Gasstreit

14. August 2020

Die Schweiz will den Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland um Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer entschärfen. Der türkische Außenminister ist nicht abgeneigt, spart aber auch nicht mit eindringlichen Warnungen.

Mevluet Cavusoglu in der Schweiz
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu traf seinen Schweizer Kollegen Ignazio Cassis (rechts) Bild: picture-alliance/Keystone/P. Schneider

Angesichts des Streits zwischen der Türkei und Griechenland um Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer hat der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu versichert, seine Regierung wolle keine Eskalation des Konflikts. Um die Lage zu beruhigen, müsse jedoch "Griechenland vernünftig handeln", sagte Cavusoglu bei einem Treffen mit seinem Schweizer Kollegen Ignazio Cassis in der Residenz Landgut Lohn im Kanton Bern. Zugleich warf er Frankreich vor, sich in dem Streit "wie ein Gangster" zu verhalten.

Die französische Regierung hatte am Donnerstag die Entsendung von zwei Kampfflugzeugen und zwei Kriegsschiffen ins östliche Mittelmeer angekündigt. Damit verschärfe Frankreich die Spannungen noch, betonte Cavusoglu. Einem Angebot der Schweiz, in dem Konflikt zu vermitteln, stimmte der türkische Außenminister grundsätzlich zu.

Merkel für direkten Dialog

Wichtig sei jetzt Deeskalation, um jede weitere Zuspitzung der "besorgniserregenden" Lage zu vermeiden, erklärte in Berlin auch der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert. Die Türkei und Griechenland müssten direkte Gespräche aufnehmen. Dies habe Bundeskanzlerin Angela Merkel in Telefonaten mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan und dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis deutlich gemacht.

Führende Politiker der oppositionellen Grünen forderten Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) auf, sich um wirtschaftlichen Druck auf Erdogan zu bemühen. Nur so könnten die EU-Mitgliedstaaten dessen "aggressiven außenpolitischen Kurs" eindämmen, meinten Claudia Roth und Cem Özdemir.

"Oruc Reis" erkundet weiter

Seit der Entdeckung reicher Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer gibt es heftigen Streit um deren Ausbeutung. Neben den NATO-Partnern Türkei und Griechenland erhebt auch die Republik Zypern Anspruch auf die betreffenden Seegebiete.

Zur Erkundung von Gasvorkommen im Mittelmeer: das türkische Schiff "Oruc Reis"Bild: picture-alliance/AP/Turkish Energy Ministry

Das türkische Forschungsschiff "Oruc Reis" setzte derweil seine Suche nach Erdgas vor griechischen Inseln in der Ost-Ägäis auch am Freitag fort. Zuletzt wurde es in einem Seegebiet südlich der Insel Rhodos geortet, das Griechenland als eigene Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) versteht. Nach wie vor halten sich zahlreiche türkische und griechische Kriegsschiffe in der Region auf, was die Furcht vor einer kriegerischen Auseinandersetzung schürt.

Der griechische Außenminister Nikos Dendias erklärte, er werde während einer Sondersitzung der EU-Außenminister an diesem Freitag seine Kollegen über die jüngsten Ereignisse informieren. In der Videokonferenz werde es auch um einen Zwischenfall gehen, bei dem eine griechische und eine türkische Fregatte eine kleinere Kollision gehabt hätten. Das Verteidigungsministerium in Athen sprach von einem Unfall.

Das Seerecht der Vereinten Nationen legt für Küstenländer eine AWZ fest, die über die Hoheitsgewässer eines Landes hinausreicht. In dieser 200-Meilen-Zone hat ein Staat demnach das alleinige Recht zur Ausbeutung von Bodenschätzen. Liegt die Küste eines anderen Landes näher, gilt die Mittellinie. Griechische Inseln, die sich nahe der türkischen Küste befinden, verringern die türkische AWZ enorm. Die Türkei ist der Auffassung, dass Inseln keine Ausschließliche Wirtschaftszone haben und sieht ihre Gasforschungen daher als legitim an.

wa/ml (afp, rtr, dpa)

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