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Politik

Türkische Zentralbank sichert Finanzstabilität zu

13. August 2018

Nach dem Lira-Absturz ist die Notenbank darum bemüht, die Märkte zu beruhigen. Sie will den Banken zusätzliche Refinanzierungsgeschäfte anbieten. Andere Schwellenländer-Währungen werden in Mitleidenschaft gezogen.

Türkische Zentralbank
Bild: Imago/Zuma Press

Die türkischen Zentralbank hat den Geldinstituten des Landes eine ausreichende Liquditätsversorgung in der aktuellen Krise der Lira zugesagt. So seien die Bestimmungen für Lira-Reserven gesenkt worden, erklärte die in Ankara ansässige Notenbank. Dadurch würden dem Finanzmarkt rund zehn Milliarden Lira, sechs Milliarden Dollar sowie Goldguthaben im Wert von drei Milliarden Dollar an Liquidität zugeführt. Zusätzlich zum Dollar könnten auch Euro zur Absicherung von Lira-Reserven genutzt werden, hieß es weiter.

Die Zentralbank kündigte zudem an, sie werde den Markt und die Preisbildung genau beobachten und alle notwendigen Schritte ergreifen, um die Finanzstabilität zu sichern. Die Lira zog nach der Erklärung zum Dollar an, allerdings nur für kurze Zeit.

Der türkische Finanzminister Berat Albayrak hatte am Wochenende einen Aktionsplan angekündigt, auf dessen Grundlage die zuständigen Institutionen notwendige Maßnahmen ergreifen und mit dem Märkten kommunizieren würden. Dabei werde es vor allem um die türkischen Banken sowie um die kleinen und mittleren Unternehmen des Landes gehen. Diese leiden besonders unter dem Währungsverfall. Albayrak ist der Schwiegersohn von Staatschef Recep Tayyip Erdogan.

Verlust der Lira um mehr als 40 Prozent

Die Lira hat seit Jahresbeginn mehr als 40 Prozent ihres Wertes verloren. Allein am Freitag hatte sie 18 Prozent eingebüßt und war auf ein Rekordtief von 7,24 zum Dollar gestürzt. Es war der größte Verlust an einem einzigen Tag seit 2001. Ein wesentlicher Grund dafür sind Befürchtungen, Erdogan, der seit einer Verfassungsänderung mit besonders großer Machtfülle ausgestattet ist, könnte sich massiv in die Wirtschaft und die Währungspolitik einmischen.

Steht vor schwierigen Aufgaben: Finanzminister Berat AlbayrakBild: picture-alliance/M. Alkac

So wächst die Besorgnis, dass die Notenbank ihre Unabhängigkeit verliert. Zudem liegt Erdogan mit dem NATO-Partner USA bei mehreren Themen über Kreuz, darunter die unterschiedlichen Interessen im Syrien-Konflikt. Auch die Auseinandersetzung um das Schicksal des in der Türkei wegen Terrorvorwürfen festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson sorgt für Zündstoff.

Albayrak, der Schwiegersohn von Erdogan, nannte die Schwäche der Lira einen Angriff. Ähnlich äußerte sich Erdogan. Am Wochenende bezeichnete er den Kursverfall der Lira als "Raketen" in einem Wirtschaftskrieg gegen sein Land. Der Weg aus der "Währungsverschwörung" bestehe darin, die Produktion zu steigern und die Zinsen zu senken.

Erdogan hat sich selbst wiederholt als "Gegner der Zinsen" bezeichnet und angekündigt, eine größere Kontrolle über die Geldpolitik auszuüben. Er will, dass die Banken billige Kredite vergeben und so das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Anleger befürchten jedoch, dass es zu einer Überhitzung kommen könnte. Experten haben zuletzt betont, eine deutliche Zinserhöhung könnte den Lira-Verfall bremsen.

Erhöhung der Stahlzölle bereits in Kraft

Nach der Eskalation des Streits in den vergangenen Wochen hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag die Verdoppelung der Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Türkei verkündet. Die Stahlzollerhöhung von 25 auf 50 Prozent trat bereits in Kraft.

Erdogan droht daher mit einer wirtschaftlichen und politischen Abkehr vom Westen und kündigt eine stärkere Hinwendung zu Russland, China und der Ukraine an. Die Türkei habe Alternativen, schrieb Erdogan in einem Meinungsartikel in der "New York Times" vom Wochenende. Wenn die USA die Souveränität der Türkei nicht respektierten, könne die Partnerschaft in Gefahr geraten. Dann könne es für die Türkei nötig werden, sich "nach neuen Freunden und Verbündeten umzuschauen".

Trump verdoppelt die Zölle für türkischen Stahl und Aluminium

01:20

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Die Türkei sollte für eine Entschärfung sorgen, sagte Ex-Diplomat und ehemalige türkische Außenminister Yasar Yakis der Deutschen Welle. "Wenn Sie den Journalisten Deniz Yücel freigelassen haben, ist es normal, dass die ganze Welt danach fragt, wann  Pastor Brunson freigelassen wird." Hochrangige Politiker hätten zugegeben, dass es zwischen den USA und der Türkei diesbezüglich Verhandlungen gab, so Yakis, der Gründungsmitglied von Erdogans Partei AKP ist und einst Botschafter sowie Minister für Auswärtige Angelegenheiten war.

Die USA hätten die Beziehungen zur Türkei für ihre innenpolitischen Zwecke instrumentalisiert. "Wenn diese Krise zwischen den USA und der Türkei sich zuspitzt, wird auch das Vertrauen der NATO in die Türkei zerstört." Yakis ist davon überzeugt dass die NATO anfangen wird, wichtige Entscheidungen ohne die Türkei zu treffen.

Auch andere Schwellenländer-Währungen betroffen

Die Absturz der türkischen Lira macht auch anderen Schwellenländern zu schaffen. Die Währungen von Südafrika, Indien und Russland fielen auf mehrjährige Tiefststände. Anleger fürchteten, dass Investoren in Folge der Turbulenzen in der Türkei auch aus anderen aufstrebenden Staaten Gelder abziehen. "Ich glaube, dass die Schwellenländer, die mit US-Präsident Donald Trump eine schwierige Verbindung haben, die ersten sein könnten, die unter einer Kapitalflucht leiden", sagte Kim Doo-un, Volkswirt beim Brokerhaus KB Securities.

Der südafrikanische Rand fiel um mehr als zehn Prozent auf den tiefsten Stand seit Mitte 2016. Ein Dollar kostete zeitweise 15,70 Rand. Die indische Rupie sackte auf ein Rekordtief ab und der russische Rubel erreichte zeitweise den tiefsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren. Für einen Dollar erhielten Anleger fast 70 Rubel. Die türkische Lira verlor seit Jahresanfang mehr als 40 Prozent an Wert.

Keine Eskalation erwartet

Anleger deckten sich verstärkt mit als sicher geltenden Währungen wie dem Schweizer Franken, dem Dollar und dem japanischen Yen ein. Der Dollar-Index, der den Wert des "Greenback" im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen misst, kletterte um 0,2 Prozent auf den höchsten Stand seit über 13 Monaten.

Analysten gingen aber davon aus, dass es wegen der Türkei-Probleme zu keiner ausgewachsenen Krise bei den Schwellenländern kommen wird. "Weder gehen wir von einer Eskalation der globalen Handelsstreitigkeiten in Form eines waschechten Handels- oder Währungskrieges aus noch zeichnet sich ein markanter Einbruch des weltweiten Wirtschaftswachstums ab", sagte Ökonom Stefan Bielmeier von der DZ Bank. Auch Taye Shim, Investmentchef beim Brokerhaus Mirae Asses Sekuritas, erklärte, Anleger seien nun erst einmal auf dem Rückzug, weil sie sich die Situation aus der Ferne ansehen möchten. "Ganz nach dem Motto, einmal gebissen, zweimal scheu."

sti/wa/hb/cgn (afp, rtr, dpa)

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