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Konflikte

Taliban und USA glauben an raschen Deal

1. September 2019

Am Tag nach der Attacke auf Kundus haben die Taliban eine zweite Stadt in Afghanistan angegriffen. Die USA bringt das zumindest in den Friedensverhandlungen mit der Miliz nicht aus der Ruhe.

US-Sondergesandter Khalilzad für Afghanistan
Der in Afghanistan geborene US-Sondergesandte Zalmay KhalilzadBild: Getty Images/AFP/K. Jaafar

Während Kämpfer der Taliban eine zweite Stadt unter Beschuss genommen haben, rückt ein Abkommen zwischen der Miliz und den USA näher. Der Verhandler der USA, Zalmay Khalilzad, schrieb, man stehe "an der Schwelle eines Abkommens" mit der radikalislamischen Gruppe. Beide Seiten seien in Gesprächen über letzte technische Details, nachdem sie die aktuelle Verhandlungsrunde erfolgreich abgeschlossen hätten, erklärte ein Sprecher der Taliban. Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Khalilzad, will nun in die afghanische Haupstadt Kabul reisen.

Rückzug gegen Verzicht

Der Friedensvertrag soll im Kern aus zwei Zusagen bestehen: Die USA sichern einen Rückzug ihrer Truppen aus Afghanistan zu; die Taliban versprechen im Gegenzug, das Land nicht mehr als Basis für Terrorismus im westlichen Ausland zu nutzen. Die USA sind seit einer US-geführten NATO-Invasion als Reaktion auf die Terroranschläge des 11. September 2001 mit großen Truppenkontingenten in Afghanistan präsent.

Verletzte in einem Krankenhaus in Kundus nach einer Taliban-Attacke im JuniBild: picture-alliance/dpa/M. Ibrahimi

Ob Washington den Taliban einen vollständigen Abzug der derzeit 14.500 Soldaten verspricht und über wie viele Jahre dieser laufen sollte, ist bislang unbekannt. In dieser Woche hatte US-Präsident Donald Trump angedeutet, dass auch auf lange Sicht noch 8.600 Soldaten im Land bleiben könnten. Insgesamt sind in Afghanistan mehr als 20.000 NATO-Kräfte stationiert, darunter auch 1200 Soldaten der Bundeswehr.

Taliban greifen weitere Stadt an

Unterdessen gehen die jüngsten Angriffe von Taliban-Milizen im Norden Afghanistans weiter. Einen Tag, nachdem Hunderte Kämpfer in die Stadt Kundus vorgerückt waren, haben weitere Anhänger die Hauptstadt der benachbarten Provinz Baglan, Pul-e Chumri, unter Beschuss genommen. Örtliche Politiker befürchteten, die Taliban könnten die Stadt einnehmen. Aus dem afghanischen Innenministeriums hieß es, es handele sich um keine Offensive der Taliban, sondern lediglich um Angreifer in zwei Gebieten der Stadt. Sicherheitskräfte hätten die Kämpfer bereits umzingelt.

Afghanische Sicherheitskräfte am Samstag in KundusBild: Reuters/Afghan Interior Ministry

Nach dem Vorrücken der Taliban hatte sich ein Selbstmordattentäter in Kundus in die Luft gesprengt. Die Lage bleibt laut der Nachrichtenagentur AFP widersprüchlich: Das Innenministerium erklärte, Einsatzkräfte hätten die Stadt von den Taliban befreit: "Die Situation in der Stadt ist wieder normal", sagte ein Sprecher. Ein Sprecher der Taliban widersprach dieser Darstellung und sagte, Kämpfer hielten weiterhin ihre Posten: Die "feindliche Propaganda, laut der die Mudschahedin verdrängt oder getötet wurden, ist unwahr", sagte er Journalisten.

Erst Abkommen, dann Gespräche?

An der Feindschaft mit der afghanischen Regierung würde ein Abkommen zwischen USA und Taliban erst einmal nichts ändern. Es würde jedoch sogenannte "intra-afghanische" Friedensgespräche erlauben. Beobachter rechnen damit, dass solche Verhandlungen in der norwegischen Hauptstadt Oslo stattfinden würden.

ehl/haz (afp, ap, dpa, rtr)