Taliban verüben Attentat in Kabul
26. Februar 2010Das afghanische Innenministerium gab die Zahl der Getöteten mit mindestens 16 an. Mehr als dreißig Menschen seien bei den schweren Anschlägen in der Hauptstadt Kabul am Freitag (26.02.2010) verletzt worden. Unter den Todesopfern sollen auch mehrere Ausländer sein, darunter vier Inder, ein Franzose und ein Italiener. Das Auswärtige Amt in Berlin hat keine Hinweise auf deutsche Opfer.
Ziel der Anschläge war ein Einkaufszentrum in der Kabuler Innenstadt, dem auch Hotels angeschlossen sind. Sie sollen häufig von indischen Botschaftsmitarbeitern und anderen Ausländern genutzt werden. Die Namen der Hotels wurden mit "Safi Landmark" und "Park Residence" angegeben. Augenzeugen berichteten, dass es nach einer ersten großen Explosion noch zwei weitere, kleinere Detonationen gegeben habe.
Taliban bekennen sich zu Anschlägen
Die Attentäter hatten ihre Sprengsätze kurz vor Morgengrauen nahe dem Gebäude im Stadtzentrum gezündet. Afghanistans Präsident Hamid Karsai verurteilte die Selbstmordanschläge. Zugleich zeigte er sich überzeugt, dass der Terrorakt die Beziehungen zwischen Indien und Afghanistan nicht belasten werde.
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid bekannte sich zu dem Angriff und erklärte, fünf Selbstmordattentäter hätten ein von Ausländern genutztes Hotel attackiert. Zwei hätten sich selbst in die Luft gesprengt, drei weitere hätten sich Gefechte mit Sicherheitskräften geliefert. Ein Polizeisprecher erklärte, alle Angreifer seien getötet worden. Die Lage sei wieder unter Kontrolle. An den Angriffen waren nach Polizeiangaben mindestens drei Attentäter beteiligt.
Die Anwohner wurden per Lautsprecher aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Sicherheitskräfte riegelten das Botschafts-Viertel im Stadtzentrum ab, wo viele Ausländer wohnen.
Erinnerungen vom letzten Anschlag noch frisch
In Kabul waren erst Mitte Januar bei koordinierten Angriffen auf mehrere Behördengebäude und Selbstmordanschlägen der radikal-islamischen Taliban mindestens zwölf Menschen getötet worden. Im Oktober hatten Aufständische in der Stadt ein Gästehaus der Vereinten Nationen angegriffen und sechs ausländische UN-Mitarbeiter getötet. Kurz zuvor starben zwölf Menschen bei einem Selbstmordanschlag auf die indische Botschaft.
Die indische Vertretung war bereits im Juli 2008 Ziel eines Terroranschlags geworden. Damals hatte ein Selbstmordattentäter mehr als vierzig Menschen mit in den Tod gerissen, darunter zwei indische Diplomaten. Für die Tat hatte Indien den pakistanischen Geheimdienst ISI mitverantwortlich gemacht. Pakistan wies das zurück. Neu Delhi hat keine Truppen in Afghanistan, engagiert sich aber beim zivilen Wiederaufbau.
Autorin: Naima El Moussaoui / Herbert Peckmann (dpa, apn, afp)
Redaktion: Ursula Kissel / Martin Schrader