Blutige Attacke auf Kabuler Luxushotel
21. Januar 2018Einen Tag nach dem Angriff ziehen die Behörden Bilanz. Offiziell spricht das afghanische Innenministerium jetzt von mindestens 30 Todesopfern - darunter viele Ausländer. Mehr als 100 Hotelgäste seien gerettet worden, einige von ihnen seien verletzt. Das Ministerium bestätigte, nach rund 13 Stunden sei die Attacke beendet gewesen, alle Angreifer seien tot. Nach Angaben der ukrainischen Regierung handelt es sich bei sechs der getöteten Ausländer um Ukrainer.
Der afghanische Sender Tolo TV meldete unter Berufung auf eine "verlässliche Quelle", es seien 43 Menschen ums Leben gekommen. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Allerdings ist bekannt, dass Regierungsstellen in Kabul, Opferzahlen die sie öffentlich bekanntgeben, gerne klein halten.
Die Taliban haben sich zu dem Angriff bekannt. In einem per E-Mail verbreiteten Schrieben hieß es, fünf ihrer "heiligen Krieger" hätten Dutzende ausländische und afghanische Feinde getötet.
Zum Zeitpunkt der Angriffs am Samstag ist den Angaben zufolge in dem Hotel eine Hochzeitsfeier im Gang gewesen. Außerdem fand in dem Haus eine Konferenz afghanischer Computerexperten statt. Ein Augenzeuge sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Angreifer hätten gezielt nach Ausländern und Regierungsbeamten gesucht und dann geschossen. Die Opferzahl sei "viel höher" als das, was Regierungsbeamte bestätigten.
Berechtigte Warnung
Die Angreifer hätten sich stundenlange Gefechte mit afghanischen Spezialkräften geliefert, heißt es. Die Szenerie weckte Erinnerungen an einen ähnlichen Angriff im Jahr 2011, als Attentäter der radikalislamischen Taliban das Hotel angegriffen hatten. Etwa ein Dutzend Gäste, Hotelangestellte und Sicherheitskräfte wurden damals getötet. Zuletzt hatte immer häufiger die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) die Verantwortung für Anschläge in Kabul übernommen.
Erst in den vergangenen Tagen waren in der Hauptstadt lebende Ausländer vor möglichen Anschlägen gewarnt worden. Ihnen wurde geraten, Hotels, öffentliche Versammlungen und Treffpunkte von Ausländern zu meiden. "Extremisten könnten einen Angriff auf Hotels in Kabul planen", hieß es in einem Warnhinweis. Beim ersten schweren Anschlag in der Stadt im neuen Jahr auf einen Sicherheitsposten in einem Wohn- und Geschäftsviertel waren Anfang Januar mindestens 20 Menschen getötet worden.
qu/wa (rtr, dpa, afp)