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Politik

Taliban setzen Eroberungszug fort

20. Juni 2021

Die militant-islamistischen Taliban erhöhen den Druck auf die Regierung in Afghanistan. Binnen 24 Stunden eroberten sie mindestens sechs weitere Bezirke in dem Krisenland. Kann Kabul doch noch gegenhalten?

Afghanistan | Bildergalerie | Truppenabzug
Taliban-Kämpfer in der Provinz Laghman (Archivbild)Bild: NOORULLAH SHIRZADA/AFP/Getty Images

In den Provinzen Tachar und Fariab im Norden des Landes rückten die Taliban-Milizen nun auf die Provinzhauptstädte vor, bestätigten lokale Behördenvertreter. Insgesamt haben die Islamisten seit Beginn des Abzugs der US- und anderer NATO-Truppen am 1. Mai nun 41 Bezirke neu erobert. Afghanistan ist in 34 Provinzen und rund 400 Bezirke unterteilt.

Beobachtern zufolge versuchen die Taliban, ihre Kontrolle in jenen Gebieten zu festigen, in denen sie bereits zuvor eine starke Präsenz hatten. In vielen neu eroberten Bezirken waren zuletzt nur die Bezirkszentren noch unter Kontrolle der Regierung gewesen.

Teile des Militärs gehen kampflos

Die afghanischen Sicherheitskräfte haben mit geringer Moral ihrer Soldaten und Polizisten zu kämpfen. Mehrere Bezirke wurden kampflos verlassen. In der Hauptstadt Kabul tauschte der afghanische Präsident Aschraf Ghani am Samstag Innen- und Verteidigungsminister aus und besetzte weitere Schlüsselpositionen im Sicherheitsbereich neu.

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Die internationalen Truppen sind mit ihrem Abzug bereits weit fortgeschritten, bis spätestens 11. September sollen die letzten Soldaten das Land verlassen haben. Die Friedensgespräche treten weiter auf der Stelle.Die Taliban bekundeten Interesse an weiteren Gesprächen. Allerdings sei die Einführung eines "echten islamischen Systems" der einzige Weg, um den Krieg im Land zu beenden, erklärte der stellvertretende Taliban-Chef Abdul Ghani Baradar.

Vize-Chef macht viele Versprechen

Er versicherte, natürlich würden die Rechte aller Afghanen einschließlich der Frauen in einem solchen islamischen System vollständig respektiert. Der Taliban-Vizechef sicherte auch Minderheiten, Diplomaten und Mitarbeitern internationaler und humanitärer Organisationen zu, in einem künftigen Regierungssystem unter Beteiligung der Taliban sicher zu sein. "In diesem Punkt müsse man sich keine Sorgen machen."

Baradar, der die Taliban bei den Gesprächen mit der Regierung in Kabul bislang repräsentiert hatte, rief außerdem junge Afghanen auf, das Land nicht zu verlassen. Sein Appell kommt nicht zufällig: Im vergangenen Jahr waren dutzende gebildete junge Menschen in gezielten Attentaten getötet worden, die den Taliban zugeschrieben werden. Viele junge Menschen verließen daraufhin Afghanistan.

haz/kle (dpa, afp, rtr)

 

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