Tausende bei Trauermarsch in Beirut
11. August 2020Mehrere Tausend Menschen zogen in Beirut in einem Trauermarsch zum Gedenken an die Opfer schweigend in Richtung des völlig zerstörten Hafens. Viele trugen Plakate mit den Namen ihrer bei dem Unglück getöteten Angehörigen und Freunde. Am Hafen versammelten sich hunderte weiß gekleidete Menschen. Zum Explosionszeitpunkt um 18.08 Uhr erklangen Glockengeläut und Gebetsrufe von den Moscheen.
Auf einer großen Leinwand waren Videos der Explosionen und von in Panik fliehenden Menschen zu sehen. "Wir werden nicht trauern, wir werden kein Schwarz tragen, bis wir alle zu Grabe getragen haben, die an der Macht sind", sagte ein Redner. Die Namen der Todesopfer wurden verlesen.
Einige Trauernde trugen weiße Rosen. Andere hatten Tränen in den Augen. Viele hüllten sich in rot-weiße Landesflaggen und riefen "Lang lebe der Libanon".
Muslime und Christen gedenken gemeinsam
Eine Frau namens Randa, die durch die Katastrophe obdachlos wurde, sagte: "Ich bin sprachlos. Wir haben unser wunderschönes Beirut verloren." Andere Teilnehmer riefen: "Wir sind Überlebende und werden aus den Trümmern wieder auferstehen."
Viele Libanesen werfen der politischen Führung vor, durch Inkompetenz und Korruption für das Unglück verantwortlich zu sein. Nach Regierungsangaben waren dabei 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert, die jahrelang ungesichert in einer Halle im Hafen lagerten. Die Regierung des Landes hatte am Montag ihren Rücktritt erklärt. Sicherheitsexperten hatten die Regierenden im Libanon nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereits im Juli vor den verheerenden Folgen einer möglichen Explosion im Hafen von Beirut gewarnt. Sie erwähnten demnach ausdrücklich die großen Mengen an Ammoniumnitrat, die dort seit Jahren gelagert wurden.
Die Zahl der Todesopfer stieg derweil auf 171, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Mehr als 6000 Menschen wurden bei den Explosionen verletzt, rund 300.000 wurden obdachlos.
sth/qu (dpa, afp)