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Politik

Städtepartnerschaft in schwierigen Zeiten

Deger Akal
16. März 2019

Die politischen Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland belasten auch die Zusammenarbeit der etwa 100 Partnerstädte. Die Erfahrungen der deutschen Partner sind unterschiedlich.

Symbolbild deutsche und türkische Fahnen nebeneinander
Bild: picture-alliance/dpa/W. Steinberg

"Wenn ein Jugendlicher mal in der Türkei war, dort in einer Familie war, den Kontakt hatte, dann sieht er, dass dort Menschen sind, mit denen man gerne zusammen ist, dass man sich dort wohl fühlen kann", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Städte- und Gemeindebundes, Roland Schäfer. In einer Zeit, in der die Regierungen der Türkei und Deutschland sich eher weniger wohlgesonnen sind, sei es die Aufgabe der Kommunen gemeinsame Projekte weiter voranzutreiben. Gerade Städtepartnerschaften stärkten das Verständnis zwischen beiden Völkern und räumten Vorurteile aus dem Weg, so Schäfer.

Es knirscht

Er spricht aus eigener Erfahrung, denn er ist selbst Bürgermeister der nordrhein-westfälischen Stadt Bergkamen. Seit vielen Jahren besteht eine Partnerschaft mit der türkischen Stadt Silifke an der türkischen Mittelmeerküste. Doch Schäfer stellt fest, dass es gerade in den vergangenen drei Jahren, wegen der politischen und diplomatischen Verstimmungen, in der Zusammenarbeit mit seiner Partnerstadt sehr knirschte. 

Roland Schäfer, Bürgermeister von Bergkamen, sieht in jüngster Zeit Probleme bei den Städtepartnerschaften Bild: Imago/J. Heinrich

Schäfer sagt, dass die Bürger nach dem Putschversuch, den Verhaftungen, den Unruhen, den Repressalien gegenüber Journalisten Angst haben, in die Türkei zu reisen. "Das hat dazu geführt, dass einige Städtepartnerschaften auf Eis gelegen worden sind."

Weniger Förderer

Spürbare Veränderungen haben sich vor allem in denjenigen Kommunen gezeigt, die von der Regierungspartei AKP geführt werden. So ist beispielsweise die Partnerschaft zwischen den Städten Köln und Istanbul deutlich abgekühlt, geplante Projekte werden nicht umgesetzt. 

Städtepartnerschaften verbinden nicht nur junge MenschenBild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Der Vorsitzende des Städtepartnerschafts-Fördervereins Köln-Istanbul, Walter Kluth, sagte der DW, dass die Zahl der Unterstützer und das allgemeine Interesse am Förderverein abnehme. "Es gibt wohl eine Wut bei den Bürgerinnen und Bürgern über die Regierung Erdogan und über die Menschenrechtssituation. Es hat Austritte aus unserem Verein gegeben mit der Begründung  'Ich will nicht Erdogan unterstützen'! Es gibt aber vor allem die Angst, es könnte ihnen etwas passieren", beschreibt Kluth die Situation in seinem Verein.

Auch Kluth ist überzeugt, dass trotz der politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Ländern der Dialog weitergeführt werden muss. "Wir sind der Meinung, wir müssen die Städtepartnerschaft aufrecht erhalten, weil es ja wichtig ist, die Hälfte der Türkei, die kritisch gegenüber der eigenen Regierung ist, nicht alleine zu lassen", so Kluth.

Der andere Blick

Viele deutsche Gemeinden haben aber auch Städtepartner in der Türkei, deren Kommunalverwaltung von der größten Oppositionspartei CHP geführt wird. Eine dieser Städtepartnerschaften besteht zwischen dem Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und dem Istanbuler Stadtteil Kadıköy. Özcan Ayanoglu, Mitglied des Partnerschaftsvereins, sagt, diese Zusammenarbeit sei in den vergangenen Jahren sogar gewachsen, die Beziehungen unter anderem mit Hilfe der jeweiligen Musikschulen in den vergangenen vier Jahren vertieft worden, so Ayanoglu.

Eine andere Meinungsbildung durch Projekte der Städtepartnerschaften sieht Ozcan AyanogluBild: Privat

"Die deutschen Mitglieder sehen die Türkei nicht durch die Presse, Nachrichten oder tagesaktuelle Geschehnisse. Sie sehen die Türkei aus ihrem eigenen, persönlichen Blickwinkel und schätzen die Situation dann entsprechend ein", so Ayanoglu.

Die Zusammenarbeit der Partnerstädte wird auch nach den türkischen Kommunalwahlen am 31. März weiter gehen, auch wenn es dann den ein oder anderen neuen Bürgermeister geben könnte. Roland Schäfer versteht sich eher als Brückenbauer: "Bezogen auf meine Stadt (Bergkamen) ist es so, dass wir keine Außenpolitik machen. Wir mischen uns auch nicht in die Innenpolitik der Türkei ein. Unser Ziel ist es, den Kontakt zwischen Menschen herzustellen, direkt zwischen den Kommunen. Das ist uns wichtig."

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