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Politik

Taliban machen Afghanen Versprechungen

17. August 2021

In seiner ersten öffentlichen Pressekonferenz in Kabul schlägt der langjährige Taliban-Sprecher versöhnliche Töne an. Ist dem zu trauen? Washington reagiert abwartend und auch die Skepsis in der Bevölkerung ist groß.

Afghanistan | Talibansprecher Zabihullah MujahidKabul in Kabul
Bild: Rahmat Gul/AP Photo/picture alliance

Zwei Tage nach ihrem Einmarsch in der afghanischen Hauptstadt Kabul haben die radikalislamischen Taliban das Ende des Krieges und eine allgemeine Amnestie verkündet. Das betreffe auch ehemalige Übersetzer von ausländischen Streitkräften. Man habe außerdem alle Soldaten begnadigt, die in den vergangenen Jahren mit ihnen gekämpft hätten. "Der Krieg ist zu Ende", und "jeder" sei begnadigt, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid bei einer Pressekonferenz in Kabul. Mudschahid beteuerte, dass die Taliban weitere politische Kräfte an der Macht in Afghanistan beteiligen wollen. Auch Medien sollten sich keine Sorgen machen. Sie müssten unparteiisch bleiben, die Inhalte sollten aber islamischen Werten nicht entgegenstehen.

Er kündigte auch an, dass Frauen weiterhin arbeiten gehen dürften, sofern ihre Erwerbstätigkeiten im Einklang mit "den Prinzipien des Islam" stünden. Ein anderer Taliban-Sprecher sagte zudem in einem Interview mit dem britischen Sender Sky News, dass Frauen in Afghanistan künftig nicht wieder dazu verpflichtet sein sollten, in der Öffentlichkeit die Ganzkörperbedeckung Burka zu tragen. Auch das Tragen anderer Formen von Schleiern solle erlaubt sein.

Checkpoint von Taliban-Kämpfern in KabulBild: AP/picture alliance

Viele Afghanen trauen den Versprechen nicht. Sie befürchten, dass das alles Versuche der Islamisten sind, die Menschen im Land in Sicherheit zu wiegen. Die große Sorge der Menschen ist, dass die Taliban eine ähnliche Schreckensherrschaft errichten könnten wie zwischen 1996 und 2001. Damals folgten sie einer extrem rigiden Auslegung der Scharia, des islamischen Rechts. Frauen durften keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, Mädchenschulen wurden geschlossen. Die Strafen bei Gesetzesverstößen waren oft grausam. Dieben wurde die Hand abgehackt. Frauen, die des Ehebruchs bezichtigt wurden, wurden zu Tode gesteinigt.

Auch der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, reagierte betont zurückhaltend auf die Äußerungen. Er sagte allerdings, die Taliban hätten zugesagt, Zivilisten unbehelligt zum Flughafen in Kabul zu lassen, damit sie das Land verlassen könnten.

US-Soldaten sichern das Rollfeld des Kabuler FlughafensBild: Shekib Rahmani/AP/picture alliance

Daran, ob das wirklich so durchgeführt werden könne, würden die Islamisten gemessen, sagte Sullivan im Weißen Haus. Nach bisherigen Zusagen könnten die Evakuierungen aus Kabul bis zum 31. August weitergehen. Man führe Gespräche mit den Taliban über einen genauen Zeitplan, sagte Sullivan. Er arbeite daran, "die beste Methode zu finden, um die meisten Menschen auf möglichst effiziente Weise herauszubekommen".

Hunderte Menschen warten vor dem Flughafen von Kabul auf eine Chance, das Land zu verlassenBild: AP/picture alliance

Der Flughafen in der Hauptstadt Kabul steht inzwischen unter der Kontrolle des US-Militärs. Die US-Soldaten sollen die Sicherheit des Flughafens gewährleisten und die Evakuierungsaktionen koordinieren. Die USA wollen bald in der Lage sein, pro Stunde eine Maschine starten zu lassen und damit täglich 5000 bis 9000 Menschen aus dem Land zu fliegen, wie ein Pentagon-Vertreter am Dienstag sagte. Zur Sicherung des Flughafens von Kabul entsendet Präsident Biden tausende zusätzliche Soldaten. Die Zahl der eingesetzten Soldaten sollte von 2500 am Montag auf 4000 am Dienstag steigen. Ziel sind 6000 Soldaten.

qu/ww (dpa, rtr, afp, ap)

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