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Politik

Taliban rücken im Norden Afghanistans vor

6. Mai 2017

Die radikalislamischen Taliban haben einen Distrikt nahe der Provinzhauptstadt Kundus erobert. Kurz zuvor hatte die Bundeskanzlerin noch vor einem übereilten Abzug aus Afghanistan gewarnt.

Afghanistan Taliban
Bild: picture-alliance/T. Koene

Die staatlichen Sicherheitskräfte räumten den Vorstoß der Islamisten ein. Man habe sich nach mehr als 24-stündigen schweren Kämpfen aus Kala-i-Sal zurückgezogen, um weitere zivile und militärische Opfer zu vermeiden, sagte ein Polizeisprecher in Kundus.

In den vergangenen eineinhalb Jahren war es den Taliban (Archivbild) zwei Mal gelungen, kurzzeitig das Stadtzentrum von Kundus, der zweitwichtigsten Stadt im Norden, einzunehmen.

Merkel gegen übereilten Abzug

Kurz zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel noch vor einem übereilten Abzug des ausländischen Militärs vom Hindukusch gewarnt. Sie halte es für ausgesprochen wichtig, dass der sehr langfristige Einsatz in Afghanistan, bei dem auch Deutschland Verantwortung übernommen habe, nicht zu früh beendet werde, sagte sie in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft. "Die Ereignisse, wie wir sie jetzt erleben, zeigen auch, dass unsere Anwesenheit, auch unsere Unterstützung im Sinne der Beratung und im Sinne des Trainings, noch dringend erforderlich ist." Momentan sind noch knapp 1000 deutsche Soldaten als Teil des Beratungseinsatzes der NATO in Afghanistan.

Bis 2013 hatte die Bundeswehr in Kundus ein Feldlager betrieben, in dem zeitweise knapp 2000 deutsche Soldaten stationiert waren. Es war der gefährlichste Einsatzort der Truppe: 18 deutsche Soldaten starben in der Region durch Anschläge und im Gefecht. Seit die Taliban Kundus im Herbst 2015 erstmals überrannten, ist fast ständig wieder eine Handvoll deutscher Soldaten vor Ort, um die afghanischen Kommandeure in deren Lager oberhalb der Stadt zu beraten.

Kurswechsel in den USA

Nach Jahren des Abzugs erwägen die USA derzeit einen Kurswechsel und die Entsendung von 3000 bis 5000 zusätzlichen Soldaten an den Hindukusch. Das Thema dürfte auch beim NATO-Gipfel am 25. Mai eine Rolle spielen. Aktuell kontrollieren die Regierungstruppen nach US-Schätzungen nur noch 60 Prozent des Landes. Seit Jahresbeginn wurden demnach mehr als 1000 afghanische Sicherheitskräfte getötet.

cgn/rb (ap, dpa, rtr)

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