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Politik

Taktische Manöver vor Gipfel Trump - Kim

Fabian Kretschmer aus Seoul
16. Mai 2018

Trotz Nordkoreas Drohungen gehen die Manöver von südkoreanischen und US- Streitkräften weiter. Experten bezweifeln, dass Nordkorea das geplante Treffen zwischen Trump und Kim tatsächlich absagen wird.

Südkorea Luftwaffenstützpunkt Gwangju
Bild: Reuters/Yonhap

Südkoreas Regierung reagierte mit Bedauern, dass Nordkorea das für den heutigen Mittwoch geplante hochrangige Treffen zwischen den zwei Nachbarländern kurzfristig abgesagt hat. Dies würde nicht "dem Geiste und den Vereinbarungen entsprechen, die zwischen beiden Koreas erzielt wurden", sagte der Sprecher des Seouler Vereinigungsministeriums, Baik Tae Hyun am Mittwoch. Man rufe den Norden auf, schnellstmöglich wieder zum Dialog zurückzukehren.

Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA hatte zuvor unter Berufung auf Nordkoreas Vize-Außenminister Kim Kye Gwan verlautbart, dass man das geplante Gipfeltreffen mit den USA platzen lassen könne, wenn Washington "uns in die Enge treibt und einseitig fordert, dass wir Atomwaffen aufgeben”. Die Vereinigten Staaten müssten sich genau überlegen, was der "militärische Krawall" für den Gipfel bedeute, so die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Sie bezog sich dabei auf das seit Freitag laufende Militärmanöver "Max Thunder".

Nordkorea will Atomtestanlage Punggye-ri abbauenBild: picture-alliance/AP Photo/Ahn Young-Joon

"Kein Angriffsmanöver"

Bei "Max Thunder" handelt es sich um die größte alljährlich durchgeführte Luftwaffenübung auf der koreanischen Halbinsel, sie ist seit Freitag im Gang. Laut südkoreanischen Medienberichten nehmen daran rund 100 Kampfflugzeuge teil, darunter acht Tarnkappenflieger des Typs F-22. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap hatte zuvor in einem bisher unbestätigten Bericht behauptet, dass auch strategische Langstreckenbomber vom Typ B-52 über Manöver fliegen könnten. Nordkorea wertet vor allem diese Flugzeuge als Provokation, da sie nukleare Sprengköpfe führen können.

Beim innerkoreanischen Gipfeltreffen zwischen Kim Jong Un und Moon Jae In hatten beide Seiten vereinbart, sämtliche feindliche Aktionen auf Land, zu See und zu Luft einzustellen, ohne dies jedoch zu konkretisieren.

Bei einer Krisensitzung am Mittwoch einigten sich die südkoreanischen und US-Streitkräfte darauf, die Militärübung wie geplant fortzuführen. "Die Übung ist dazu gedacht, die Fähigkeiten der Piloten zu stärken und ist kein Angriffsmanöver", heißt es in einer an Journalisten ausgesendeten Textnachricht des Seouler Verteidigungsministeriums.

Von Experten wird Nordkoreas Empörung vor allem als Taktik verstanden, im Vorfeld des Gipfeltreffens mit Donald Trump dessen Bereitschaft für mögliche Zugeständnisse zu testen. Andererseits möchte das Regime seine Verhandlungsposition vor dem am 12. Juni in Singapur geplanten Treffen zu erhöhen.

Freundliche Gesten wie die Freilassung von US-Bürgern durch Nordkorea sind einfach - die schwierigen Themen kommen nochBild: Reuters/J. Bourg

Taktieren zwischen USA und Nordkorea

"Der USA-Nordkorea-Gipfel wird stattfinden. Was wir jetzt sehen, ist bereits ein Teil davon", sagt Andray Abrahamian von der singapurischen NGO Choson Exchange, die unter anderem volkswirtschaftliche Seminare in Nordkorea durchführt: "Hier geht es um die öffentliche Seite der Verhandlungen: Nordkorea benutzt die Absage eines innerkoreanischen Arbeitstreffens, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen". Dies sei vergleichbar mit der als provozierend empfundenen Forderung des US-Sicherheitsberaters John Bolton, bei Nordkoreas Denuklearisierung nach dem "Libyen-Modell" vorzugehen. Libyens damaliges Regime unter Gaddafi hatte zunächst seine nuklearen Ambitionen aufgegeben, ehe es Jahre darauf mit Hilfe von westlichen Luftschlägen gestürzt wurde.

Pjöngjang hat zudem in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe an Konzessionen gemacht: Angefangen von der Suspendierung seiner Nuklear- und Raketentests über die Freilassung von drei festgenommenen US-Bürgern bis zu der für nächste Woche angekündigten Stilllegung der Atomtestanlage Punggye-ri. Gleichzeitig hat Trump mit der Aufkündigung des Iran-Deals die Vertrauenswürdigkeit seiner Regierung nicht gerade erhöht.

Sarah Sanders, Pressesprecherin des Weißen HausesBild: picture alliance/newscom/P. Benic

Die USA äußerten sich trotz der Drohungen aus Nordkorea zuversichtlich über das geplante Gipfeltreffen. "Wir sind weiterhin hoffnungsvoll", sagte Trumps Sprecherin Sarah Sanders dem TV-Sender Fox News. Sollte der Gipfel platzen, werde die US-Regierung ihre Strategie "des maximalen Drucks" gegenüber Pjöngjang fortsetzen, fügte sie hinzu. Das US-Außenministerium erklärte, keinen Hinweis aus Nordkorea auf eine mögliche Absage der historischen Begegnung erhalten zu haben. Nordkoreas wichtigster Verbündeter China rief Pjöngjang auf, an dem Gipfeltreffen zwischen Kim und Trump festzuhalten. 

"Wir sollten über die jüngsten Entwicklungen nicht allzu besorgt sein. Nordkorea nutzt die Gelegenheit, um sich in eine starke Position für künftige Verhandlungen zu bringen", sagt der in Seoul ansässige Nordkorea-Experte Christopher Green von der Denkfabrik Crisis Group.

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