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Tanzt den Aufbruch!

Rafael Heiling13. März 2004

Diese Musik ist der Soundtrack zum Wandel: "Kwaito" gießt das Lebensgefühl der südafrikanischen Jugend in Noten, seit die Apartheid ging und die Freiheit kam. Mittlerweile ist aus dem Trend eine Industrie geworden.

Mandoza macht Kwaito-Musik - in Südafrika hängt daran ein ganzes LebensgefühlBild: presse

Kwaito ist ein urbanes Tanz-Gebräu, mit nachdrücklichen Beats und Sprechgesang, vor allem in Zulu oder Township-Slang. Hip-Hop, Reggae und R&B hängen mit drin, Dancehall aus Jamaika, dazu aus England und den USA importierte House-Klänge - deren Tempo haben die DJs der neuen afrikanischen Welle ein bisschen eingebremst. Warum das Ganze Kwaito heißt, weiß man nicht genau, entweder stammt es vom afrikanischen Wort für "heiß" oder vom Namen einer Gangster-Bande, "Amakwaitos". Jedenfalls: Es rockt. Es rockt Südafrika.

Spagat zwischen Reichtum und Ghetto-Wurzeln

Und das schon eine ganze Weile, seit dem Ende der Apartheid. Am 27. April 2004 ist es zehn Jahre her. Seitdem haben auch schwarze Jugendliche die Freiheit, sich in Musik auszudrücken: ein bisschen mehr Stolz, Dynamik, Selbstbewusstsein. Die Texte: Über Frauen. Autos. Genuss. Es hat was vom amerikanischen Gangsta-Stil, mit dicken Autos und Turnschuh-Werbung, In-Diskos und shoppen in Nobel-Einkaufszentren.

Gleichzeitig stellen die jungen Stars aber nicht nur die Botschaft schnellen Reichtums, sondern auch ihre Ghetto-Herkunft heraus. Mandoza, eigentlich Ndu Tshabalala, ist 24 und heute eine Kwaito-Legende - mit 16 klaute er noch Autos. Mzekezeke zählt sogar Südafrikas Präsident zu seinen Fans (der hüpfte beim Freedom Day persönlich auf die Bühne und bat um Zugabe) - er versteht sich aber immer als Stimme der Menschen auf der Straße und verbirgt sein Gesicht stets unter einer Strumpfmaske. Auch andere, wie die Gruppe Bongo Maffin, Arthur oder Zola, sind in einer der Townships groß geworden. Kwaito-Pionier DJ Oscar nennt sich nun wieder Oskido - das klingt afrikanischer.

Kwaito - Musik und urbanes Leben

Kwaito ist längst aus der Musik ausgebrochen und zu einer Jugendkultur geworden. Sie hat sogar einen Radiosender wie YFM hervorgebracht, der junge DJs und Rapper ans Mikro lässt - bei der Gründung 1997 war das völlig revolutionär. Neuerdings residiert YFM im gehobenen Viertel, trendy mit Designermöbeln und Glas. Es gibt auch ein Hochglanz-Magazin namens "Y-Mag" heraus.

In der Kwaitomanie zählen Mode und Lifestyle. Welcher Stil, ist nicht so wichtig. Es gibt auch Glamour-Girls wie Thembi und Lebo oder Vertreter wie Bongo Maffin, eher auf der Seite von Afrolook und Reggae. Die Kwaito-Meister füllen die Klatschspalten der Zeitschriften, machen bei Anti-Aids-Kampagnen mit oder werben für Designer-Klamotten.

Kultur der Kassette

Die Kwaito-Kreativität lockt den Kommerz. Was die Verkaufszahlen angeht, haben in den letzten fünf Jahren die jungen Wilden den traditionellen Gospel eingeholt, sagt YFM. Seit Mitte der 1990er Jahre sind auch die großen internationalen Plattenfirmen auf den Geschmack gekommen, EMI und BMG zum Beispiel haben Kwaito-Musiker unter Vertrag. Bongo Maffin sind auch schon im New Yorker Central Park aufgetreten, und selbst in Deutschland sind erste Compilations im Laden. In Südafrika selbst ist der Absatz noch nicht der beste: Es fehlt an Kaufkraft, und die meisten Alben gehen noch als Kassette über den Ladentisch. Oder kommen als Raubkopie aus Simbabwe.

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