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Politik

Taliban stürmen Zentrum von Kundus

3. Oktober 2016

Die radikalislamischen Taliban haben die Hauptstadt der nordafghanischen Provinz Kundus angegriffen und liefern sich bis ins Stadtzentrum Gefechte mit Sicherheitskräften. Die Armee bereitet eine Gegenoffensive vor.

Afghanistan | Kampf um Kunduz
Kampf um KundusBild: picture-alliance/AP Photo/N. Rahim

Die Symbolik wiegt schwer: Ein Jahr nachdem die Taliban Kundus für fast zwei Wochen in ihrer Gewalt hatten, dringen sie erneut bis ins Stadtzentrum vor. Das bestätigte das Provinzratsmitglied Saied Assadullah Sadat. Seit dem frühen Abend Ortszeit kämpfen demnach Taliban und Sicherheitskräfte in der Nähe des Hauptquartiers des Geheimdienstes und vor dem Armeerekrutierungsbüro.

"Sie haben den Hauptplatz noch nicht eingenommen, aber sie sind nahe dran", sagte Sadat. "Wenn die Regierung nicht schnell handelt, fällt die Stadt heute Nacht." Nach Polizeiangaben bereiten die Sicherheitskräfte einen Gegenangriff vor. Militärhubschrauber überflogen die Stadt.

Am Montagmorgen (Ortszeit) hatten sich die Gefechte noch am nördlichen Stadtrand abgespielt. Auf beiden Seiten soll es Todesopfer gegeben haben. Ein Polizeisprecher sagte, der Angriff der Islamisten habe in der Nacht zum Montag gegen 2.00 Uhr morgens begonnen und sei von vier Seiten aus geführt worden. Eingesetzte Spezialkräfte mit Luftunterstützung konnten offenbar aber nicht verhindern, dass die Taliban schließlich ins Zentrum vordrangen. Laut Augenzeugen zogen Taliban-Kämpfer mit Sturmgewehren und Panzerfäusten bewaffnet durch die verlassenen Straßen, drangen in Häuser ein und gingen auf den Dächern in Position.

Kundus ist seit Monaten von Aufständischen umzingelt. Die Taliban halten Gebiete in fast allen der sechs Bezirke der gleichnamigen Provinz.

Bundewehrberater in umkämpfter Stadt

In Kundus war bis Ende 2013 auch die Bundeswehr stationiert. Seit März berät wieder eine kleine Gruppe deutscher Soldaten die afghanische Armee, um einen erneuten Fall der Provinz zu verhindern. Der Kommandeur der deutschen Einheiten in Nordafghanistan, Brigadegeneral Hartmut Renk, sagte dem Südasien-Büro der ARD, die Terroristen nutzten die Zivilbevölkerung "gnadenlos als menschliche Schutzschilde". Auf die Frage, wie die Kämpfer trotz starker Militärpräsenz in die Stadt gelangen konnten, sagte Renk der ARD: "Die kommen als Zivilisten. Und als Zivilist kann jeder in die Stadt. Die haben ihre Waffenverstecke in der Stadt. Und dann werden sie erst zum Kämpfer in der Stadt, nachdem sie ihre Waffen aus den Verstecken geholt haben."

Symbolträchtiger Vorstoß

Der Angriff auf Kundus ereignete sich fast genau ein Jahr, nachdem die Taliban die Stadt zum ersten Mal erobert hatten. Ende September und Anfang Oktober 2015 hielten sie Kundus fast zwei Wochen lang in ihrer Gewalt - es war der erste große territoriale Gewinn der Islamisten seit Beginn der internationalen Militärintervention in Afghanistan 2001 und ein Schock für die afghanische und ausländische Regierungen.

Afghanische Soldaten auf dem Weg nach KundusBild: picture-alliance/dpa/J. Kargar

Der erneute Angriff auf die Stadt findet nur einen Tag vor einer Geberkonferenz für das Land statt. Ziel des zweitägigen Afghanistan-Treffens ab Dienstag in Brüssel ist, Milliarden Dollar an Hilfszusagen zu vereinbaren, um das kriegszerstörte Land wieder aufzubauen.

qu/uh (dpa, rtr, afp)

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