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Politik

Kurdenstadt Afrin gefallen

18. März 2018

Türkische Fahnen wehen über der Stadt, Panzer rollen durch Afrin. Präsident Recep Tayyip Erdogan verkündet den Sieg seiner Truppen über die Kurden im Norden Syriens. Deren Führer drohen mit einem Guerillakrieg.

Türkische Armee rückt in Afrin ein
Bild: Reuters/K. Ashawi

Das Stadtzentrum sei seit 8:30 Uhr Ortszeit "vollkommen" von türkischen Einheiten eingenommen, gab der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Rede im westtürkischen Canakkale bekannt. Seine Generäle sprachen von einem besonderen "Geschenk an die Nation" anlässlich des türkischen "Tags der Märtyrer". Auch die verbündeten Rebellen der "Freien Syrischen Armee" (FSA) verbreiten Siegesmeldungen. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte im Laufe des Sonntags die weitgehende Kontrolle der türkischen Armee über die Kurdenstadt Afrin, meldete aber auch vereinzelten Widerstand der kurdischen Milizionäre.

Türkische Armee und FSA-Rebellen in Afrin Bild: Reuters/K. Ashawi

Vertreter der kurdischen Verwaltung Afrins und der von Kurden geführten Syrischen Demokratischen Front (SDF) sprachen von einer "neuen Phase" des Kampfes gegen die türkischen Invasoren. Von der direkten Konfrontation werde man gegen die türkischen Soldaten und die FSA zu einer überfallartigen Taktik wechseln, erklärte ein militärischer Führer der SDF.

Sprecher der lokalen Behörden drohten, Afrin werde für die Türkei ein "dauernder Albtraum" werden. Man werde den türkischen Feind und seine Söldner "bei jeder Gelegenheit" angreifen und einen dauerhaften Guerillakrieg führen, hieß es vom kurdischen Exekutivrat der Stadt. Mit Afrin verlieren die Kurden ein wichtiges Kernland, wo sie hofften, ihr "Selbstverwaltungssystem"  errichten zu können.     

Zwei Monate nach Beginn des Einmarschs 

Die Türkei hatte den Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordwestsyrien am 20. Januar begonnen, der Vormarsch war aber schwerer geworden als angekündigt. Erdogan hatte immer wieder einen schnellen Sieg versprochen. 

Die Regierung in Ankara sieht die YPG wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als Terrororganisation und begründet den Einmarsch mit angeblicher Selbstverteidigung. Die PKK steht in der Türkei, Europa und den USA auf der Terrorliste. Die YPG dagegen ist wichtiger Partner der USA im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). In Deutschland hatten Bundestagsabgeordnete mehrerer Parteien den Einmarsch als völkerrechtswidrig verurteilt.

Kurdische Kämpfer im Norden Syriens, Verbündete der USA, Todfeinde der Türkei Bild: Getty images/A. Sik

Massenflucht 

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle harren noch tausende Zivilisten in Afrin aus. In den vergangenen Tagen waren angesichts der türkischen Offensive Zehntausende Menschen geflohen. Am Samstag hatte ein mutmaßlicher türkischer Angriff auf ein Krankenhaus für Aufregung gesorgt. Während die Beobachtungsstelle und ein Arzt in Afrin von 16 Toten durch türkischen Beschuss berichteten, dementierten die türkischen Streitkräfte den Angriff. Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden seit Beginn der türkischen Offensive 289 Zivilisten getötet. Die Türkei dagegen bestreitet, dass es zivile Opfer gegeben habe.

Schlacht um Ost-Ghuta

Auch in dem Rebellengebiet Ost-Ghuta nahe Damaskus waren am Samstag erneut rund 10.000 vor Kämpfen geflohen, berichteten die Menschenrechtsbeobachter. Damit seien mehr als 40.000 Menschen in den vergangenen Tagen allein aus dieser Enklave in Richtung der von der syrischen Armee kontrollierten Gebiete geflohen.

Ost-Ghuta grenzt an die Hauptstadt und ist seit 2013 unter Kontrolle von Aufständischen. Zuletzt intensivierten die überwiegend islamistischen Gruppen den Beschuss mit Granaten auf die Metropole. Präsident Baschar al-Assad, der am Sonntag seinen Truppen in Ost-Ghuta einen Besuch abstattete, sucht dort mit massiver russischer Luftunterstützung die militärische Entscheidung.

SC/haz (APE, afp, dpa, rtr) 

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