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Tag 1 nach der historischen US-Wahl

6. November 2008

Der historische Wahlsieg von Barack Obama ist in den USA genauso wie außerhalb mit großen Erwartungen an einen neuen Politikstil und eine neue Dialogkultur verknüpft. Kritische Stimmen mahnen jedoch zur Besonnenheit.

Barack Obama - Symbol für ein neues Amerika?Bild: AP

Ein Jahrhundert nach der Abschaffung der Sklaverei in den USA ist ein Afroamerikaner zum Präsidenten gewählt worden. Barack Obama gilt vielen als Hoffnungsträger, als eine Art moderner Messias, der den Vereinigten Staaten ein neues Zeitalter versprochen hat. Innenpolitisch versprechen sich die Wähler mehr soziale Gerechtigkeit, einen stärkeren Staat, der sie vor Finanz- und anderen Krisen in Schutz nimmt und vor allem eine Überwindung der immer noch tiefen Spaltungen zwischen Schwarzen und Weißen in der US-Gesellschaft.

Hunderttausende feierten den Wahlsieg von Barack Obama in ChicagoBild: AP

Warnung vor überzogenen Erwartungen

Außenpolitisch erhofft man sich, in Europa z. B., eine neue Dialogbereitschaft in den transatlantischen Beziehungen, die in den vergangenen Jahren durch viele politischeh Alleingänge der Bush-REgierung auf eine harte Probe gestellt worden sind. Doch ein US-Präsident ist eben immer in erste Linie nationalen Interessen verpflichtet, sagt einer, der es wissen muss: Wolfgnag Ischinger war lange Jahre deutscher Botschafter in Wahsington. Er warnt vor überzogenen Erwartungen an Obama. Das tansatlantische Verhältnis werde auch unter Barack Obama nicht plötzlich "zu einem Paradies werden, in dem nur die Sonne scheint", so Ischinger im Interview mit Deutschlandradio Kultur.

Wolfgang Ischinger war von 2001 bis 2006 deutscher Botschafter in WashingtonBild: AP

"Wir haben früher, auch schon vor Bush, Reibungsverluste gehabt, auch mit Präsident Clinton, und die wird es auch in Zukunft geben. Desewegen ist hier eine nüchterne und realitätsbezogene Abwägung sicherlich richtig am Platze. Aber zunächst einmal ist das, was wir in den letzten Stunden und Tagen erlebt haben, für alle, die sich für das transatlantische Verhältnis einsetzen wollen, eine außerordentlich erfreuliche Entwicklung." Wolfgang Ischinger war von 2001 bis 2006 deutscher Botschafter in Washington.

Nach den Freudentränen und dem Freudentaumel gilt es jetzt für Barack Obama und sein Team, die gewonnene politische Macht zu organisieren. Personalien sind noch nicht entschieden, aber es gibt schon erste Interessenten, die sich für ein politisches Amt unter dem ersten afroamerikanischen US-Präsidenten empfehlen. In DW-Fokus Amerika lassen wir den ersten Tag nach den Wahlen noch einmal revue passieren, an dem die Emotionen immer noch eine große Rolle gespielt haben.

In den Trümern dieses Fluzeugs ist der mexikansiche Innenminster Mouriño am Dienstag (05.11.08) ums Leben gekommenBild: AP

Mexiko in der Hand der Drogenbarone?

Der Wahlsieg von Barack Obama wurde in Mexiko durch eine andere Nachricht überschattet: Am Dienstag starb Innenminister Juan Camilo Mouriño, als das Kleinflugzeug, in dem er unterwegs war, über dem Stadtzentrum von Mexiko abstürzte und explodierte. 14 Menschen kamen ums Leben.

Der Flugschreiber des Sportflugzeugs wird jetzt von den Behörden ausgewertet. Die Regierung besteht bislang darauf, es gebe keine Hinweise auf einen Anschlag , das Unglück sei ein tragischer Unfall. Vor dem Hintergrund der gewaltsamen Auseinandersetzungen der Drogenkartelle untereinander und dem Einsatz des Militärs um gegen Unterwanderung der Polizei durch die Drogenmafia vorzugehen, halten viele Mexikaner die Unfall-Theorie jedoch für wenig glaubwürdig. Was in den Medien nicht offen ausgeprochen wird, sagen die Menschen auf der Straße um so deutlicher.

"Die Tränen meiner Mutter"

Vor 25 Jahren erlebte Argentinien eine tiefgreifende Wende. Am 30. Oktober 1983 fanden die ersten freien Wahlen nach sieben Jahren brutaler Militärherrschaft statt. Bis zu 30.000 Menschen sind Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen zufolgen von den Schergen der Junta ermordet worden. Zigtausende verließen das Land und gingen in die USA oder nach Europa ins Exil. Dort mussten sie ihr Leben neu ordnen, sich in fremden Verhältnissen zurechtfinden. Viele Familien, viele Träume, viele Lebensentwürfe sind daran zerbrochen.

Eine solche Geschichte erzählt der Film "Der Tränen meiner Mutter", eine deutsch-argentinische Koproduktion, der jetzt in deutschen Kinos angelaufen ist.

Tausende Argentinien mussten während der Diktatur ihre Heimat verlassen - sie nahmen Erinnerungen mit ins ExilBild: Eric Pawlitzky

"Die Tränen meiner Mutter" spielt in West-Berlin, im Schatten der Mauer, in den 1980er Jahren: Es ist die Zeit der Hausbesetzer, der sexuellen Revolution und der Lebenskünstler. In dieses urbane Großstadtmilieu verschlägt es den 12jährigen Alex gemeinsam mit seinen Eltern Lizzy und Carlos, die vor der argentinischen Militärjunta geflohen sind und im Westen auf ein friedliches Leben hoffen. Sie landen in einer skurrilen Wohngemeinschaft auf einer Fabriketage. Doch die WG wird in dem fremden und kalten Berlin schnell zur neuen Familie. Staunend läuft der aufgeweckte Alex durch dieses neue Leben, durch die Straßen Berlins und versucht sich darin zu Recht zu finden.

In Rückblenden wird die Geschichte der argentinischen Familie aus der Sicht des jungen Alex erzählt. Er beobachtet, wie die Beziehung seiner Eltern trotz tiefer Gefühle an dem Leben in der Fremde zerbricht. Während seine Mutter begeistert ihre Arbeit als Journalistin aufnimmt, zieht sich Carlos immer mehr in die Träume von einer Rückkehr nach Argentinien zurück. Angelehnt an die eigene Biografie erzählt Alejandro Cárdenas Amelio, selbst ein in Deutschland aufgewachsener Peruaner, in sensiblen Dialogen und Bildern von der bitteren Erfahrung, wie politische Umstände das Privatleben beeinflussen können: "Das ist kein politischer Film. Aber es gibt bestimmte Dinge, die sind größer als wir. Wie eine Militärjunta, ein Erdbeben, wie eine Sinnflut. Sachen, die sind einfach größer als wir, die sich ins Mark brennen, in die Seele einbrennen. Gegen die man versucht anzukämpfen, die aber einfach größer sind. Und diese Liebe geht nicht dadurch kaputt, weil sie sich nicht mehr lieben, sondern es war der falsche Ort zur falschen Zeit."

Mit einer großen Portion Humor gibt der Film "Die Tränen meiner Mutter" einen spannenden Einblick die oft recht unbeholfenen Versuche der Integration von Exilanten in Deutschland und das Leben im West-Berlin der 80er Jahre.

Redaktion: Mirjam Gehrke

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