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Politik

Tausende fordern auf Malta Gerechtigkeit

29. Oktober 2017

Auch nach ihrem Tod bewegt die ermordete Journalistin Daphne Caruana Galizia die Massen. Die Menschen spüren, dass die Bluttat auch etwas mit ihnen zu tun hat. Denn in ihrem Land tun sich Abgründe auf.

Malta Demo Ermordung Bloggerin
Schon am Donnerstag forderten Demonstranten den Rücktritt von Polizeichef Lawrence Cutajar ...Bild: Reuters/D. Zammit Lupi

Tausende Malteser versammelten sich in Sliema, einem Badeort in der Nähe der Hauptstadt Valletta. Sie zogen über die Strandpromenade und riefen "Schande, Schande" und "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit". Auf Vorschlag eines Sohnes von Caruana Galizia trugen die Demonstranten Lorbeerzweige als Symbol der Stärke und des Mutes.

... und versprachen vor dem Amtssitz des Premiers: "Frauen werden niemals zum Schweigen gebracht"Bild: Reuters/D. Zammit Lupi

Einige Demonstranten pfiffen mit Trillerpfeifen, andere hatten sich rotes Klebeband auf den Mund geklebt. Sie hielten Transparente mit Aufschriften wie "Man wird uns nicht zum Schweigen bringen" und "Unser Land verdient Besseres" hoch. Die Menge forderte den Rücktritt des maltesischen Polizeichefs und des Justizministers und deren Ersetzung durch Persönlichkeiten, die von mindestens zwei Dritteln der Parlamentsabgeordneten unterstützt werden.

Der letzte Satz im Blog der Journalistin als Graffito: "Da sind überall Gauner, wohin man sieht. Die Lage ist hoffnungslos."Bild: Reuters/D. Zammit Lupi

Bereits vor einer Woche hatte es eine Großdemonstration wegen Caruana Galizias Tod gegeben. Die 53-jährige Journalistin war Mitte Oktober durch eine unter ihrem Auto befestigte Bombe getötet worden. Sie hatte mehrere Korruptionsaffären in Malta aufgedeckt und auch in den sogenannten "Panama Papers" recherchiert. Dabei ging es um Vorwürfe, die sich unter anderem gegen Maltas sozialdemokratischen Regierungschef Joseph Muscat und dessen Familie richteten. So soll Muscats Frau Bestechungsgelder auf geheimen Konten in Übersee versteckt haben - was das Ehepaar indes bestreitet.

Vor der maltesischen Botschaft in Berlin gedachten die Menschen vor einer Woche der Frau, die nicht schwiegBild: Imago/C. Mang

In dem mit 430.000 Einwohnern kleinsten EU-Staat ist das Vertrauen in den Rechtsstaat angekratzt. Die Söhne von Caruana Galizia warfen Muscat nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter vor, das Mittelmeerland in eine "Mafiainsel" mit einer Kultur der Straflosigkeit verwandelt zu haben. Sie forderten den Regierungschef zum Rücktritt auf.

Muscat bat die US-Bundespolizei FBI und niederländische Experten, sich an der Aufklärung des Bombenanschlags auf die Journalistin zu beteiligen. Die europäische Polizeibehörde Europol entsandte bereits ein Ermittlerteam nach Malta. Die sterblichen Überreste von Daphne Caruana Galizia sollen am 3. November beigesetzt werden.

jj/kle (afp, ap, times of malta)

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