Taliban verkünden Amnestie für Beamte
17. August 2021Die radikalislamischen Taliban haben allen afghanischen Regierungsmitarbeitern eine Amnestie angeboten. Die Islamisten forderten die Beamten auf, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. "Sie sollten mit vollem Vertrauen in Ihren Alltag zurückkehren", hieß es in einer Erklärung der Islamisten.
In einem TV-Auftritt wurden Frauen aufgefordert, sich an der Regierung zu beteiligen. "Das Islamische Emirat will nicht, dass Frauen Opfer werden", sagte Enamullah Samangani, Mitglied der Kulturkommission der Taliban, im inzwischen von den Taliban kontrollierten Staatsfernsehen. Sie sollten dem islamischen Recht entsprechend in der Regierung mitarbeiten.
Frauen sind besorgt
Er fügte hinzu: "Die Regierungsstruktur ist nicht ganz klar, aber aufgrund der Erfahrung sollte es eine vollständig islamische Führung geben und alle Seiten sollten sich anschließen." Was Details angeht, blieb Samangani jedoch vage.
Die Islamisten bemühen sich aktuell um Mäßigung bei öffentlichen Auftritten, aber viele Afghanen bleiben skeptisch. Die Rückkehr der Taliban an die Macht sorgte international für Entsetzen und weckte große Besorgnis vor allem bei den Frauen im Land. Die Taliban wollen eine sehr strikte Auslegung des islamischen Rechts durchsetzen.
Mahnung der Menschenrechtskommissarin
Das Büro der UN-Menschenrechtskommissarin rief die Taliban auf, die Menschenrechte in Afghanistan zu achten. Die neuen Machthaber müssten "durch ihr Handeln und nicht nur mit Worten zeigen, dass sie auf die Befürchtungen über die Sicherheit unzähliger Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten eingehen", erklärte ein Sprecher von Kommissarin Michelle Bachelet in Genf. Er verwies auf die Erklärungen von Taliban-Vertretern, Mitarbeiter der früheren Regierung nicht zu bestrafen sowie Mädchen und Frauen die Möglichkeit von Bildung und Berufstätigkeit zu gewähren. Man werde genau hinschauen, ob die Taliban diese Versprechen einhielten.
Der Sprecher von Bachelet erinnerte in diesem Zusammenhang an "erschütternde Berichte" von Menschenrechtsverletzungen und Beschränkungen von Freiheitsrechten insbesondere für Frauen und Mädchen. Solche Berichte träfen weiter ein, allerdings sei das UN-Büro in der augenblicklichen Lage nicht imstande, die Anschuldigungen zu überprüfen. Besorgt äußerte er sich schließlich über die Sicherheit von Tausenden Afghanen, die sich für Menschenrechte einsetzten. Diese hätten "geholfen, das Leben von Millionen zu verbessern".
sti/nob/gri (afp, ap, kna)