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Türkische Migranten in Deutschland

30. Oktober 2001

Vor genau 40 Jahren, am 30. Oktober 1961, hatten die Bundesrepublik und die Türkei ein Abkommen über die Vermittlung türkischer Arbeitnehmer nach Deutschland beschlossen.

Türkische Frauen in traditionellen Kostümen beim Kölner KarnevalBild: AP

Heute leben rund zwei Millionen Türken in der Bundesrepublik. Jeder vierte Ausländer ist türkischer Herkunft. Die meisten Türken leben in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. In Berlin ist die größte türkische Ansiedlung außerhalb der Türkei. Fast zwei Drittel der Türken beabsichtigen laut einer Studie des Bundesarbeitsministeriums länger in Deutschland zu bleiben. Mehr als zwei Fünftel wollen für immer bleiben.

Teil des täglichen Lebens

40 Jahre nach Unterzeichnung des Abkommens zur Anwerbung türkischer Arbeitnehmer hat Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) den Anteil der Türken am Wirtschaftserfolg Deutschlands gewürdigt. 55.000 türkische Firmen in Deutschland schafften Arbeits- und Ausbildungsplätze, sagte Schröder zum 40. Jahrestag des Abkommens. Sie belebten mit ihren innovativen Ideen und ihrem Selbstverständnis den Wettbewerb mit einheimischen Betrieben.

"Die türkische Bevölkerung in Deutschland hat nicht nur in der Vergangenheit erheblich zum Erfolg der deutschen Wirtschaft beigetragen, sie hilft auch heute, diesen Wohlstand als Steuer- und Beitragszahler, Verbraucher, Investor und Unternehmer zu sichern", heißt in der Erklärung Schröders. Mit ihrer Kultur und Gastronomie bereicherten sie das Zusammenleben in Deutschland. Dabei verkenne er nicht, dass der "integrative Gedanke" in unserer Gesellschaft noch stärker gefördert werden müsse.

Zuwanderung als Erfolgsstory

Die Bundesausländerbeauftragte Marieluise Beck (Grüne) hat die Zuwanderung nach dem deutsch-türkischen Anwerbeabkommen vor 40 Jahren als großen Erfolg bezeichnet. Dennoch gebe es auch heute noch Aufgaben für die Integration der Zugewanderten, sagte Beck am Dienstag.

Beck forderte deutliche Signale von der Gesellschaft an die Zuwanderer für eine Bereitschaft zur Integration. Sonst bestehe die Gefahr der Abschottung von Zuwandern in ethnische Nischen, sagte sie weiter.

Bild: AP

Gibt es noch deutsch-türkische Parallelgesellschaften?

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Hakki Keskin, wertet die 40-jährige "Gastarbeitergeschichte" seiner Landsleute in der Bundesrepublik insgesamt als Erfolg. Keskin sagte, die Anwerbung türkischer Arbeitnehmer und die Integration der Türken in Deutschland könne alles in allem "positiv" gesehen werden. Es gebe allerdings auch Probleme. So seien die Türken in Deutschland nach wie vor nicht gleichberechtigt.

Auch heute noch seien unterschiedliche Wertesysteme, Sprachen, Religionen und Traditionen Gründe dafür, daß sich Türken teilweise in selbstgeschaffene Ghettos zurückzögen, quasi als "soziale und kulturelle Subgesellschaft", so eine weit verbreitete Ansicht.

Vor allem zu Beginn der Zuwanderung habe es Probleme mit der Integration gegeben, berichtete Keskin. Türkische Kinder hätten zunächst schlecht Deutsch gesprochen. Viele Türken, er selbst auch, hätten sich zudem erst spät entschieden, dauerhaft in Deutschland zu leben. Die Situation für die inzwischen dritte Generation von Türken in Deutschland sei nun "klarer", sagte Keskin.

Vorschläge zur weiteren Verbesserung der Integration

Dennoch bleibt das Problemfeld "Integration" weiterhin auf der Tagesordnung. Aus diesem Grund haben Wissenschaftler am Essener Zentrum für Türkeistudien eine Reihe von Maßnahmen für eine bessere Integration vorgeschlagen:

  • Anbieten von besseren Sprachkursen für die erste Generation
  • Modellprojekte gegen die Jugendarbeitslosigkeit bei Türken
  • Türkische Selbstständige anregen, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen
  • Akzeptanz von Türken in der Parteienlandschaft stärken. Die Teilhabe am kommunalen Wahlrecht könne die soziale Integration unterstützen.
  • Verbesserung der Ausbildungssituation (Ein Drittel der in Deutschland lebenden Menschen türkischer Abstammung im Alter zwischen 18 und 30 Jahren verfüge nicht über eine abgeschlossene berufliche Ausbildung)

Auch die Einführung des deutschsprachigen Islamunterrichts wird von vielen befürwortet.

Der Schriftsteller Max Frisch brachte bereits Ende der sechziger Jahre auf den Punkt, was noch heute Kern der Auseinandersetzungen um das geplante Einwanderungsgesetz ist: Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen.

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