Taliban verbieten Studentinnen die Ausreise nach Dubai
30. August 2023Khalaf Ahmad Al Habtoor ist ein erfolgreicher Geschäftsmann aus Dubai. Er hatte rund 100 Afghaninnen ein Stipendium gewährt, damit sie ihre Bildung in den Vereinigten Arabischen Emiraten fortsetzen können. Die Taliban haben Frauen in Afghanistan vom Studium ausgeschlossen. Ein Teil der Stipendiatinnen wollte letzte Woche von Kabul nach Dubai fliegen, wo Al Habtoor alles für sie vorbereitet hatte. Kurz vor dem Abflug erfuhr der Unternehmer, dass die Taliban den jungen Frauen die Ausreise verweigert hatten.
"Die Tatsache, dass die Taliban ihre Ausreise verhindert haben, hat uns völlig unvorbereitet getroffen", schreibt er auf Nachfrage der DW und fügt hinzu: "Wir waren schockiert, weil wir alle erforderlichen Genehmigungen sorgfältig vorbereitet hatten. Dabei haben uns die örtlichen Behörden von Dubai unterstützt, einschließlich des Außenministeriums, der Einwanderungsbehörde und der Polizei. Alle arbeiteten zusammen, um den gesamten Prozess zu erleichtern, und alles war bereit."
Khalaf Ahmad Al Habtoor ist der Gründungsvorsitzende der Al Habtoor Group. Der Milliardär aus Dubai veröffentlichte auf der Social-Media-Plattform X, früher bekannt als Twitter, eine Sprachnachricht einer Frau, die von ihrem gescheiterten Versuch berichtete, Afghanistan Richtung Dubai zu verlassen. Demnach hatte sie auch eine männliche Begleitperson dabei. Seit der im Dezember 2021 von den Taliban erlassenen "Mahrahm-Regelung" können sich Frauen in Afghanistan nicht mehr weiter als 72 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen, ohne von ihrem Ehemann oder einem nahe verwandten Mann begleitet zu werden.
Amnesty International: "Systematische Entrechtung der Frauen"
Im August 2021 haben die Taliban in Afghanistan nach einer Unterbrechung von rund zwei Jahrzehnten wieder die Macht übernommen. Trotz anfänglicher Versprechen, Frauenrechte im Rahmen der Scharia zu respektieren, haben die Taliban in den letzten zwei Jahren eine Reihe von Verboten erlassen, die die Rechte von Frauen und Mädchen drastisch einschränken. Frauen werden aus dem öffentlichen Leben verdrängt, von Bildungseinrichtungen und dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen und in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt.
Laut Amnesty International verfolgen die Taliban eine Politik der systematischen Entrechtung der Frauen in Afghanistan. Die Unterdrückung der Rechte von Frauen und Mädchen könnte laut Amnesty International möglicherweise als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten. Der Menschenrechtsorganisation liegen Berichte vor, die zeigen, dass die Taliban nicht nur Frauen und Mädchen ins Visier nehmen, sondern gezielt gegen Verteidigerinnen der Menschenrechte, Aktivistinnen, ehemalige Ortskräfte, Mitarbeitende der früheren Regierung oder Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten vorgehen. "Willkürliche Verhaftungen, Verschwindenlassen, Folter und außergerichtliche Hinrichtungen sind seit zwei Jahren vielerorts an der Tagesordnung", heißt es im jüngsten Bericht von Amnesty International über Afghanistan.
Frauen in Afghanistan fordern mehr Druck auf Taliban
"Und die Welt schaut nur zu", beklagen sich Frauen aus Afghanistan in Gesprächen mit der DW. "Wir haben genug davon, dass ihr diese Umstände bedauert. Die Weltgemeinschaft kann sich doch für uns einsetzen und dafür sorgen, dass sich diese Situation ändert", sagt Zahra Rajabi. Die junge Frau darf ihr Studium in Afghanistan nicht fortsetzen. Sie hofft immer noch darauf, dass die Taliban unter Druck der internationalen Gemeinschaft ihre Entscheidung revidieren und weiterführende Schulen und Universitäten für Frauen öffnen.
Viele Frauen in ihrer Situation suchen nach Möglichkeiten, ins Ausland zu reisen. Und manche von ihnen haben Glück. Drei Studentinnen, die ein Stipendium von Khalaf Ahmad Al Habtoor erhalten hatten, sind am Donnerstag, dem 24. August, in Dubai angekommen und wurden von ihm empfangen. Der einflussreiche Unternehmer möchte die anderen Stipendiatinnen nicht im Stich lassen. "Die Kommunikation und die Verhandlungen laufen, aber nicht über uns. Wir hoffen, in naher Zukunft Ergebnisse zu sehen, und ich bin zuversichtlich, dass das Problem bald gelöst sein wird."
Mitarbeit: Jennifer Holleis