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Politik

Türkei: Frauenmärsche trotz Verbots

9. März 2017

Am Dienstag noch wurde eine Demonstration von Frauen in Istanbul gewaltsam aufgelöst. Einen Tag später ließ die Polizei sie gewähren. Zehntausende gingen auf die Straße, um für mehr Rechte zu demonstrieren.

Türkei Istanbul Frauenmarsch 8 März
Bild: DW/K. Akyol

Bereits am Dienstag folgten tausende Frauen dem Aufruf, schon einen Tag vor dem Weltfrauentag für die Stärkung der Frauenrechte auf die Straße zu gehen. Die Behörden hatten die Veranstaltungen in Ankara und Istanbul aus Sicherheitsgründen verboten und setzten deshalb Tränengas und Gummigeschosse gegen die Teilnehmerinnen ein, um sie aufzulösen. Die abschreckende Wirkung für den Tag danach blieb allerdings aus: Am Mittwoch versammelten sich noch mehr Menschen in den beiden größten Städten der Türkei.

In der Istiklal-Straße in Istanbul kamen mehr als 10.000 zumeist weibliche Demonstranten zusammen, um Gewalt gegen Frauen anzuprangern. Sie wandten sich auch gegen Staatschef Recep Tayyip Erdogan und das von ihm geplante Referendum über die Einführung des Präsidialsystems. In Ankara fand ebenfalls eine Frauen-Demo statt. Auch hier wurden "Nein"-Schilder in die Höhe gehalten. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.

Demonstrantinnen fordern ein "Hayir" (Nein) beim anstehenden ReferendumBild: DW/K. Akyol

Eine Frauentagsveranstaltung in der Istanbuler Bilgi-Universität endete dagegen mit sechs Festnahmen. Einer Studentin zufolge sollen rund 20 vermummte Männer einen Informationsstand umgeworfen und "Allah ist groß" gerufen haben. Bei dem anschließenden Handgemenge wurde offenbar eine Person durch Fußtritte verletzt. Laut Nachrichtenagentur DHA soll es sich bei den festgenommenen Personen nicht um Studenten der privaten Universität handeln.

Die konservativ-islamische Regierung von Präsident Erdogan steht nicht nur wegen der eingeschränkten Presse- und Meinungsfreiheit, sondern auch wegen ihrer Frauenpolitik in der Kritik. Auf einem Gleichberechtigungsindex der Vereinten Nationen belegt die Türkei Rang 77 von 138 Ländern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in dem Land zu häuslicher Gewalt gegen Frauen kommt, ist zehnmal höher als im EU-Durchschnitt.

djo/haz (afp, ap, dpa)

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