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Taliban-Video sorgt für Zündstoff

5. Juni 2014

Der Film zeigt, wie der US-Soldat Bergdahl am Hindukusch ausgetauscht wurde. Umstände seiner Gefangenschaft und der Deal mit den Taliban sind heftig umstritten. Eine Begrüßungsfeier in Bergdahls Heimatort wurde abgesagt.

US-Soldat Bowe Bergdahl beim Austausch in Afghanistan (foto: Reuters-TV nach Video)
Bild: REUTERS/Al-Emara

Irgendwo in den Bergen im Osten Afghanistans, Taliban-Kämpfer schwenken eine weiße Fahne, ein amerikanischer Kampfhubschrauber landet: In dem von den radikalislamischen Taliban veröffentlichen Video ist zum ersten Mal zu sehen, wie der US-Soldat Bowe Bergdahl nach fünf Jahren Gefangenschaft freigelassen wird. Die 17-minütige Aufnahme zeigt eine gespenstische Szenerie während der Übergabe des Gefangenen an eine Spezialeinheit der US-Armee. Bergdahl wird nach Waffen und Sprengstoff durchsucht, ein letzter Handschlag der Amerikaner in Zivil mit den Taliban.

Klar und deutlich die Botschaft der Extremisten an die USA: "Komm nie wieder nach Afghanistan. Das nächste Mal wird dich niemand freilassen", ruft einer der Bewaffneten Bergdahl noch hinterher. Das Pentagon erklärte, es halte die Aufnahmen für authentisch.

US-Soldat Bergdahl, nervöse letzte Gespräche mit seinen afghanischen BewachernBild: REUTERS/Al-Emara

Der mittlerweile 28-jährige Bergdahl wird derzeit im US-Militärkrankenhaus Landstuhl in Deutschland behandelt. Sein Gesundheitszustand sei stabil, erklärten die Ärzte, seine Genesung mache weiter Fortschritte.

Der US-Soldat war am Samstag auf freien Fuß gesetzt worden. Im Gegenzug überstellte Washington fünf ranghohe afghanische Taliban-Mitglieder aus dem Gefangenenlager Guantanamo nach Katar. Mehrere republikanische Kongressabgeordnete übten umgehend scharfe Kritik an der Abmachung mit den Muslim-Rebellen. Sie werfen dem Weißen Haus vor, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben.

Bergdahl ein Deserteur?

Der Gefangenenaustausch ist auch deshalb umstritten, weil Bergdahl im Juni 2009 unter zweifelhaften Umständen von seinem Stützpunkt nahe der afghanisch-pakistanischen Grenze verschwand. Einige seiner damaligen Kameraden werfen ihm laut US-Medien vor, desertiert zu sein. Vor seinem Verschwinden soll er sich kritisch über den Einsatz in Afghanistan geäußert haben.

Der Nachrichtensender CNN berichtete, dass eine interne Untersuchung der US-Armee aus dem Jahr 2009 zu dem Schluss gekommen sei, dass Bergdahl seinen Posten absichtlich verlassen habe. Als Fahnenflucht sei der Fall aber nicht eingestuft worden, da die Motive des Soldaten nicht endgültig bekannt gewesen seien. Das US-Militär will den Fall nun erneut aufrollen und Bergdahl nach seiner Genesung zum genauen Hergang seines Verschwindens vernehmen.

Spekulationen schießen ins Kraut

Generalstabschef Martin Dempsey machte deutlich, dass der Soldat für etwaige Verfehlungen disziplinarisch belangt werden könne. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel nahm den befreiten Soldaten gegen Verdächtigungen einer Mitschuld in Schutz. Es sie nicht fair, ohne Ermittlungen einfach zu spekulieren. Hagel wies am Mittwoch zudem die Darstellung von US-Medien zurück, dass mindestens sechs US-Soldaten bei der Suche nach dem Vermissten ums Leben gekommen seien.

Der Heimatort Bergdahls in Idaho sagte die für ihn geplante Willkommensfeier ab, aus "Sicherheitsgründen". Befürchtet wurde ein Ansturm von Unterstützern und Gegnern des Soldaten und des Gefangenenaustauschs.

Aufregung im Kongress

Ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses entschuldigte sich unterdessen bei Senatoren telefonisch dafür, dass der Kongress nicht in den Gefangenenaustausch eingeweiht war. Für den gesamten Senat wurde ein vertrauliches Briefing angesetzt. Mehrere Abgeordnete hatten Präsident Barack Obama Rechtsbruch vorgeworfen, weil das Weiße Haus sie nicht wie vorgeschrieben 30 Tage vor der Freilassung von Guantanamo-Häftlingen informiert hatte.

SC/sti (afp, APE, dpa)

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