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Politik

Neues Taliban-Dekret zu den Rechten der Frau

3. Dezember 2021

Die militant-islamistischen Taliban bemühen sich um einen frauenfreundlichen Anstrich. Doch die Aspekte im Erlass werden in afghanischen Gesetzen bereits garantiert. Interessant ist, was die Taliban nicht erwähnen.

Protest afghanischer Frauen in Kabul
Afghanische Frauen demonstrieren im Oktober in Kabul für ihr Recht auf Arbeit und Bildung Bild: Privat

Dreieinhalb Monate nach ihrer Rückkehr an die Macht in Afghanistan stehen die militant-islamistischen Taliban unter Druck. Internationale Geberländer stellten die Zahlung von Entwicklungsgeldern ein, Reserven der afghanischen Zentralbank sind eingefroren. Die Achtung der Frauenrechte gilt als Voraussetzung für die Wiederaufnahme von Finanzhilfen. 

"Eine Frau ist ein freier Mensch"

In einem jetzt veröffentlichten Erlass weisen die Taliban Organisationen, religiöse Gelehrte und Älteste im Land an, Maßnahmen zur Durchsetzung von Frauenrechten zu ergreifen. Wörtlich heißt es darin: "Eine Frau ist kein Eigentum, sondern ein edler und freier Mensch."

Niemand dürfe eine unverheiratete Frau oder eine Witwe zur Heirat zwingen, erklären die Taliban weiter. Auch dürfe niemand Frauen im Austausch für Frieden oder zur Beendigung einer Feindseligkeit irgendjemandem zur Verfügung stellen. In Afghanistan kommt es immer wieder vor, dass eine Frau etwa bei Familienfehden als "Wiedergutmachung" gegeben wird. Witwen hätten zudem einen Anspruch auf ein Erbe sowie auf eine Brautgabe, sollten sie wieder heiraten.

In dem Erlass werden zudem zwei Ministerien sowie die Gerichte aufgefordert, dafür zu sorgen, dass diese Rechte bekanntgemacht und umgesetzt werden. Die einzelnen Positionen in dem Dekret sind allerdings nicht neu und entsprechen auch den Regeln des Islam. Auch die bisherigen afghanischen Gesetze garantierten offiziell diese Rechte. Allerdings wurden sie vor der Machtübernahme der Taliban Mitte August den Frauen oft nicht gewährt und konnten vor Gericht nicht durchgesetzt werden.

Kein Recht auf Bildung oder Arbeit

Nicht erwähnt in der Verordnung der Islamisten werden die Rechte einer Frau auf Bildung oder Arbeit. Nach der Rückkehr an die Macht hatten die Taliban die Rechte der Frauen merklich beschnitten. Straßenproteste von Aktivistinnen wurden gewaltsam unterdrückt. Viele Frauen konnten nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die meisten weiterführenden Schulen für Mädchen sind geschlossen. 

Mädchen im September in einer Schulklasse in Herat Bild: Hoshang Hashimi/AFP

Während ihrer früheren Herrschaft von 1996 bis 2001 in Afghanistan hatten die Taliban den Frauen verboten, das Haus ohne einen männlichen Verwandten zu verlassen. Kopf und Körper mussten auf der Straße vollständig verhüllt werden. Mädchen hatten kein Recht auf Bildung.

se/as (dpa, rtr, afp)

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