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PolitikAsien

Taiwans Ex-Präsident Lee Teng-hui gestorben

30. Juli 2020

Er gilt als Schöpfer des demokratischen Taiwans und scheute zugleich keinen Konflikt mit der verbliebenen chinesischen Diktatur - nicht zuletzt mittels eines Interviews der Deutschen Welle. Lee wurde 97 Jahre alt.

Taiwan Taipei | Ex-Präsident Lee Teng-hui verstorben
Bild: Getty Images/AFP/T. Kitamura

Im Alter von 97 Jahren ist Taiwans erster freigewählter Präsident Lee Teng-hui gestorben. Wie die Nachrichtenagentur CNA berichtete, starb der einflussreiche Politiker in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Taipeh. Er war seit Februar wegen einer Lungenentzündung behandelt worden.

Vom Agrarprofessor zum Staatschef

Lee Teng-hui -  von Hause aus Professor für Agrarökonomie - war der erste gebürtige Taiwaner, der Präsident und Vorsitzender der über Jahrzehnte maßgeblichen Kuomintang-Partei war. Während seiner Präsidentschaft von 1988 bis 2000 leitete Lee die Demokratisierung Taiwans ein - nach einer lange währenden Einparteiendiktatur.  Zugleich war er bestrebt, die Insel international als souveränen Staat behandelt zu wissen. Bei der ersten direkten und demokratischen Wahl 1996 wurde "Mr. Demokratie" mit 54 Prozent der Stimmen gewählt.

9. Juli 1999: Lee Teng-hui wird vom damaligen Leiter der DW-Asienabteilung, Günter Knabe, interviewt Bild: Academia Historica Taiwan

1999 dann sorgte Lee für Verärgerung in Peking, als er die Beziehungen zu Festlandchina in einem Interview der Deutschen Welle als solche zwischen "zwei Staaten" beschrieb. Die kommunistische Führung betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik, obwohl die Insel nie dazu gehört hatte.

Taiwan praktisch unabhängig, aber isoliert

Der Streit um den Status ist schon Jahrzehnte alt und geht auf den Bürgerkrieg in China zurück. Nach ihrer Niederlage gegen die Kommunisten waren die Truppen der nationalchinesischen Kuomintang 1949 nach Taiwan geflüchtet, das bis Ende des Zweiten Weltkrieges unter japanischer Herrschaft gestanden hatte. Bis heute lautet der offizielle Name Taiwans auch noch "Republik China". Seit Gründung der kommunistischen Volksrepublik ist Taiwan praktisch unabhängig, wird aber von Peking international isoliert. Mit seiner "Ein-China-Doktrin" erlaubt Peking anderen Staaten nicht, mit China und Taiwan zugleich diplomatische Beziehungen zu unterhalten. Auch Deutschland ist in Taipeh nur mit einer inoffiziellen Repräsentanz vertreten.

Tochter im Geiste: Lee 2012 mit der damaligen Präsidentschaftskandidatin Tsai Ing-wen, die heute Taiwans Staatchefin istBild: picture-alliance/Kyodo

Für erhebliche Verstimmung mit Peking sorgte 1995 die Entscheidung des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton, Lee Teng-hui ein Visum für einen inoffiziellen Besuch zu erteilen. Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen der USA mit China 1979 hatte kein Präsident Taiwans die USA mehr besucht.

sti/kle (afp, ap, dpa, rtr)

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