Uli Hoeneß informiert am Donnerstag den Aufsichtsrat des FC Bayern über seine Pläne. Sein wahrscheinlicher Rückzug als Präsident und Aufsichtsratschef sind seit Wochen Thema. Es wäre das Ende einer Ära.
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"Spontan" habe er zugesagt, Manager beim FC Bayern zu werden - so berichtet Uli Hoeneß in einem Interview im vereinseigenen TV-Kanal von seinen Anfängen als Funktionär 1979. Das Ende seiner Ära scheint er vergleichsweise behutsam und mit Bedacht einzuläuten: Auf der Aufsichtsratssitzung an diesem Donnerstag will er das Gremium und danach auch die Öffentlichkeit über seine Pläne informieren. Sein Rückzug von den Ämtern des Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden gilt in den Medien bereits seit Wochen als ausgemacht. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht, Hoeneß und sein Umfeld schweigen bisher.
Auch bei einem Empfang für den FC Bayern in der Bayerischen Staatskanzlei an diesem Mittwoch blieb Hoeneß bei seiner Linie, vor der Aufsichtsratssitzung nichts herauszulassen. Doch immerhin versicherte er dem Verein seine Treue: "Die Hilfe für den FC Bayern hat ja nichts mit dem Amt zu tun. Ich habe immer gesagt, dass ich dem Verein, was immer ich tun kann, zur Verfügung stehe - und das ist nicht an irgendein Amt gebunden", sagte Hoeneß.
Am Rande eines Benefiz-Golfturniers hatte der 67-Jährige der "Bild"-Zeitung vor Wochen lediglich verraten: "Ich bleibe im Aufsichtsrat, den Vorsitz gebe ich aber mit dem Amt des Präsidenten zurück, wenn es so weit ist." Will heißen: Hoeneß bleibt einfaches Mitglied des Kontrollgremiums, das beispielsweise bestimmt, wer im Vorstand des FC Bayern tätig ist. Er gibt aber die entscheidenden Funktionen ab.
Abschied vor großem Publikum?
Als Zeitpunkt ist Ende November wahrscheinlich. Dann lädt der FC Bayern zur Jahreshauptversammlung, um ein neues Vereinsoberhaupt zu wählen. Offenbar gibt es Bemühungen, die Veranstaltungen vom Audi-Dome in die größere Olympiahalle zu verlegen. Dort könnten 12.000 statt 7000 Klubangehörige das Geschehen verfolgen und - so wohl das Kalkül - Hoeneß den gebührenden Abschied gewähren.
Seine Nachfolge in beiden Ämtern soll Herbert Hainer übernehmen. Der 65-Jährige ist persönlich mit Hoeneß befreundet und führte von 2001 bis 2016 den Sportartikelkonzern Adidas. Außerdem hatte er 2014 schon einmal für einige Monate den Aufsichtsratsvorsitz des FC Bayern übernommen, als Hoeneß seine Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung angetrenten hatte.
Uli Hoeneß: Abgang des Patriarchen
Nach 40 Jahren als Manager und Präsident tritt Uli Hoeneß aus der ersten Reihe des FC Bayern München zurück. Damit endet beim deutschen Fußball-Rekordmeister eine Ära.
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein
Jüngster Manager
Weil sein Knie kaputt ist, muss der Weltmeister von 1974 seine Karriere als Spieler 1979 im Alter von nur 27 Jahren beenden. Bayern-Präsident Willi Hoffmann macht Uli Hoeneß zum jüngsten Vereinsmanager der Bundesliga-Geschichte. Eigentlich wollten die Verantwortlichen des deutschen Fußball-Rekordmeisters Rudi Assauer nach München holen, doch der sagte ab.
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Den WG-Spezi zurückgeholt
Noch als Spieler beweist Hoeneß sein Managertalent. 1978 vermittelt er den Bayern einen Sponsorenvertrag mit einem Unternehmen aus seiner Heimatstadt Ulm. Einziger Verwendungszweck für das Geld: die Rückkehr seines Spezis Paul Breitner (r.) von Eintracht Braunschweig an die Isar. Mit Breitner teilte sich Hoeneß in seinen Anfangstagen in München eine WG.
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Der erste große Deal
Verbindlichkeiten in Höhe von sieben Millionen D-Mark drücken den deutschen Fußballrekordmeister, als Hoeneß seinen Job als Klubmanager antritt. "Das Wichtigste war, den FC Bayern schuldenfrei zu machen", erinnert sich Hoeneß. "Da habe ich den Karl-Heinz Rummenigge verkauft." Elf Millionen Mark spült der Transfer in die Kasse - und der Verein ist auf einen Schlag schuldenfrei.
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Erzfeind Lemke
Hier stoßen sie noch mit Bier an, doch wenig später fliegen die Fetzen zwischen Hoeneß (l.) und Willi Lemke (r.). Der Manager des SV Werder Bremen - Mitte der 1980er-Jahre zweimal Vizemeister, einmal Meister - stichelt gegen die Bayern und gegen Hoeneß, dem er eine "Arroganz, die nicht zu überbieten ist" vorwirft. Hoeneß nennt Lemke einen "Volksverhetzer", durch den er "hassen gelernt" habe.
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Schlagabtausch mit Daum
Legendär ist auch der Streit zwischen Hoeneß (r.) und dem Kölner Trainer Christoph Daum (2.v.l.) 1989 im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. "Du überschätzt dich maßlos. Du musst mal nach oben schauen. Das ist ein Ball, kein Heiligenschein", sagt Hoeneß mit Blick auf die Studiodekoration. "Um dein Maß an Überschätzung zu erreichen, muss ich hundert Jahre alt werden", kontert Daum.
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Eine spezielle Verbindung: Hoeneß und Heynckes
"Die vorzeitige Trennung von Heynckes 1991 war mein schwerster Fehler", sagt Hoeneß später. "Ich bin sicher, dass er uns noch weit gebracht hätte." Hoeneß macht seinen Fehler später wieder gut. Dreimal holt er Heynckes, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet, später noch als Trainer nach München. Mit großem Erfolg ...
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Triple 2013
... Unter Trainer Heynckes gewinnen die Bayern 2013 das Triple aus deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Als sich Hoeneß mit den Trophäen des erfolgreichen Jahres (links von ihm auch noch der UEFA-Supercup) präsentiert, liegt der Wechsel vom Managerposten auf den Präsidentenstuhl des FC Bayern bereits vier Jahre zurück (2009).
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Er kann auch herzlich
Auch dafür steht Uli Hoeneß: Er hilft, wo er kann. Vereine wie der FC St. Pauli und sogar Liga-Konkurrent Borussia Dortmund profitieren von seiner Großzügigkeit. Auch ehemalige Teamgefährten wie der ehemalige alkoholkranke Gerd Müller und Spieler wie Sebastian Deisler (Burnout-Syndrom) oder Dietmar Hamann (Alkohol- und Spielsucht) können in der Not auf seine Hilfe zählen.
Bild: picture-alliance/dpa
Zwischen Volksnähe und Wutrede
Hoeneß' Verhältnis zu den Fans ist ambivalent. Mal gibt er sich volksnah, wie hier, als er Würstchen an die Bayern-Anhänger verteilt. Mal lässt er sich zu Wutreden hinreißen, wenn ihn Fans aus seiner Sicht zu kritisch angehen - wie bei der Jahreshauptversammlung der Bayern 2007, als er mit hochrotem Kopf ins Mikro brüllt: "Das ist populistische Scheiße. Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid?"
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Tränen in Zeiten der Steueraffäre
Man mag Uli Hoeneß vieles vorwerfen können, aber nicht, dass er aus seinem Herzen eine Mördergrube macht. Wenn er emotional berührt ist, wie bei der Jahreshauptversammlung 2013, schämt er sich auch seiner Tränen nicht. Zu dieser Zeit wird gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Im Zuge der Affäre gibt er alle Ämter beim FC Bayern auf.
Bild: Reuters
Gut anderthalb Jahre im Gefängnis
Im März 2014 verurteilt das Landgericht München II den Fußballfunktionär wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren. Hoeneß akzeptiert das Urteil. Nach gut anderthalb Jahren im Gefängnis kommt er Ende Februar 2016 wieder auf freien Fuß, der Rest seiner Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Im selben Jahr wird Hoeneß wieder Bayern-Präsident.
Bild: Reuters
Doppelspitze - nicht immer einer Meinung
Mit Vorstandschef Rummenigge (l.) - dem Spieler, den er einst als Manager verkaufte - bildet der Klubpräsident seit Jahren eine Doppelspitze. Nicht immer sprechen sie mit einer Stimme. So stellte sich Hoeneß in der vergangenen Saison demonstrativ hinter Trainer Niko Kovac, während sich Rummenigge deutlich kritischer äußerte.
Bild: picture-alliance/dpa/Revierfoto
Mehr Zeit für Susanne
Die "Bild"-Zeitung hatte als Erste berichtet, Hoeneß werde sich im November nicht mehr als Bayern-Präsident zur Wiederwahl stellen. Er selbst bestätigte das zunächst nicht, sondern teilte seinen Entschluss Wochen später zunächst den Kollegen vom Aufsichtsrat mit. Im November tritt er ab und hat damit wieder mehr Zeit für seine Ehefrau Susanne (l.), mit der er seit 1973 verheiratet ist, und ...
Bild: picture-alliance/nordphoto/Straubmeier
Gefühl auch für den kleinen Ball
... dafür, sein Handicap (23) beim Golfen zu verbessern. "Ich glaube, dass Fußballspieler prädestiniert sind, gute Golfspieler zu sein", sagt Hoeneß über sein Hobby. "Erstens sind sie alle sehr sportlich. Zweitens haben sie ein gewisses Ballgefühl. Das heißt, sie haben den Vorteil, ohne große Übung einen Ball schlagen zu können."