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Türkische Panzer wieder in Kobane

3. September 2016

Aktivisten melden, türkische Militärfahrzeuge seien erneut in die syrische Grenzstadt Kobane vorgerückt. Sie sollten den Bau einer Grenzmauer sichern, hieß es. Dies könnte die faktische Waffenruhe in Kobane gefährden.

Türkische Panzer in Karkamis an der türkisch syrischen Grenze (Foto: rtr)
Türkische Panzer an der Grenze zu Syrien - droht eine neue Eskalation mit den Kurden?Bild: Reuters/U. Bektas

Im Streit um eine Mauer zwischen der Türkei und der kurdischen Stadt Kobane haben türkische Panzer Menschenrechtlern zufolge wieder die Grenze nach Syrien überquert. Militärische Fahrzeuge seien einige Meter weit nach Kobane eingedrungen, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Panzer sollten Baumaßnahmen für eine Grenzmauer sichern.

Kurden sprechen von "türkischer Besetzung"

Die Kurden in Kobane beschuldigen die Türkei, etwa 25 Meter auf ihr Gebiet vorgedrungen zu sein, um dort eine Mauer zwischen der Türkei und der Grenzstadt zu bauen. Vergangene Woche hatte die Selbstverwaltung der Stadt in einer Stellungnahme von einer "türkischen Besetzung" gesprochen und das Nachbarland aufgefordert, alle Kurdengebiete in Nordsyrien zu verlassen. Die türkischen Panzer hatten sich dann am Freitag aus dem Gebiet zurückgezogen, nachdem die türkischen Sicherheitskräfte Proteste der Kurden gewaltsam niedergeschlagen hatten. Dabei waren zwei Zivilisten getötet worden. Seit einigen Tagen herrscht zwischen beiden Seiten faktisch eine Waffenruhe.

Zuletzt hatte es westlich von Kobane heftige Kämpfe zwischen türkischen Einheiten und kurdischen Milizionären gegeben. Kobane gilt als Ort des ersten wichtigen Sieges der Kurden über die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Ende Januar 2015 hatten sie die Stadt mit Hilfe von Luftangriffen einer von den USA geleiteten Allianz befreit.

Eine neue türkische Front gegen den IS

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, dass auch türkische Panzer in die nordsyrische Grenzstadt al-Rai, rund hundert Kilometer westlich von Kobane, geschickt worden seien. Es hieß, sie sollten eine neue Front gegen die IS-Terrormiliz in Syrien eröffnen.

Panzer hätten von der Provinz Kilis aus bei dem Dorf Cobanbey die Grenze nach Syrien überquert, meldete die Nachrichtenagentur Dogan. Cobanbey liegt gegenüber dem syrischen Ort al Rai, der zwischen der radikal-islamischen IS-Miliz und Rebellen umkämpft ist. Das Gebiet liegt etwa 55 Kilometer südwestlich von Dscharablus, wo in der vergangenen Woche die Türkei ihre erste größere Offensive in Syrien begonnen hatte.

Türkei befürchtet ein Erstarken der Kurden

Zugleich starteten von der Türkei unterstützte syrische Rebellen einen neuen Angriff auf IS-Kämpfer bei al Rai. Mehrere Dörfer seien erobert worden, teilten Aufständische und die Syrische Beobachtungsstelle mit. Am 24. August hatte das türkische Militär begonnen, syrische Rebellen, die gegen die IS-Miliz beziehungsweise die kurdische Miliz YPG kämpfen, mit Panzern und Kampfflugzeugen auf syrischem Boden zu unterstützen.

Die Offensive der Türkei hat Besorgnis im Westen, allen voran in den USA, ausgelöst. Die Kurden-Miliz YPG ist ein Verbündeter der USA im Kampf gegen den IS. Die türkische Regierung befürchtet dagegen ein Erstarken der Kurden auch im eigenen Land.

cw/jj (dpa, afp, rtr)

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