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Politik

Türkische Bomben auf Kurdenmiliz in Syrien

10. Februar 2018

Türkische Kampfjets greifen erneut Stellungen der Kurdenmiliz YPG in Syrien an. In der Region Afrin zerstören sie Waffenlager und Bunker der Miliz. Derweil erlebt das syrische Rebellengebiet Ost-Ghuta eine blutige Woche.

Syrien Luftangriff über Ost-Ghouta
Helfer bergen ein Opfer der Luftangriffe auf das Rebellengebiet Ost-Ghuta (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/A. Almohibany

Die türkische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben eine neue Angriffswelle gegen die Kurdenmiliz YPG geflogen. Dabei konnte sie insgesamt 19 militärische Ziele ausschalten. Nach Erkenntnissen der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei den Bombardements sieben YPG-Kämpfer und zwei Zivilisten getötet. Nach einem Bericht der Zeitung "Hürriyet" hatte die Türkei ihre Luftangriffe unterbrochen, nachdem ein russisches Kampfflugzeug vor einer Woche in der syrischen Provinz Idlib von Rebellen abgeschossen worden war. Die Türkei betrachtet die YPG als Schwesterorganisation der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und geht seit Januar mit Luftangriffen und Bodentruppen gegen die Organisation vor.

Die Kurden-Vertreterin Hevi Mustafa erklärte, im Zuge der türkischen Offensive in Afrin seien bisher 160 Menschen getötet worden, darunter 26 Kinder. Rund 60.000 Menschen seien in die Flucht getrieben worden, sagte sie vor Journalisten. Dies habe eine Flüchtlingskrise ausgelöst, weil so viele Menschen in der Region nicht angemessen betreut werden könnten.

Weitere Front in Syrien

Die Türkei hatte mit ihrer Offensive in Afrin eine weitere Front im Syrien-Krieg eröffnet. In dem seit fast acht Jahren andauernden Bürgerkrieg haben die Truppen von Präsident Baschar al-Assad mit Hilfe ihrer russischen und iranischen Verbündeten zwar klar die Oberhand gewonnen. Doch in den verbliebenen Rückzugsorten der Aufständischen kommt es immer wieder zu Kämpfen und Luftangriffen.

In den vergangenen Wochen hat das syrische Regime die Angriffe auf die letzten Rebellenhochburgen in Idlib und Ost-Ghuta massiv verstärkt. Eine Forderung der Vereinten Nationen nach einer einmonatigen humanitären Waffenruhe fand im UN-Sicherheitsrat am Donnerstag keine Zustimmung. Die USA unterstützten die Forderung, doch Russland nannte sie "nicht realistisch".

Macron mahnt

Der französische Präsident Emmanuel Macron forderte seinen russischen Kollegen Wladimir Putin in einem Telefongespräch auf, seinen Einfluss auf Assad geltend zu machen. Dessen Regime müsse "die unhaltbare Verschlechterung der humanitären Lage" in Ost-Ghuta und Idlib beenden. Zudem äußerte Macron sich besorgt über Hinweise auf den wiederholten Einsatz von Chlorgas gegen die syrische Zivilbevölkerung.

Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly verlangte eine Einstellung der Luftangriffe und die Einrichtung von Korridoren, um die Bevölkerung versorgen zu können. Östlich von Damaskus und in Idlib würden Zivilisten zu Zielen der Angriffe, sagte sie dem Sender France Inter.

Viele Todesopfer in Ost-Ghuta

Das syrische Militär setzte derweil das Bombardement auf die Enklave Ost-Ghuta unvermindert fort. Hier kamen am Freitag bei Bombardements sechs Menschen ums Leben. Seit Montag wurden in den östlichen Vororten von Damaskus laut Aktivisten bereits mehr als 230 Zivilisten getötet, darunter etwa 60 Kinder. Die Menschenrechtler meldeten mehr als 700 Verletzte. Aktivisten in der Region sprachen sogar von 1700 Verletzten. Damit erlebt das von der Außenwelt abgeschlossene Rebellengebiet die blutigste Woche seit drei Jahren. "Seit 2011 gab es kein solches Bombardement, wie wir es in den letzten 96 Stunden erlebt haben", sagte ein Arzt in Duma namens Hamsa der Nachrichtenagentur AFP.

Das UN-Nothilfebüro Ocha erklärte, seit mehr als zwei Monaten seien keine Hilfstransporte nach Ost-Ghuta gelangt, unter anderem weil Hilfsorganisationen der Zugang verweigert wurde. Das Gebiet östlich von Damaskus ist seit 2013 von Regierungstruppen eingeschlossen. Rund 400.000 Menschen sind dort weitestgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Waren kommen nur über Schmugglertunnel in das Gebiet.

kle/ust (rtr, dpa, afp)

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