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Türkei baut zweites Atomkraftwerk

4. Mai 2013

Ein japanisch-französisches Firmenkonsortium hat den Zuschlag erhalten, in der Türkei für 17 Milliarden Euro das zweite Atomkraftwerk des Landes zu bauen. Ankara möchte so unabhängiger von Energieimporten zu werden.

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe schüttelt in Ankara die Hand des türkischen Kollegen Tayyip Erdogan (Foto: Reuters)
Abe - Erdogan

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und sein japanischer Kollege Shinzo Abe unterzeichneten in Ankara ein Abkommen zum Bau eines 4800-Megawatt-Atomkraftwerks. Es soll ab 2017 von einem Konsortium aus Unternehmen aus Japan und Frankreich in Sinop am Schwarzen Meer hochgezogen werden.

An dem Konsortium ist neben den japanischen Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries und Itochu die französische GDF Suez beteiligt. Erbaut werden soll ein Reaktortyp des französischen Areva-Konzerns. Die Anlage in der Provinz Sinop soll bis 2023 ans Netz gehen.

Erster Auftrag ging nach Russland

Das erste Atomkraftwerk der Türkei baut der russische Konzern Rosatom in Akkuyu an der Mittelmeerküste. Es soll ab 2019 Strom produzieren. Russland unterstützt die Türkei nicht nur beim Bau der Anlagen, sondern auch bei der Finanzierung. Moskau schießt die Gesamtkosten von rund 16,8 Milliarden Euro nach russischen Angaben vor.

Die wirtschaftlich rasch wachsende Türkei importiert nahezu 97 Prozent ihres Energiebedarfs. Ziel von Erdogan ist es, die Abhängigkeit seines Landes von fossilen Brennstoffen zu verringern und bis zum Jahr 2023 zehn Prozent des heimischen Strombedarfs selbst zu decken. Türkische Umweltschützer kritisieren die Baupläne und weisen auf die große Erdbebengefahr in der Türkei hin. Eine breite Protestbewegung gegen die Bauten gibt es nicht.

In der japanischen Wirtschaftszeitung "Nikkei" vom Donnerstag begründete Erdogan die Entscheidung für das Konsortium einerseits mit der Erfahrung der Japaner im Umgang mit Erdbeben und andererseits mit der Technologie von Areva. Das Geschäft gilt als Erfolg für Abe. Er ist auch nach der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima im März 2011 als Verfechter der Atomenergie hervorgetreten. Es war das folgenschwerste Atomunglück seit dem Unfall von Tschernobyl 1986. In Folge des Unfalls in Fukushima sind fast alle der 50 japanischen Atommeiler außer Betrieb. Die Regierung Abe kündigte im Dezember 2012 an, alle als sicher eingestuften Atomkraftwerke wieder in Betrieb nehmen zu wollen.

kle/haz (rtr, dpa, afp)

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