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Tagebuchverbot für Athleten in Athen?

Markus Grunwald

Die einen machen es, die anderen lassen es lieber bleiben. Angeblich hat das Internationale Olympische Komitee Athleten verboten, in Athen Online-Tagebücher zu führen. Zuwiderhandlung würde zum Ausschluss führen.

Nicht schreiben, sondern Leistung zeigen

Eindeutig ist der Sachverhalt nicht: Fragt man beim Nationalen Komitee (NOK) Deutschlands nach, bestätigt Pressesprecher Dr. Stefan Volknat das Verbot seitens des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): "Die Sportler dürfen während den Olympischen Spiele keine Tagebücher im Internet veröffentlichen, genannt Weblogs. Die Regel wird während der Spiele sehr aktiv und konsequent angewendet", sagte er in einem Gespräch mit DW-WORLD.

Er habe alle deutsche Olympioniken angewiesen, auf Olympia-Tagebücher im Netz zu verzichten. Fragt man aber den Medienbeauftragten des IOC in Athen, erhält man eine gegenteilige Antwort. "Die Athleten unterliegen in der Sache keinen Restriktionen", beantwortete Antony Edgar die Frage von DW-WORLD nach dem virtuellen Tagebuchverbot. Entsprechend unterschiedlich ist dann auch das Verhalten der Athleten vor Ort.

Letzte Worte vor Athen

Während deutsche Sportler auf das virtuelle Tagebuch verzichten, berichten Athleten anderer Nationen munter über ihre Eindrücke aus der griechischen Hauptstadt. "Ab Morgen werdet Ihr Euch über unsere sportlichen Tätigkeiten wohl aus anderen Quellen informieren müssen, denn wir dürfen während der Olympischen Spiele nichts veröffentlichen", liest der Fan des deutschen Frauen-Achters auf der Webseite der Ruderinnen.

In einem achtseitigen Schreiben an die Olympioniken warnt das NOK Deutschland vor den Konsequenzen der illegalen Berichterstattung. Dasselbe gelte für ihre Sponsoren sowie ihre offiziellen olympischen Medienpartnern. Sogar das Veröffentlichen von privaten Fotos sei tabu. Hält sich ein Sportler nicht an dieses Verbot, drohe ihm der sofortige Ausschluss von den Spielen. Nur in den Zeitungen ihrer Heimatstädte dürften Athleten ein Tagebuch veröffentlichen. Sogar Detektive seien auf die Tagebücher angesetzt. Und so ist es im Internet um viele Sportler ruhig geworden. Vor ihrer Abreise richtete Schwimmerin Hannah Stockbauer ihre "letzten Worte vor Athen" an ihre Fans und auch im Tagebuch von Franziska van Almsick sucht der Fan vergebens nach aktuellen Einträgen.

Andere schreiben munter drauf los

Das Verbot begründet der NOK mit der Regel 59 der olympischen Charta, die nicht wirklich überzeugt. Zwar wird dort den Athleten verboten, während der Spiele journalistisch aktiv zu werden, aber das Internet wird in der Regel nicht konkret erwähnt. "Und ist man als Tagebuchschreiber automatisch ein Journalist?", fragen Kritiker des Verbotes. Offiziell heißt es, dass durch das Verbot verhindert werden soll, dass Sportler Neuigkeiten über die anderen Athleten enthüllen. Dennoch dürfen sie ein Tagebuch in einer Zeitung ihrer Heimatstadt führen und in Athen Interviews geben. Das sollten genügend Möglichkeiten sein, um Neuigkeiten über andere Sportler zu enthüllen.

Sportler anderer Nationen dagegen schreiben munter drauf los. So lässt die US-Schwimmerin Martiza Correia den User im Internet an ihren Erlebnissen in Athen teilhaben. Sie beschreibt, wie gut der Empfang der amerikanische Sportler im olympischen Dorf über die Bühne ging, die "tollen Schwimmanlagen" und wie sie von ihren Sponsoren mit Kleidung überhäuft wird. Und der US-Schwimmer Scott Goldblatt lässt die Community wissen, wie großartig die Stimmung im Lager der amerikanischen Schwimmer ist.

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