Tarifvertrag für Ryanair -Flugbegleiter
14. November 2018Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi haben ihre bei Ryanair beschäftigten Mitglieder einer Vorvereinbarung für einen Tarifvertrag "mit sehr großer Mehrheit" zugestimmt. Mit der Billigung des Eckpunkte-Papiers sei der Weg frei für den ersten Tarifvertrag für die rund 1000 Flugbegleiter bei Ryanair in Deutschland. Dieser betreffe sowohl die bei der irischen Airline angestellten Beschäftigten als auch die Leiharbeitnehmer. Der Tarifvertrag solle nun bis Ende November endgültig ausgehandelt werden.
Höheres Grundgehalt
Kommt der Tarifvertrag für die Flugbegleiter zustande, werde deren Grundgehalt um 600 Euro monatlich steigen, teilte Verdi mit. Hinzu komme eine weitere Gehaltserhöhung von 200 bis 250 Euro im Monat. Künftig solle es laut der Vereinbarung für jeden Flugbegleiter eine Mindeststunden-Garantie von 600 Stunden geben.
Ferner wurde nach Angaben von Verdi ein Sozialplan erarbeitet. Dieser sieht unter anderem Abfindungen vor, wenn ein Standort geschlossen oder die Zahl von Flugzeugen reduziert wird und Mitarbeiter daraufhin versetzt werden. Die jetzt gefundene Tarifeinigung gilt ausdrücklich nur für das Kabinenpersonal - für die Piloten verhandelt deren Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) weiter mit der Fluggesellschaft.
Betriebsräte nicht erlaubt
Als großen Wermutstropfen bezeichnete Verdi-Vorstandsmitglied Christine Behle die Tatsache, dass Ryanair weiterhin keine Betriebsräte zulasse. "Wir setzen hierbei auf die Politik, die eine Gesetzesänderung beschließen muss, um eine Betriebsratsgarantie auch im Luftraum einzuführen", fügte sie hinzu.
Für eine solche Regelung hat sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eingesetzt. Das Land Berlin kündigte eine Bundesratsinitiative für mehr Rechte von Flugpersonal an. Der Vorstoß zielt auf Ryanair ab.
Bislang haben die Arbeitnehmer rechtlich schlechte Karten: Das Betriebsverfassungsgesetz sieht eine Beschäftigtenvertretung für Arbeitnehmer im Flugbetrieb als Möglichkeit vor - das greift aber nur, wenn die Geschäftsleitung einverstanden ist. Nach Angaben der Berliner Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) schließen sich Bremen, Thüringen und Brandenburg der Bundesratsinitiative an.
Streiks haben Ryanair-Führung zermürbt
Die bevorstehende Tarifeinigung steht am Ende eines erbitterten Arbeitskampfes, in dessen Verlauf die deutschen Ryanair-Mitarbeiter sich im September an einem europaweiten Streik beteiligten. 190 Flüge mussten gestrichen werden.
Wegen eines Streiks des deutschen Kabinenpersonals Anfang November fielen 150 Flüge aus.
Ryanair hatte Ende vergangenen Jahres erstmals in seiner 30-jährigen Geschichte Gewerkschaften für sein Personal zugelassen - so sollten umfangreiche Streiks während des Weihnachtsgeschäfts verhindert werden. Seitdem musste die Fluggesellschaft durch zahlreiche Streiks deutliche Einbußen in ihren Gewinnen hinnehmen.
mak/hk (dpa, rtr)