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Politik

Tausende bei Gedenkmarsch für Boris Nemzow

24. Februar 2019

Aus dem Marsch entwickelte sich eine politische Demonstration gegen Kremlchef Wladimir Putin und für ein freies Russland. Die Deutsche Welle sprach am Rande der Demo mit Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski.

Russland Moskau Boris Nemzow Gedenkveranstaltung
Bild: picture-alliance/dpa/P. Golovkin

Die Marschierenden gedachten des russischen Oppositionspolitikers Boris Nemzow - der Kremlkritiker wurde am 27. Februar 2015 kurz vor Mitternacht in unmittelbarer Nähe des Kremls erschossen. Tausende Moskauer und prominente Oppositionelle marschierten durch das Zentrum der Stadt. Viele trugen russische Fahnen, Porträts von Nemzow und Anti-Kreml-Banner. Einige sangen Slogans gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Organisatoren sprachen von 8000 Teilnehmern. Die Polizei gab die Zahl der Agentur Interfax zufolge mit 6000 Menschen an. Die Demonstration verlief weitestgehend friedlich.

Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski im Gespräch mit der Deutschen WelleBild: DW

"Heute gedenken wir der Ermordung von Nemzow. Das war ein politischer Mord für den Wladimir Putin die Verantwortung trägt. Nemzow war sein politischer Gegner", sagte der russische Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski der Deutschen Welle (DW). Jawlinski wurde deutlich: "Wir sind der Meinung, dass die Auftraggeber des Mordes noch nicht zur Verantwortung gezogen worden sind. Wir glauben, dass der Mord ein Beleg für die autoritäre, kriminelle Macht in Russland ist. Die Menschen, die sich hier versammelt haben, protestieren gegen eine solche Macht und gegen eine solche Politik."

Die Mörder von Nemzow sind zwar verurteilt und sitzen im Gefängnis, aber mutmaßliche Hintermänner seien immer noch nicht zur Verantwortung gezogen worden, sagte Jawlinski. Das glauben auch viele Russen und es macht sie wütend. "Wir sind hier, damit man uns eines Tages nicht umbringt. Wir wollen nicht die nächsten sein, die man ermordet", sagt ein Demonstrant der DW. 

"Die EU soll uns achten"

Die Motivation der Marschierenden beschreibt eine Frau. "Ich bin hier, weil ich Kinder und Enkelkinder habe. Ich möchte, dass sie eine bessere Zukunft haben, ohne Lügen, ohne Heuchelei, ohne Krieg. Ich möchte, dass die europäischen Staaten uns Russen achten", sagte sie der DW. 

Bild: Getty Images/AFP/O. Maltzeva

Auch in Sankt Petersburg versammelten sich rund 800 Menschen zum Jahrestag der Ermordung. "Ich komme jedes Jahr zu dieser Veranstaltung. Leider ändert sich im Land nichts, und wir können nicht schweigen", sagte die 50-jährige Galina Apraksina der Nachrichtenagentur AFP.

Der frühere Vizeregierungschef Boris Nemzow war ein scharfer Kritiker von Präsident Putin. Nach Angaben der russischen Ermittler ist der mutmaßliche Auftraggeber des Mordes, Ruslan Muchudinow, seit 2015 international zur Fahndung ausgeschrieben. Ein Moskauer Gericht verurteilte den Mörder im Juli 2017 zu 20 Jahren Haft. Zudem wurden vier Männer wegen Beihilfe zum Mord zu Gefängnisstrafen zwischen 11 und 19 Jahren verurteilt.  

nob/qu (afp, rtre, dpa, DW)

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