Vesakh, höchstes Fest der Buddhisten
24. Mai 2013
Wie jedes Jahr freuen sich auch diesmal die Buddhisten rund um den Globus und besonders in Asien auf den ersten Vollmondtag des 6. Mondmonats. Zwischen Ende Mai und Anfang Juni wird das Vesakh-Fest gefeiert – diesmal am 25. Mai. Der heiligste buddhistische Feiertag ist nach dem entsprechenden Monat des Mondkalenders benannt und bezieht sich auf die wichtigsten Ereignisse im Leben des Religionsgründers Siddhartha Gautama, also des Buddhas. Buddha heißt soviel wie der Erwachte.
Angeblich wurde der Buddha an einem solchen Vollmondtag des 6. Mondmonats in einem nordindischen Volk als Sohn adeliger Eltern geboren. Das soll im Jahr 623 vor Christi Geburt gewesen sein. An einem solchen Tag fand er seine Erleuchtung. Ein solcher Tage war allerdings auch der letzte seines Lebens. Vermutlich starb er um das Jahr 543 vor Christi Geburt. Im Buddhismus spricht man von seinem vollkommenen Verlöschen.
Verlöschen als erstrebenswertes Ziel
Letzteres klingt für jüdische, christliche und muslimische Ohren eher befremdlich, wo ja den Gläubigen nach dem irdischen Tod ein Weiterleben im Paradies versprochen wird. Für den deutschen Buddhisten Hans Hofinger ist dieses vollkommene Erlöschen des Buddha dennoch eineForm von Erlösung, denn Buddha habe gelehrt, dass alle Wesen in einem Zustand ursprünglichen, reinen, wahren Nehmens diese vollkommen befreite Buddha-Natur haben. Dieses pure Wahrnehmen sei grenzenlos weit und offen. "Der Buddha hat diesen ursprünglichen Zustand unserer aller Buddha-Natur einen Namen gegeben, nämlich Shunyata." Dieser Begriff bedeute soviel wie leer oder das, was heute als Null gesehen werde. "Man könnte auch sagen: die absolute Mitte. Dieses Verlöschen ist im christlichen Sinne durchaus auch ein Aufgehen im Göttlichen. Das Erlangen des alles durchdringenden göttlichen Seins."
Hofinger, 57 Jahre alt, wurde mit 17 Buddhist und nach eigenen Angaben von einem der angesehensten tibetischen Lehrer trainiert. Vieles von dem, was er gelernt hat, gibt er mittlerweile weiter in den Bereichen Coaching, Meditation und Karate. Zudem gehörte er einige Jahre zum Leitungsgremium der Deutschen Buddhistischen Union, dem Dachverband der Buddhisten in Deutschland. Die veranstaltet Jahr für Jahr das Vesakh-Fest in München.
Feiern mit Regeln
Für Hofinger ist dieses Ereignis ein Fest der "Freude, der Verbundenheit und des einander zugewandten Miteinanders". Etwa 120 000 Deutsche bekennen sich zum Buddhismus und hinzu kommen hierzulande rund 130 000 asiatische Buddhisten. Dort, wo die größten buddhistischen Gemeinden sind, werde das Vesakh-Fest auch besonders ausgeprägt gefeiert, sagt Hofinger. Dazu gehören die Städte Frankfurt, München, Hamburg oder Berlin.
An diesem Tag gibt es Gebete und Vorträge, die sich auf die Lehre Buddhas beziehen, Blumengaben, die einer Buddha-Figur dargebracht werden. Mit bunten Umzügen wird die Freude dieses Festtags ausgedrückt. Jeder Anhänger soll an diesem Feiertag die fünf Grundregeln des Buddhismus einhalten. Das bedeutet: Kein Lebewesen zu töten oder zu verletzen, nichts zu stehlen, Enthaltsamkeit zu üben in Gedanken, Worten oder Taten, nicht zu lügen oder schlecht zu reden und keine Rauschmittel zu konsumieren.
Unterschiede beim Feiern
Dass auch ohne Rauschmittel Festtagsfreude aufkommt, weiß der Bayer Hans Hofinger aus eigenem Erleben: "So wird zum Beispiel der Einzug bei den Vesakh-Festen oft von vietnamesischen oder thailändischen Gruppen gestaltet, wo dann der Tanz von einem Glück verheißenden Fabelwesen in Gestalt eines Löwen vollzogen wird." Allerdings fällt dem gelernten Pädagogen und Psychologen auf, dass in Asien durch die Jahrtausende alten Traditionen den Feierlichkeiten von Vesakh sehr viel bunter, sehr überschwänglich Ausdruck verliehen wird. Lotusblumen, Kerzen und Räucherstäbchen seien unverzichtbare Utensilien, damit das Fest gelinge. In deutschen Städten, in denen die ur-buddhistisch-asiatische Bevölkerung nicht so stark vertreten sei, gebe es eher die "trockene deutsche Art". Dort werde das Vesakh-Fest "auf einer wissenschaftlichen Ebene mit Vorträgen, kulturellen Verbindungen dargestellt und den Leute nahe gebracht".
Auch auf diese Weise das Vesakh-Fest zu begehen, gehöre dazu, denn innerhalb der verschiedenen buddhistischen Lehren sei ein gewaltiges Spektrum vertreten von sehr religiös ausgerichteten Kulturen, bis hin zu sehr wissenschaftlichen Ansätzen, so Hofinger.
In jedem Fall aber - da sind sich Buddhisten unterschiedlichster Traditionen einig - stärkt das Vesakh-Fest die Gemeinschaft der Gläubigen und ihr Wir-Gefühl. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, dass die Vereinten Nationen vor einigen Jahren Vesakh als offiziellen weltweiten Feiertag anerkannt haben.