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Tatjana Lokschina: „Hohe Zahl an Vermissten in Tschetschenien trägt zur Radikalisierung bei“

29. Januar 2007

Russische Menschenrechtlerin im Interview von DW-RADIO

„Seit 1999 sind in Tschetschenien zwischen 3.000 und 5.000 Menschen spurlos verschwunden. Verwandte versuchen bislang überwiegend erfolg­los, ihre Angehörigen zu finden. Dieses Problem trägt zur Radikalisierung der Bevölkerung bei. Die Menschen verstehen nicht, dass keine Hilfe kommt.“ Das sagte Tatjana Lokschina, Direktorin des Moskauer Instituts „Demos“, in einem Interview von DW-RADIO. „Demos“ ist eine regierung­sunabhängige Einrichtung und befasst sich mit Menschenrechtsfragen.

Eine offizielle Zahl der Vermissten gebe es bis heute nicht. Angaben russi­scher Ministerien würden sich widersprechen, so Lokschina in der Deut­schen Welle. Russische Menschenrechtsorganisationen haben am heuti­gen Montag in Moskau einen Bericht zur Situation in Tschetschenien vor­gelegt. Offizielle Stellen hatten bislang die Zahl von etwa 2.000 vermissten Tschetschenen genannt.

Nach Ansicht Lokschinas geht die hohe Zahl an Vermissten „auf Entfüh­rungen und gesetzwidrige Festnahmen zurück. In vielen Fällen sind Mitar­beiter lokaler Militäreinheiten schuld, die dem Ministerpräsidenten Ramsan Kadyrow unterstehen.“ Lokschina: „Angesichts der insgesamt 1,1 Millionen Bewohner in Tschetschenien kommt der Zahl von bis zu 5.000 Vermissten eine große Bedeutung bei.“

29. Januar 2007
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