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Konflikte

Großer Protest in Kandahar gegen die Taliban

14. September 2021

In der südafghanischen Stadt Kandahar haben Tausende Menschen gegen die radikal-islamischen Taliban demonstriert. Sie wenden sich gegen einen Räumungsbefehl für eine Siedlung.

Afghanistan I Anti-Taliban-Proteste in Kandahar
Zahlreiche Afghanen protestieren in Kandahar gegen eine Taliban-Entscheidung Bild: ASVAKA News Agency/REUTERS

Die Demonstranten kamen vor dem Regierungssitz des Gouverneurs in Kandahar zusammen, wie ein Mitarbeiter der ehemaligen Regierung am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Sie reagierten demnach auf die Aufforderung, eine Wohnsiedlung des Militärs zu räumen. Nach Angaben des Ex-Regierungsmitarbeiters wurden den Bewohnern drei Tage Zeit gegeben, um das Areal zu verlassen. Ein Bewohner sagte, sie hätten die Häuser an Taliban-Kämpfer übergeben sollen.

Auf Videoaufnahmen örtlicher Medien sind Menschen zu sehen, die eine Straße in der Stadt blockieren. Trotz des Verbots ungenehmigter Demonstrationen gingen zahlreiche Männer und Jugendliche auf die Straße, aber auch einige Frauen, die meisten von ihnen in eine Burka gehüllt. Einige Journalisten, die über die Demonstration berichteten, erklärten, sie seien von Taliban-Kämpfern geschlagen worden.

Viele Angehörige von Soldaten

In dem betroffenen Viertel leben nach Angaben von Bewohnern mehr als 10.000 Menschen, darunter viele Frauen von Soldaten, die in den vergangenen 20 Jahren im Kampf gegen die Taliban verletzt oder getötet wurden. Manche der Bewohner wohnen schon seit über 30 Jahren in der Siedlung. 

Der Gouverneur von Kandahar ordnete nach den Protesten an, die Räumungen auszusetzen, damit der Ältestenrat darüber beraten könne. In einer Mitteilung hieß es, nicht alle Häuser gehörten dem Staat. Einige seien auch von Privatleuten gebaut worden. Kandahar ist die zweitgrößte Stadt Afghanistan und gilt als Geburtsstätte der Taliban.

Dementi zu Machtkämpfen

In Kabul wies derweil ein Sprecher der Islamisten Berichte über tödliche Machtkämpfe in der Spitze der Gruppierung zurück. Der stellvertretende Ministerpräsident Mullah Abdul Ghani Baradar habe in eine Sprachbotschaft Behauptungen widersprochen, er sei bei einer Schießerei mit Rivalen getötet worden, twitterte Taliban-Sprecher Sulail Schahin. In Online-Netzwerken hatte sich zuvor das Gerücht verbreitet, Baradar sei bei einer Schießerei zwischen rivalisierenden Gruppen innerhalb der Taliban im Präsidentenpalast in Kabul tödlich verletzt worden. Zudem veröffentlichten die Taliban ein Video, das Baradar bei einem Treffen in Kandahar zeigen soll. Die Echtheit der Aufnahme konnte vorerst nicht verifiziert werden.

In Kabul gibt es Spekulationen, dass es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern Baradars mit denen von Innenminister Siradschuddin Hakkani gekommen sein soll. Bisher haben die Taliban immer Machtkämpfe in ihrer Spitze bestritten.

Baradar ist seit einiger Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten. Dasselbe gilt für den obersten Taliban-Führer Mullah Haibatullah Achundsada. Die Spekulationen über den Verbleib der Männer werden befeuert durch den Umgang mit dem Tod von Taliban-Mitbegründer Mullah Omar, Staatsoberhaupt während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001. Omars Tod wurde 2015 offiziell bestätigt, zwei Jahre nach seinem Ableben. Dies hatte damals heftige gegenseitige Anschuldigungen in der Taliban-Spitze ausgelöst.

kle/rb (rtr, afp)

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